Der Beobachter - ein neues Gewerbe

„Ich denke ich tue am besten daran mich selbst vorzustellen, da ich Sie bereits kenne, Fräulein Detroit.

Mein Name ist Lenny Brooklyn. Natürlich nicht mein echter Name, sondern ein Pseudonym, welches ich für mein Gewerbe nutze. Meinen Brotverdienst friste ich, nebenberuflich, als Träger einer schweren Firma. Dort trage ich schwere Verantwortung, schwere Aktenkoffer und schwere Anzüge. Jedoch liegt mir nicht sehr viel an dieser Tätigkeit, ich wende ihr wenig Zeit auf und gedenke, sie zeitnah zu pausieren.

Hauptberuflich bin ich Beobachter.

Es muss ihnen nicht unangenehm sein, wenig von dem Aufgabenfeld eines Beobachters zu verstehen, es ist eine recht neues Gewerbe. Um genau zu sein, sitzt vor ihnen sein einziger Vertreter. Lenny Brooklyn ist der erste praktizierende Beobachter. Ich verspreche mir viel von diesem aufblühenden Berufsbild, wenngleich es mir bis heute nicht gelungen sein mag, viel Kapital aus ihm zu schlagen. Darum bin ich hier, um Sie, Fräulein Detroit, als meine erste Klientin zu erwerben."

Sarah Detroit, sie sitzt mir, Lenny Brooklyn, gegen über, meldet sich zu Wort: „Meinen Sie nicht, Herr Brooklyn, Sie sollten mehr über ihr neu erschlossenes Gewerbe preisgeben, bevor Sie versuchen, mich als ihre Klientin zu gewinnen?"

Eine Kellnerin serviert uns Gin.

Ein Beobachter beobachtet. In dem glücklichen Fall, Sie als meine erste Klientin zu wissen, würden Sie das Objekt meiner Observation. Hiermit stelle ich das Angebot, Sie, Fräulein Detroit, zu beobachten. Der Service wäre ganztägig und von einem Umfang, wie Niveau, welche völlig konkurrenzlos auf dem Markt bestehen können. Sie müssen keine versteckten Kosten fürchten.Da es mir in meiner Zeit als Träger möglich war, ein stabiles Grundkapital zu erarbeiten, biete ich Erstklienten an, auf der Basis eines kostengünstigen Tarifs zu beobachten, welcher selbstredend keinem der Folgeklienten zur Verfügung stehen wird.

Sarah Detroit : „Ihr feiner englischer Hut steht ihnen, ihr englischer Humor tut dies nicht. Mögen Sie bitte für den Rest unserer Konversation, den einen oder den anderen ablegen, damit ich weiß, mit wem ich die Ehre habe? "

„Mein Fräulein, wertes Fräulein Detroit, ich wage es nicht zu scherzen. Dieses einmalige Angebot habe ich nur aus Sympathie und Respekt für den unkonventionellen und risikofreudigen Konsumenten aufgestellt, den, wie ich doch hoffe, hier vor mir finde. Ich rede Ernst, wenn ich sage, ich könnte Sie den ganzen Tag über beobachten."

Die Kellnerin reicht nach.

Sarah Detroit ist sichtlich von meinem Hut beeindruckt und spricht geschmeichelt: „Ach, ich bin dieser profanen Männerwelt überdrüssig und Sie, Herr Brooklyn, geben sich alle erdenklich Mühe, mir zu gefallen. Bei all diesen erfinderischen Ideen hoffe ich doch, dass sie auch darauf kommen, mir die Rechnung zu bezahlen."

„Verstehen sie mich nicht falsch, auch wenn sie mir recht gut gefallen, liebstes Fräulein Detroit, es ist ihre bezaubernde Durchschnittlichkeit, die Sie zu meiner perfekten Klienten macht."

Um Gesagtes mit Fakten zu untermalen, warf ich einen schweren Ordner von gewaltigem Ausmaß auf den Tisch und und damit die Gin-Gläser herunter. Einige Blätter stoben heraus.

Hier finden Sie eine detaillierte, wie ausführliche Dokumentation ihres derzeitigen Alltagesablaufes, inklusive besonderen Verhaltensstrategien an Sonn- und Feiertagen, Körpermaße und andere biomechanische Analysen. Ihren Gesundheitsstatus finden sie im Anhang."

Eine kurze Pause.

Ich hoffe sie wertschätzen meine schwerlichen Bemühen, eine sachliche Beziehung meiner Klienten gegenüber zu erhalten.

Als Sarah den Inhalt des Ordners prüft: Dies ist die Arbeit eines halben Jahres. Ich könnte, würde ich die Trägerschaft einstellen, selbstredend Ergebnisse von höherer Qualität, in einem verkürzten Zeitraum aufbringen. Dieses Exposé dient einzig und allein dem Zweck, ihre Angst vor einen finanziellen Sprung in das kalte Wasser eines unbekannten Gewässers zu lindern und Sie von meiner Tauglichkeit als Beobachter zu überzeugen.