Kapitel 24

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„Guten Morgen, Susan! Ich habe einen kleinen Anschlag auf dich vor.", begrüßte mich Paul. „Ich dachte eher du gehst dagegen vor, als sie selbst auszuüben?!", entgegnete ich lachend. Hätte ich so einen Satz von Jim gehört, hätte ich mir Sorgen gemacht. „Stimmt, vielleicht sollte ich das bei der Arbeit aus meinem Wortschatz streichen. Scherz beiseite. Unser psychologische Referent für morgen in der Schule ist leider im Krankenhaus und fällt längerfristig aus, nachdem er bei dem Glatteis hingefallen ist. Könntest du dir die Folien der Präsentation mal ansehen? Wäre schön, wenn du das womöglich übernehmen könntest. Ich bringe dich zu Michael. Er kommt morgen auch mit und hat die Präsentation schon mehrfach gehört. Er kann dir bestimmt ein paar Fragen zum Einstieg und der Aufbereitung beantworten. Dir steht es natürlich auch frei, das ganze etwas anders zu gestallten. Schau einfach wie es passt. Mein Termin mit den Leuten vom Zeugenschutz dauert vermutlich länger, als ursprünglich geplant. Deshalb wird Michael dich den anderen Kollegen vorstellen. Bestimmt findet sich von denen auch jemand, damit du die Mittagspause nicht alleine verbringen musst." „Ach mach dir da keine Sorgen. Für die Mittagspause bin ich ohnehin schon für einen Kaffee verabredet.", antwortete ich verschwörerisch und wir machten uns auf den Weg zu diesem Michael. „Speed-Dating in der Mittagspause, oder was?", hakte Paul nach. „Nein, mit meinem Freund." „Hätte ich mir ja denken könne, dass jemand wie du nicht mehr zu haben ist." Wir lachten und ich antwortete: „Naja, ist aber noch ganz frisch. Und bei dir? Da stehen die Frauen doch bestimmt Schlange, oder?" „Ja definitiv, nur werden die auf ewig in der Schlange stehen bleiben müssen. Ah Michael, guten Morgen! Das ist Dr. Susan Phillips. Ich hoffe sie ist bei dir für heute gut aufgehoben, denn ich muss los zu meinem Termin. Die Unterlagen hast du ja alle. Also dann. Viel Spaß!" Er salutierte leicht und verschwand auch schon grinsend aus der Tür.
Michael ging geduldig mit mir die Folien der Präsentation durch. Er hatte einen Akzent, den ich zuerst nicht zuordnen konnte, jedoch kamen wir ins Gespräch und ich erfuhr, dass seine Eltern aus Ungarn kamen. Danach klapperten wir die Schreibtische der anderen Kollegen nacheinander ab. Sie waren sehr nett und ich stellte alle möglichen Fragen zu ihren Tätigkeiten, die sie mit großer Freude beantworteten. Ehe ich es mich versah war auch schon Zeit für die Mittagspause.

Mit Tüte in der einen und Kaffeetasse in der anderen Hand stiefelte ich zu Greg ins Büro. Ich stellte beides vor ihm ab und ließ mich in den leeren Stuhl fallen. „Na, was macht die Kunst? Ich hab dir einen Kaffee und Essen mitgebracht." „Oh danke, das ist echt lieb. Ich ertrinke förmlich in Papierkram. Unsere Pläne für heute Abend muss ich leider absagen. Boson hat mir ein Meeting reingedrückt. Er meinte, es sei sehr wichtig und er wolle dies mit mir bei einem Geschäftsessen besprechen. Das kann ja was werden. Oh, gebratene Nudeln, lecker! Und wie war es bei dir heute so?" Auch ich nahm meine Nudel Box und begann zu essen. „So wie es aussieht halte ich morgen einen der Vorträge. Da bin ich schon echt gespannt drauf. Es ist zwar „nur" für eine Schule und ich kann nicht viel falsch machen, wenn wir mal ehrlich sind, aber ich finde es eine coole neue Aufgabe. Das mit Boson klingt echt wichtig. Bestimmt finden wir wann anders die Zeit. Morgen kommt Jim und ich werde Regeln über mein Privatleben aufstellen. Aber am Samstag holen Lisa und ich einen Baum und schmücken ihn. Komm doch und hilf uns." „Oh gerne. Das klingt nach Spaß. Vielleicht kann Anderson ja ein bisschen Rußpulver locker machen und dann suchen wir deine Wohnung nach Fingerabdrücken ab", meinte er lachend, worauf ich ihn erschrocken ansah weil ich mir das Chaos vorstellte. „Lisa würde sich darüber definitiv freuen. Vielleicht könnt ihr euch ja auf den Küchentisch beschränken und mir nicht die ganze Wohnung einsauen." Wir redeten noch ein bisschen und dann musste ich mich auch schon wieder verabschieden und auf den Weg nach unten machen. „Kannst ja dann mal erzählen, was Boson wollte.", verabschiedete ich mich und gab ihm einen Kuss.

Der Nachmittag verlief eher unspektakulär. Jedoch freute ich mich zuhause auch auf mein Sofa. Ich würde mir wohl alleine einen netten Abend machen müssen, aber wenn der Chief Superintendant einen zu sich bestellt, dann kann man das nicht so einfach absagen. Mir musste wohl Julias Gesellschaft mit einer Tasse Tee, Plätzchen und einem guten Buch ausreichen. Vielleicht würde ich Sarah anrufen und mit ihr über das Neuste quatschen. Vor der Haustür angekommen zog ich meine Handschuhe aus, um den Schlüssel heraus zu kramen. Doch als ich Tür öffnete war etwas seltsam. Julia stand nicht bereits da, um mich zu begrüßen. Ich rief also einmal nach ihr. Erst passierte nichts, doch dann hörte ich sie langsam über den Boden im Wohnzimmer laufen. Doch da waren plötzlich noch andere Schritte, die einer erwachsenen, vermutlich männlichen Person. Schnell griff ich nach dem Pfefferspray auf der hohen Ablage des Schlüsselbretts neben der Tür, machte direkt wieder zwei Schritte aus meiner Wohnung heraus und schloss die Tür. Verdammt, verdammt, verdammt. Jemand war in meiner Wohnung. Ich umklammerte fest das Pfefferspray und war jetzt irgendwie doch froh es irgendwann mal von Jack bekommen zu haben. Ich zückte mein Handy, doch Greg konnte ich nicht kontaktieren. Er war in seinem Meeting mit Boson und würde ohnehin zu lange brauchen. Meine Finger tippten so schnell sie konnten eine Nachricht an Sherlock. Praktisch direkt nachdem ich abgeschickt hatte, hörte ich Schritte von innen näher an die Wohnungstür kommen. Die Türklinke wurde herunter gedrückt. Ich entriegelte das Pfefferspray. Die Tür ging auf und ich sprühte dem Eindringling direkt in die Augen. Eigentlich wollte ich mich herumdrehen und wegrennen, doch ich blieb wie angewurzelt stehen, denn jetzt erkannte ich, wer in der Wohnung war.

Stay with me. GL (BBC Sherlock Ff Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt