Kapitel 3 (Clarke)

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Mehr oder minder interessiert starre ich auf den Bildschirm vor uns, auf dem soeben die Zusammenfassung der Ernten aus den anderen Distrikten angefangen hat. Distrikt 1 beginnt. Die typischen Karrieros natürlich. Ein unschuldig aussehendes 17-jähriges Mädchen und ein schmal aussehender, aber nicht zu unterschätzender Jugendlicher. Nachdem beide sich, wie soll es auch anders sein, freiwillig für ein etwas jüngeres Mädchen und einen panisch aussehenden Jungen gemeldet hatten, gehen beide selbstsicher und ohne Zweifel auf die Bühne, als hätten sie ihr Leben lang auf diesen einen besonderen Moment gewartet. Weiter geht es mit meinem Distrikt. Erst sehe ich Liv, wie sie sich freiwillig meldet und stolz zu Roussier schreitet, danach mich, wie ich es geschafft habe, eine kämpferische Ausstrahlung zu bewahren. Mein Glück, denn die anderen Tribute sehen diese Übertragung ebenfalls. „Gut, sehr gut", kommt ein Kommentar von Nathaniel, der uns scheinbar für unser gelungenes Auftreten lobt. Das Mädchen aus 3 ist nicht wirklich nennenswert, sie scheint jedoch ziemlich klein und somit auch keine allzu große Bedrohung zu sein. Ihr Distriktpartner wirkt dagegen fast schon wie ein Karriero, als er, wohl ziemlich überzeugt von sich, sofort nachdem man seinen Namen ausgerufen hatte ohne Zögern zur Bühne schreitet. Distrikt 4 gibt nicht wirklich interessante Charaktere her, der Junge jedoch scheint keine großen Probleme damit zu haben, gezogen zu werden. Wie jeder aus einem Nicht-Karriero Distrikt ist er anfangs etwas ängstlich, aber er scheint sich große Mühe zu geben eine selbstbewusste Attitüde aufzubauen. Aus Distrikt 5 sind dieses Jahr recht langweilige Tribute gezogen worden, wobei ich sagen muss, dass das interessante Aussehen den Mädchens, Yuki, schon ziemlich auffällt. Das Mädchen aus Distrikt 6, ein zugegeben ziemlich Hübsches, meldet sich freiwillig für das Mädchen neben ihr, den Blicken zwischen den beiden zu urteilen schätze ich, dass sie ihre beste Freundin ist. Mutig von ihr, ziemlich mutig. Der Junge aus Distrikt 6 scheint ziemlich stark und muskulös. selbst wenn er keine Karriero Ausbildung hatte, könnte er es recht weit schaffen. Dann folgt Distrikt 7. Das Mädchen, Sloane, fällt sofort durch ihre hellbraunen Locken und ihre verschiedenfarbigen Augen auf. So jemanden habe ich noch nie gesehen. Der Junge scheint ziemlich von sich selbst überzeugt zu sein und es scheint mir, als würde sein Stolz seinen Verstand überwiegen, da er gar schon entspannt auf die Bühne zuschlendert. Seine Arroganz und seine Selbstsicherheit könnten noch ziemlich gefährlich werden. Aus Distrikt 8 werden ein Mädchen mit auffallend feuerroten Haaren und ein 16-jährige Junge gezogen, nicht weiter nennenswert. Distrikt 9 folgt. Das Mädchen, Francesca, scheint für ihre eigentlich schlanke Figur recht muskulös, der Junge dagegen sieht ziemlich jung und schwach aus. Aus Distrikt 10 folgt eine wahre Überraschung. Quentin, ein braunhaariger lockiger Junge wird gezogen, der gerade einmal 12 Jahre alt ist. Seine Chancen stehen meines Erachtens gleich null. Dem Mädchen kann ich überhaupt nichts entnehmen. Aus dem nächsten Distrikt, Distrikt 11, stammen ein 14-jähriges Mädchen und ein 17-jähriger, recht stämmiger Junge. „Der könnte deutlich zum Problem werden", gibt Nathaniel von sich. „Wegen so einem, einem Unberechenbaren aus einem der schwächeren Distrikten, wäre ich fast draufgegangen." Das letzte Distrikt. Während das Mädchen recht unscheinbar scheint, sieht der Junge, der nebenbei bemerkt 18 Jahre und damit das älteste Tribut dieses Jahr ist, sieht dagegen schon deutlich gefährlicher aus. Zwar strahlt er eine gewisse Unsicherheit aus, von der man sich aber keinesfalls beirren lassen sollte. „Kekse?", kommt es recht unerwartet von Nathaniel, ich lasse es mir jedoch nicht nehmen, zuzugreifen. „Ihr solltet euch in den nächsten Trainingstagen mit denen beschäftigen, die ihr als mögliche Verbündete oder als größte Gefahren anseht. Merkt euch all ihre Stärken und Schwächen, die sie im Training zeigen, zu eurem Vorteil", sagt er, während er selbst an einem Keks kaut. „Gin?" Kopfschütteln von uns allen. „Nun gut", kommentiert Nathaniel und erhebt sich. „Wenn ihr mich sucht oder irgendwelche sinnlosen Fragen habt, ich bin im übernächsten Wagen" Ich sehe zu Liv, Liv sieht zu mir. Ich kann ihr irgendwie noch nicht viel entnehmen, wenn ich ehrlich bin. Ihr Ausdruck ist kalt, aber doch mit Wärme erfüllt, sie scheint selbstbewusst, aber doch unsicher. Sollte ich ihr vertrauen? Sollte ich auf diese ganze Karriero-Sache setzen? Sicher, ich hätte die besten Chancen, keine Frage. Aber ich habe schon bei genug Hungerspielen gesehen, dass sie sich gegenseitig in den Rücken gefallen sind. Vor mich hin philosophierend fahre ich mir durch die silber-weißen ohrlangen Haare. Ich merke, wie Roussier sich wortlos erhebt und in die entgegengesetzte Richtung zu Nathaniel. Liv und ich verharren weiterhin auf der Couch. „Freut mich übrigens, dich kennenzulernen", kommt es von meiner rechten Seite und ich sehe, wie meine Distriktpartnerin mir förmlich die Hand reichen möchte. „Spar dir das", lache ich. „Was nützt es, wenn wir eh bald tot sind?" „Jetzt denk nicht so pessimistisch, Montague!", protestiert sie. „Ich denke nicht pessimistisch, sondern realistisch", erwidere ich schmunzelnd. „Ich schenke uns beiden mal Gin ein."

Breathe | 47th Hunger Games  (German ThG FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt