Kapitel 4

5 1 0
                                    

~ Ryans Sicht ~

Innerlich fasste ich mir an die Stirn. Wie das wohl wieder für Logan aussehen musste. Seine Schwester stock besoffen und in meinem Arm.

„Sie möchte nach Hause.", erklärte ich. Logan sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.

„Aha.", entgegnete er. Ich sah ihn eindringlich an.

„Statt meiner Schwester auf die Pelle zu rücken, solltest du lieber nach deiner Freundin sehen. Sie sucht dich schon überall.", zickte Logan mich an. Ich nickte und versicherte ihm, dass ich sie sofort suchen würde. Logan übernahm Ava. Als ich das Badezimmer verließ, blickte ich nochmal zu den beiden. Ava sah wirklich schlecht aus. Ich drehte mich um und ging die Treppe hinunter und sah durch die tanzenden Leute. Wo war Cloe? Ich entdeckte sie an der Bar. Sie saß dort und unterhielt sich mit einem Typen. Ich ging zu ihr.

„Danke, das ist wirklich lieb von dir.", hörte ich meine Freundin sagen. Was zum Teufel?? Ich legte meinen Arm um ihre Taille und der Kerl sah mich misstrauisch an.

„Na mein Schatz? Alles gut?", fragte ich sie und wollte ihr einen Kuss geben. Doch sie drehte sich weg.

„Wo warst du?", fragte sie sauer. Ich seufzte.

„Ich habe jemandem geholfen. Da ist jemand nicht mehr auf den Alkohol klargekommen und hat sich im Badezimmer übergeben.", sagte ich. Und schon wieder war ich nicht komplett ehrlich zu ihr. Sie sah mich an und ich erkannte an ihrem Blick, dass sie mich regelrecht auf Lügen scannte.

„Und wer ist dein neuer Freund?", fragte ich provokant.

„Geht dich gar nichts an.", zickte sie.

„Wenn es mich nichts angeht, wen denn dann?? Ich bin dein Freund!", zickte ich zurück. Der Typ schien sich langsam unwohl zu fühlen und stand langsam von seinem Hocker auf.

„Joa sorry Leute. Ich muss dann jetzt weg.", redete er sich raus. Besser so. Cloe drehte mir den Rücken zu und nahm einen Schluck von ihrem Cocktail. Ich drehte mich zu ihrer anderen Seite und setzte mich auf den freien Hocker, auf dem der Typ kurz vorher gesessen hat.

„Warum streiten wir?", fragte ich dann wieder etwas ruhiger.

„Weil du nicht deine Finger von dieser Bitch lassen kannst.", sagte sie und sah mich nicht einmal an. Da kochte in mir die Wut hoch.

„Willst du mich verarschen?? Seit Logan und seine Schwester wieder in der Stadt sind benimmst du dich wie ein Kleinkind! Und wenn du sie noch einmal beleidigst, obwohl sie dir nichts getan hat, dann brauchst du dich bei mir nicht mehr melden!", herrschte ich sie an. Sie sah mich mit offenem Mund an.

„Also warst du doch bei Ava.", sagte sie und sah betrübt auf ihr Getränk. Verdammt, jetzt hat sie mich. Ich ärgerte mich über mich selbst und darüber, dass meine Dummheit ihr verraten hat, dass ich bei Ava war.

„Schatz, ich will nichts von Ava. Ich liebe dich und daran ändert sich nichts.", versuchte ich, die Situation zu entschärfen. Cloe seufzte.

„Ich habe einfach im Gefühl, dass da mehr zwischen euch ist. Und dass du sie dann auch noch so verteidigst, obwohl ich nicht mal ihren Namen genannt habe...", gestand sie mir.

„Ich kenne sie einfach schon sehr lang. Und ihr Bruder ist mein bester Freund seit der Grundschule. Du musst das einfach verstehen.", antwortete ich ihr. Mein Blick war gesenkt. Sie konnte mir den Kontakt zu den Mansons nicht verbieten. Sie waren mir alle beide einfach zu wichtig.

„Ich will nicht, dass du Kontakt zu ihr hast.", befahl sie. Ich schüttelte den Kopf.

„Dann könnte ich auch keinen Kontakt mehr zu Logan haben. Das lass ich mir nicht verbieten!", sprach ich wütend und stand auf.


~ Avas Sicht ~

Ich wachte auf und stellte fest, dass ich in meinem Bett lag. Mir tat mein Kopf höllisch weh und mein Magen verdaute sich selbst. Ich nahm mein Handy in die Hand und stellte fest, dass wir nach 3 Uhr nachts hatten. Ich musste einfach etwas essen, so könnte ich niemals wieder einschlafen. Ich konnte mich kaum an den Abend erinnern. Ich stand langsam auf und nahm mein Handy als Taschenlampe. Gott, war mir schlecht. Ich öffnete die Tür und verließ mein Zimmer. Plötzlich hörte ich etwas. Jemand atmete laut. Ich blieb wie versteinert stehen. Logan war sicher in seinem Zimmer und schlief, also wer war das? Ich bekam Angst. Ein Einbrecher? Ich versuchte, meinen Atem zu beruhigen und näherte mich der Couch. Die Taschenlampe war aus, zu groß war meine Angst, dass der Einbrecher mich sehen könnte. Ich blickte über die Couch. In der Dunkelheit konnte ich Umrisse eines Menschen sehen, der auf der Couch lag.

„L-Logan?", sprach ich leise. Keine Reaktion. Ich wartete noch einen Moment.

„Logan?", fragte ich erneut, dieses mal etwas lauter. Langsam wurde die Person wach.

„Mh... Nein ... Ryan.", sprach er. Mein Atem stockte. Er klang verschlafen.

„Ryan??", wiederholte ich ungläubig.

„Was machst du hier?", fragte ich ihn dann. Langsam wurde er wach. Ich schaltete die Taschenlampe von meinem Handy wieder ein und setzte mich zu ihm auf die Couch. Langsam setzte auch er sich auf. Die Decke rutschte von seinen Schultern. Verschlafen rieb er sich die Augen. Ich sah ihn erwartungsvoll an.

„Ich hatte einen ziemlichen Streit mit Cloe und war dann noch trinken. Irgendwie bin ich dann hierhergekommen.", erklärte er. Verständnisvoll nickte ich.

„Habe dann wohl mit Logan über alles gesprochen und er hat mich hier schlafen lassen.", sprach er weiter.

„Weshalb habt ihr gestritten?", wollte ich wissen. Musste wohl der Restalkohol sein, der mich da so mutig fragen ließ. Er antwortete erst nicht. Ich hatte das Gefühl, der würde nachdenken wie er es sagen solle. Ich seufzte laut und fing an zu erzählen:

„Sie ist eifersüchtig, weil ich so viel Zeit mit dir und Logan verbringe. Sie denkt, dass mehr als nur Freundschaft zwischen uns ist." Den letzten Satz sagte er sehr leise. Was sollte ich darauf antworten? Ihn fragen, ob es denn nur freundschaftlich wäre? Das traute ich mich nicht mal mit Restalkohol. Ich blieb ruhig und dachte über eine Antwort nach, die ich ihm geben könnte.

„Ich versicherte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen braucht. Wir sind beide erwachsen geworden und das was mal war, ist lange her." Seine Worte waren wie ein Stich in mein Herz.

„Dann war das vor 3 Jahren nur Kindergarten für dich?", fragte ich verletzt. Es war zwar dunkel, aber ich konnte seinen verwunderten Blick regelrecht spüren.

„Nein, das wollte ich damit nicht sagen."

„Was wolltest du denn dann damit sagen?", provozierte ich.

„Dass es lange her ist und wir beide damit abgeschlossen haben" Hatten wir das? Ich blieb still.

„Ja.", kam es dann aus mir heraus. Ich wusste keine bessere Antwort. Ich hätte ihm ja schlecht sagen können, dass ich das alles noch nicht ganz vergessen hatte. Ich stand auf und wollte in Richtung meines Zimmers. Als ich hinter Ryan entlanglief, hielt er mich am Arm fest.

„Es ist alles cool zwischen uns, oder?", fragte er dann.

„Natürlich.", hörte ich mich sagen und er ließ mich los. Sofort ging ich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. Ich dachte noch lang über das eben nach bis ich in einen traumlosen Schlaf fiel.

Du, ich und mein Bruder zwischen unsWhere stories live. Discover now