12. Kapitel

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Kassandra P.o.V.

„Und dann hab ich kaltes Wasser in mein Gesicht gespritzt bekommen und bin aufgewacht. Ich muss wohl wirklich geschrien haben, weil Sirius am nächsten Morgen bei mir im Schlafsaal saß." Ich fing an zu schniefen und Petrick reichte mir ein Taschentuch, welches ich annahm. Ich wusste nicht warum, aber ich ging auf ihn zu und umarmte ihn. Er strich mir über den Rücken und flüsterte etwas, dass ich nicht verstand. Wichtig war für mich grade nur, dass jemand für mich da war. Jemand, der mich im Arm hielt und nicht wegdrückte. Ich löste mich von ihm, sah hoch in seine Augen und flüsterte „Danke." Da kam mir eine Frage auf, die ich ihm schon vor einigen Tagen hatte stellen wollen. „Warum bist du eigentlich Auror geworden?" fragte ich ihn. Daraufhin wandte er sich von mir ab und sah aus dem Fenster. Ich dachte schon, etwas falsches gesagt zu haben, als er anfing zu sprechen. „Das kann ich dir jetzt nicht erklären." sagte er, und ich meinte zu hören, wie seine Stimme zitterte. „Nicht heute..." „Was es auch ist, es war gut, dass es so geschehen ist. Nichts passiert ohne Grund und manchmal ist der Grund nicht einfach zu verkraften. Aber es ist kein Grund, um aufzugeben." sagte ich ihm und stellte mich zu ihm ans Fenster. „Wir sollten weiter, der Tag ist fast vorbei und du willst doch nicht außerhalb der Nachtruhe erwischt werden." sagte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr. „Komm, ich bring dich hoch zu deinem Gemeinschaftsraum." Unterwegs fragte ich ihn, in welchem Haus er als Schüler war. „Ich? Ich war und bin ein stolzer Gryffindor. Warum fragst du?" „Nur so." antwortete ich. Am Portrait der fetten Dame angekommen verabschiedete ich mich von ihm und ging rein. Kaum war das Portrait wieder zugeschwungen, hörte ich, wie jemand aufsprang und auf mich zu rannte. „Kessy! Was machst du denn schon hier, wir haben dich erst morgen erwartet!" rief Alice und umarmte mich. Ich ließ meinen Blick durch den Gemeinschaftsraum gleiten und blieb kurz auf Sirius' Rücken haften, der sich angeregt mit James unterhielt. Ich fing an zu lachen und quetschte mich mit den Mädchen auf ein Sofa. Irgendjemand hatte von irgendwo her Butterbier hervorgeholt und reichte mir eine Flasche, die ich dankend annahm. Wir lachten viel und es wurde immer später, bis wir uns dazu entschlossen ins Bett zu gehen. Schon halb in meinen Träumen versunken fiel mir wieder ein, wie Petrick nach draußen auf den verbotenen Wald gesehen hat. „Alice? Marlene? Lily?" fragte ich leise, doch nur von Marlene kam ein halbwegs waches Brummeln. „Kannst du mir eine Frage beantworten?" fragte ich sie. „Welche?" kam von ihr und sie setzte sich auf. „Ist vor 10 bis 12 Jahren etwas schlimmes passiert? Vielleicht mit einem Gryffindor? Im verbotenen Wald?" „Lass mich mal kurz überlegen..." sagte sie. „Ja, ich glaube, da war was. Vor 11 Jahren. Eine Gryffindor-Schülerin wurde im verbotenen Wald mit dem Avada Kedavra getötet. Sie war nicht viel älter als wir heute." Sie sah mich fragend an. „Es war noch ein anderer Gryffindor-Schüler war dabei. Irgendwas mit E... Warum fragst du?" „Nur so. Ich hatte da so einen Gedanken." antwortete ich. „Darf ich jetzt weiterschlafen?" „Ja, darfst du. Danke, Marlene." sagte ich und drehte mich im Bett um. Das klang ja nicht grade schön. ‚Aber es konnte mein Onkel gewesen sein.' dachte ich mir im Halbschlaf, bevor ich endgültig ins Land der Träume glitt.

Zeitsprung

„Und? Habt ihr euer Alraunenblatt noch?" „Ja, Kassandra, und wenn du noch einmal fragst, dann erwürg ich dich damit!" maulte mich James an. „Habe ich schon erwähnt, dass dieses Blatt scheußlich schmeckt?" schloss sich nun auch Sirius an. „Ja, hast du. So ungefähr alle fünf Minuten." erwiderte ich genervt. Die Animagus-Prozedur ist ja schon mit einem alleine anstrengend, aber mit gleich dreien, die den Begriff ‚Geduld' wohl noch nie gehört hatten, konnte es einen echt in den Wahnsinn treiben. „Aber morgen könnt ihr es endlich rausnehmen. Dann muss es in ein Kristallfläschchen gelegt werden, zusammen mit einem Haar von euch-" „Was? Nicht meine Haare!" rief Sirius entsetzt. „Willst du ein Animagus werden oder nicht?" fragte ich ihn. „Aber... Aber... Meine Haare!" stammelte er. „Muss das sein?" „Ja, leider." „Und was kommt dann?" fragte James, um von Sirius' Haaren abzulenken. „Lass mich kurz überlegen. Das Fläschchen muss an einen mondbeschienenen Ort gebracht werden. Ist die Nacht wolkenverhangen, könnt ihr den ganzen Spaß mit dem Blatt noch mal machen. Dann kommt ein Silberteelöffel Tau dazu, der ‚eine Woche lang unberührt von Menschenfüßen in der Dunkelheit verbracht hat'." „Wenn das alles ist..." meinte James sarkastisch. „Tut mir Leid, Jungs, aber das ist noch nicht alles." „Was kommt denn noch?" fragte Sirius ungläubig. „Nun, zum Schluss muss noch ein Totenkopfschwärmerkokon hinzugefügt werden. Danach muss der Trank bis zum nächsten Gewitter vollkommen ungestört an einem dunklen, stillen Ort gelagert werden. Und bis zum nächsten Gewitter müsst ihr jeden Morgen und jeden Abend mit dem Zauberstab das eigene Herz berühren und die Formel ‚Amato, Animo, Animato, Animagus' aufsagen." „Und wie lange müssen wir das machen?" fragte Peter. „Bis zum nächsten Gewitter, egal wie lange das dauert. Bei den ersten Blitzen von dem Gewitter sollte der Trank rot werden. Dann ist er fertig. Als letztes müsst ihr dann nochmal die Zauberformel aufsagen, bevor ihr den Trank trinkt. Erst danach erfahrt ihr überhaupt, welche Tiere ihr werdet." ‚Die Geschichte mit den Schmerzen erzähl ich ihnen jetzt besser nicht.' dachte ich mir im stillen. „Na dann kann doch nichts mehr schiefgehen, oder?" lächelte Sirius uns an und wollte das Blatt aus dem Mund nehmen. „Nein!" schrie ich und schlug ihm die Hand weg. Wobei ich auch seine Wange erwischte. „Erst morgen, habe ich gesagt!" „Weißt du eigentlich, dass du echt hübsche Augen hast, wenn du uns so wütend anfunkelst?" grinste mich Sirius an. Für einen Moment war ich echt verdutzt. „Hä?" sagte ich, woraufhin James und Sirius sich vor lachen am Boden kugelten. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, ergriff Sirius wieder das Wort. „Aber mit diesem Schlag könntest du einen echt guten Treiber abgeben." „Einen was?" fragte ich ihn verdutzt. „Jetzt sag nicht, du weißt nicht, was ein Treiber ist!? Lernt ihr in Griechenland überhaupt etwas?" „Uns Mädchen wurde nie erlaubt, Flugsport zu treiben." gab ich kleinlaut zu. „Wir sollten lieber etwas ‚anständiges' machen, wie beispielsweise Tanzen." Allein bei dem Gedanken an die Tanzkurse kam mir das Frühstück wieder hoch. „Ich hasse Tanzen. Und kochen. Und Kleider. Und hohe Schuhe..." Das hätte noch ewig so weitergehen können, wenn James mich nicht unterbrochen hätte. „Okay, deine Schule besteht anscheinend aus einem Haufen Drachenmist. Aber Quidditch..." Er fing an zu träumen. „Es ist der beste Sport der Welt. Es gibt nichts schöneres als das." „Ach, komm schon, James!" erwiderte Sirius grinsend. „Was ist denn mit Evans?" „Gutes Argument. Hey, Evans!" rief er in Richtung Kamin. „Willst du mit mir ausgehen?" „Nicht in tausend Jahren. Komm, Kessy, wir gehen nach draußen." erwiderte sie und zog mich nach draußen. „Was war das denn jetzt?" fragte ich sie. „Ach, Potter will seit unserem ersten Jahr hier mit mir ausgehen. Aber ich habe keine Lust auf so einen Kindskopf." sagte sie und zog mich weiter. Erst draußen ließ sie mich los. „Ich bin über die Ferien bei diesem Kindskopf eingeladen worden." sagte ich ihr. „Oh, Merlin. Du tust mir jetzt schon leid. Pass bitte darauf auf, dass sich Sirius nicht an dich ranmacht, er spielt gerne mit Leuten wie dir." „Ich werde auf mich aufpassen, versprochen." „Und was machen wir jetzt? Ist doch ziemlich kalt draußen geworden, so Ende November." sagte Lily nach ein paar Minuten. „Wie wär's wenn wir wieder reingehen und uns vor einen Kamin setzen?" „Gute Idee." sagte sie mit klappernden Zähnen. „Weißt du eigentlich schon, was du nach der Schule machen willst?" fragte ich sie, als wir in unserem Schlafsaal vor dem Kamin saßen. „Nun... Ich hatte überlegt, dass ich Heilerin werde. Im St.-Mungo-Hospital, weißt du. Und was willst du machen?" fragte sie mich. „Gute Frage, da habe ich mir noch nie groß Gedanken zu gemacht." antwortete ich ihr wahrheitsgetreu. „Hm." erwiderte sie und schlürfte an ihrem warmen Tee. Da kam mir eine Idee und ich sprang auf. „Was hältst du von einem Duellier-Club?" „Bitte was?" kam von Lily, die sich den Tee über ihren Pullover gegossen hatte. „Moment, ich mach das. Tergeo." sagte ich, den Zauberstab auf ihren Pullover gerichtet. „Danke. Nochmal, was willst du machen?" fragte sie mich. „Na, einen Duellier-Club! Ich wüsste auch schon genau den richtigen Lehrer dafür." sagte ich mit einem leichten Grinsen im Gesicht. „Und wen, wenn ich fragen darf?" entgegnete sie. „Wenn du Flitwick meinst, der hat gesagt er will keine Duelle mehr führen." „Nee, nicht den. Viel jünger." sagte ich und verschwand aus dem Schlafsaal. Unten traf ich auf James und Sirius, die sich über ihre Karte beugten. „Darf ich die mal eben kurz haben? Danke!" sagte ich und schnappte mir die Karte, bevor die Jungs reagieren konnten. „Hey!" riefen sie synchron, doch noch bevor sie mich erreicht hatten, hatte ich die beiden Punkte auf der Karte gefunden, die ich gesucht hatte. Ich legte ihnen die Karte wieder hin, rief ihnen ein „Danke!" zu und lief aus dem Gemeinschaftsraum raus. Es dauerte nicht lange, da hatte ich den ersten der beiden in seinem Büro erreicht. Ich blieb kurz vor der Tür stehen, holte ein paar Mal tief Luft (ich bin immerhin im Dauerlauf durch die Schule gerannt) und wollte grade anklopfen, als die Tür von alleine aufging. „Komm rein, ich hab dich schon gehört." sagte mein Onkel ganz gelassen und ich trat ein.

Evanesco - neues Land, neuer Versuch, alte Bekannte (Harry Potter/Rumtreiber FF)Where stories live. Discover now