Kapitel 3

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Hyunjin Pov:

,,Sagen wir es den Jungs?" Fragte Chan mich, als er die Tür zu unserem Dorm aufschloss. ,,Besser wäre es. Irgendwann würden sie es eh bemerken und spätestens dann, wenn ich irgendwann weg b-..." Ich wurde durch eine Hand unterbrochen, die sich auf meinen Mund legte. ,,Sag das bitte nicht einfach so..." Murmelte Chan traurig und wandte den Blick ab.

Nun verzog auch ich meine Miene. Chan traurig zu machen, war nie meine Absicht gewesen. ,,Es tut mir Leid, Hyung. Aber ich werde sterben. Nichts wird das ändern. Ich kann nicht die ganze Zeit depressiv auf die Welt blicken. Das würde es nicht besser machen, verstehst du?" Sachte legte ich meine Hände um seinen Bauch.

,,Ist okay. Du bist hier der um den es geht, nicht ich." Lächelte Chan leicht und zog mich sanft ins Wohnzimmer, wo die anderen uns schon mit neugierigen Blicken betrachteten. Ein wenig einschüchternd war das auf den ersten Moment schon, weshalb ich mich leicht hinter Chan schob.

Jeongin wollte grade auf mich zulaufen, wurde jedoch von einem gewissen braunhaarigen Member unterbrochen. ,,Hyunjin, oh mein Gott." Sprang Jisung auch sogleich auf und schloss mich liebevoll in seine Arme. Seufzend erwiderte ich die Umarmung des kleineren. ,,Ich bin für dich da, ja?" Sagte er mir leise ins Ohr. Lächelnd drückte ich ihn noch etwas mehr an mich, wodurch ich mir Minhos typischen eifersüchtigen Dramaqueen Blick einfing.

Als Jisung von mir abließ, fiehl mir fast sofort der kleine in die Arme. Seine Arme hatte er um meinen Bauch gelegt und seinen Kopf in meiner Brust vergraben. Ich legte einen Arm um ihn und strich ihm mit der anderen Hand zärtlich über die Haare. Ich hasste die Tatsache, dass Jeongin mich so gut fühlen ließ, dass ich zeitgleich wieder das Bedürfniss hatte, mich zu übergeben.

,,Ach kommt schon, so schlimm kann es nicht sein. Hyunjin wird schon nicht sterben." Versuchte Felix uns alle aufzumuntern, bekam stattdessen nur einen traurigen Blick von Jisung. Und wenn selbst Jisung nicht auf seinen besten Freund einstieg, waren die Zeiten schwer.

Schluckend tauschten Chan und ich, auf Felix Worte, einen Blick aus. ,,Leute..." fing Felix an, sichtlich nervöser als vorher. ,,Er wird doch nicht sterben. Hab ich recht?" Kaute er sich nun auf der Unterlippe herum. Auch Jeongin stieß sich etwas von mir ab und sah mir mit großen Augen in meine.

Ich seufzte leise und räusperte mich kurz. Mit einem Seitenblick auf Chan vergewisserte ich mich, dass das, was ich hier tat, richtig war.

Ich drückte Jeongin sanft neben Woojin auf das Sofa und stellte mich selbst wieder neben Chan. ,,Also..." Fing ich den Satz an, wusste aber nicht, wie ich fortfahren sollte. Wie sagt man seiner Familie, dass man höchstwahrscheinlich sterben wird?

Ich holte noch einmal tief Luft und sortierte die Worte in meinem Kopf. Chan nahm beruhigend meine Hand in seine und gab mir ein, den Umständen entsprechendes, kleines Lächeln.

Ich schloss kurz meine Augen, ehe ich wusste, wie ich es nun endlich mitteilen konnte. Ich öffnete meine Augen und sah in die, mittlerweile ziemlich besorgten Gesichter meiner Freunde.

,,Habt...habt ihr schon einmal was von der sogenannten 'Hanahaki Krankheit' gehört?" Fragte ich sie. Verwirrt wechselten die meisten Blicke aus, nur Woojin und Jisung schienen zu wissen worum es ging.

,,Dachte ich mir schon. Hanahaki ist eine, nicht weit verbreitete Krankheit. Die seltensten bekommen diese. Es wundert mich eigentlich, dass dies in den Nachrichten noch nicht groß Diskutiert wurde. Nur schwach findet man Artikel darüber im Internet." Erklärte ich.

,,Und was ist das für eine Krankheit?" Fragte mich Changbin. Ich lachte kurz auf. ,,Klingt etwas ungläubig, wenn man davon ließt, oder es von anderen gesagt bekommt. Aber wenn du es mit eigenen Augen siehst und es mit den eigenen Gefühlen schmerzt, dann ist sie nicht mehr so surreal für einen, glaubt mir." Murmelte ich leise, mehr zu mir selbst, als zu den anderen.

,,Hanahaki entsteht...bei einseitiger Liebe..." Gab ich mit roten Wangen zu, da das ganze schon ein wenig peinlich war. Fragend sahen meine Freunde sich an. Ich spürte, wie Chan sanft meine Hand drückte, was mir wieder Teile meines Mutes zurück gab.

,,Wenn man eine Person liebt, die einen aber nicht zurück liebt, bildet sich eine Wurzel in deiner Lunge und du brichst nach und nach Blütenblätter aus." Minho verzog das Gesicht und rieb sich den Hals. ,,Aua..." Kommentierte er das ganze leise.

Ich fuhr etwas leiser fort: ,,Und wenn man die Wurzel nicht operativ entfernen lässt, wächst sie heran und man...stirbt." Beendete ich meine Erzählung.

Erschrocken sahen meine Member mich an. ,,Kannst du...kannst du sie nicht einfach entfernen lassen?" Stotterte Felix unbeholfen, sichtlich überfordert mit der Situation, während er schnell seinen Puls scheckte. Eine Angewohnheit, welche mittlerweile unseren Fans auch nicht mehr vorenthalten war.

Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein, dass kann ich nicht, Lixie. Wenn ich das mache, vergesse ich all meine Gefühle gegenüber dieser Person. Im schlimmsten Falle, verlerne ich das Lieben an sich." ,,Und im allerschlimmsten kommen die Gefühle zurück..." Fügte Chan neben mir leise hinzu und starrte zu Boden.

Jeongin, welcher die ganze Zeit über ruhig gewesen war, sah nicht auf und fragte leise: ,,Wer ist es?" ,,Was?" Fragte ich ihn irritiert. Nun hob der kleine seinen Kopf und sah mich aus glasigen Augen mit einem, wenn ich mich nicht irrte, sogar leicht wütenden Blick an.

,,Wer zur Hölle wäre so dumm, sich nicht in dich zu verlieben?" Fragte er mich unter Tränen, was mir mein Herz langsam in Stücke brechen ließ.

Du, mein kleiner süßer Idiot.

Stattdessen schwieg ich nur. ,,Es ist doch egal, wer es ist, oder?" Verteidigte Chan mich leise. Wir wussten beide, dass es mich viel schneller töten würde, wenn ich ihm meine Liebe gestehen würde und er mich zurückweisen würde.

,,Nein, dass ist es nicht! Wir könnten ihm helfen. Wir könnten dafür sorgen, dass sich die Person doch noch in ihn verliebt. Es gibt doch noch Hoffnung!" Versuchte Jisung uns allen etwas mehr Licht zu schenken. Ich hingegen tat es lächelnd ab. ,,Nein, tut mir Leid."

Mein Herz wurde schwer, als ich langsam mitverfolgen konnte, wie das leuchten aus Jisungs Augen verschwand und er sich Mimikslos neben Minho auf das Sofa fallen ließ.

,,Aber Hyunjin...du wirst sterben." Murmelte er leise. ,,Ich weiß." Lächelte ich ihn sanft an.

Jisung nickte leicht und vergrub sein Gesicht an Minhos Schulter, welcher fast automatisch einen Arm um den jüngeren legte.

,,Wir müssen es dem Manager sagen." Holte Chan schon sein Handy heraus. Ich hingegen ließ seine Hand wieder sinken. ,,Tu das nicht." ,,Aber Hyunjin-..." ,,Eine Woche!" Unterbrach ich ihn. ,,Nur eine Woche, dann darfst du ihm bescheid sagen." Ich wusste nicht ganz, was ich mit einer Woche mehr anfangen sollte, allerdings wollte ich noch eine Woche meines offenbar nurnoch sehr kurzen Lebens, in welcher ich nochmal alles erleben konnte, ohne dem Wissen, dass mein Manager mich in ein Krankenhaus stecken würde und es einen großen Aufruf bei Stays gebe. Chan schien mich offenbar auch ohne Worte zu verstehen, da er langsam nickend das Handy wieder wegsteckte und bestätigend murmelte: ,,Eine Woche."

Jeongin lief stumm eine Träne über die Wange. Ich hockte mich vor ihn und nahm sein Gesicht zwischen meine großen Hände, um seine Träne wegzuwischen. ,,Nicht weinen, kleiner." Sagte ich leise und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

Jeongin schmiss sich in meine Arme und vergrub sein Gesicht an meiner Halsbeuge. Ich spürte, wie seine heißen Tränen meinen Hals hinunter liefen, aber es störte mich nicht.

,,Ich hab dich lieb, Hyung." Murmelte er leise in mein Ohr.

So schön diese Worte auch zu hören waren, genau so sehr schmerzten sie auch, da ich wusste, dass er es auf einer brüderlichen Ebene meinte.

,,Ich dich auch, Jeonginnie." Antwortete ich ihm und merkte, wie meine Lunge mir etwas meiner Luft raubte.

Loving you was the most exquisite form of self destruction


Hanahaki Disease~HyuninWhere stories live. Discover now