3장에서

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Das nächste mal, als meine Augen sich wieder öffneten, befand ich mich im gleichen Zimmer wie davor, zumindest glaubte ich das, denn es hatte sich nicht viel verändert, außer, dass die Vorhänge etwas mehr zur Seite geschoben wurden, und somit zeigten, dass es später Abend vielleicht auch Nacht war, denn es kämpften sich keine Sonnenstrahlen mehr hindurch, sondern stattdessen nur die einsame Dunkelheit.

Wie benebelt drehte ich meinen Kopf schwerfällig zur anderen Seite, versuchte mehr die Orientierung zu bekommen, denn gerade hatte ich das Gefühl, dass in meinem Schädel alles hin und her wackelte.

Der erste Gedanke, welcher mich heimsuchte, kaum hörte der Schwindel etwas auf, war die Frage, ob ich doch nicht wieder nach Nordkorea verschleppt wurde, aber die Frage ließ sich relativ schnell klären, denn das Zimmer war das gleiche wie vorhin und die nordkoreanischen Krankenhäuser waren nicht ansatzweise so gut ausgerüstet und sauber, wie hier, dass wusste ich aus Erfahrung.

Für einen Moment kamen wir die Tränen vor Erleichterung, denn ganz plötzlich wurde das Atmen für meine Lungen so leichter und angenehmer. Hoffnung keimte in mir auf, dass ich dieser Hölle endlich entflohen war, doch ich zwang mich dazu es nicht zu glauben, mich der derzeitigen Sicherheit nicht fallen zu lassen, denn vom einen auf den anderen Moment könnte sich alles wenden. Und zwar nicht zum Guten.

Immer noch war es mir nicht möglich meinen Körper beim ersten Versuch aufzurichten, doch ich biss die Zähne fest fast schon schmerzhaft zusammen, kratze jegliche Kraft aus meinen abgemagerten Körper um mich in eine sitzende Position zu stemmen. Meine dünnen Arme spannten sich extrem an, taten weh, während ich meine kaum vorhanden Muskeln im Bauch und Rücken anspannte. Der Schweiß ließ sich an meiner Stirn leicht fühlen, als ich schwer atmend endlich etwas aufrecht saß. Die Schwärze kam wieder vor meiner Auge zum Vorschein, wollte mich mit reißen, aber es gelang mir dieser zu Wiedersehen, denn in meinem Leben hatte ich schon genug Zeit in dieser verbracht.

Das Gerät an welchem ich immer noch hing, fing an schneller zu piepen und immer noch befanden sich viele Schläuche an mir. Ich tastete an meiner Seite etwas entlang, blieb genau an dieser Stelle stehen wo meine Schusswunde war. Danach legte sich meine Hand auf meine Stirn, auf welchem ich auch ein großes dickes Pflaster fühlen konnte. Aber wann habe ich mich denn am Kopf weh getan, dachte ich mir nur verwirrt, doch ließ diese Frage direkt offen stehen.

Ich musste aufstehen. Musste jemanden finden, der mir die derzeitige Situation erklären und mir bestätigen konnte, dass ich nicht zurück geschickt werde.

Dass ich den schwierigeren Teil erst noch vor mir hatte, wurde mir bewusst, während ich keuchend meine nackten Beine aus dem Bett hieven wollte, was letzen Endes darin endete, dass ich vor Verzweiflung nasse Augen bekam und plötzlich einen stechenden Schmerz an meiner Seite, wo sich die Schusswunde befand, ausbreitete.

Viel zu sehr eingenommen vom Schmerz konnte ich nichts anderes als einen lauten spitzen Schrei von mir zu geben und verzweifelt nach Halt zu greifen. Meine Hand krallte sich an den Tisch neben meinem Bett, doch anders als gedacht war dieser nicht fest, sondern bewegte sich. Ohne dass ich es wollte zog es mich mit sich, der Aufprall war hart und schmerzhaft, dass Scheppern des Glases, welches sich noch vor kurzem sicher auf dem Tisch befand, lag in tausenden Scherben auf den Boden. Der Aufprall auf meiner Lunge nahm mir für kurze Zeit den Atem, drückte gegen meine Knochen, welche nahe zu direkten Kontakt mit dem gefliesten Boden hatten, da kaum eine Fettschicht diese bedeckten. Ich bildete mir sogar ein das Brechen meiner dünnen Knochen zu hören.
Meine Augen weiteten sich jedoch geschockt, als laute und hektische Schritte zu hören waren waren, die immer näher kamen.

Bestrafen. Man wird mich bestrafen. Foltern und dann töten, dass wird man mit mir anstellen, dachte ich mir, während meine Augen immer mehr an Tränen gewannen, manche flossen schon meine erhitzten Wangen hinab.

Sterben, ich werde sterben.

Schluchzend drückte ich meinen Kopf gegen den Boden, ignorierte die eine Glasscherbe unter mir, die stetig immer mehr die dünne fahle Haut meiner Wange durchstach und sich tief im kaum vorhandenen Fleisch festsetzte. Den Schmerz blendete ich aus, auch das Blut, welches tropfend zu Boden ging.

Das urplötzlich die Tür auf ging und Hände nach mir griffen, erhöhten die aufkeimende Panik in mir und brachte mich zum Schreien. Ich zappelte schrecklich, wollte nicht von den Menschen angefasst werden, die mit gierigen und festen Griffen meinen Körper umschlagen wollten. Es wurden mehr, je stärker ich die Menschen von mir weg drückte, je panischer ich nach ihnen trat. Die Luft wurde mir genommen, mein Herzschlag pumpte das Blut durch meine Venen, doch anscheinend nicht schnell genug, denn mir wurde schwindelig, übel, kalt und warm zu gleich.

ES SOLLTE AUFHÖREN!!

Kreischend versuchte ich mich von allen loszureißen, zu fliehen, Abstand und Freiheit zu erhalten, aber nichts funktionierte.

AUFHÖREN!

Ich habe versagt, der Gedanke, diese Erkenntnis ließ mich trocken schluchzen und all die Kraft verschwinden, die noch vor wenigen Sekunden mein Körper besetzt hatten.
Ich habe versagt, konnte das Versprechen an meinem Vater nicht halten. Mein Gesicht drückte ich gegen den Boden, förderte damit, dass die dicke nagelgroße Scherbe tiefer in mein Gewebe glitt und mit ihren Spitzen sich weiterhin bewegte.

Beruhigend strich man mit über den Rücken, gleichzeitig wurde meine rechte Armbeuge mit festem Griff gehalten. Ein kleines Stechen war die Folge, danach geschah alles wie in Watte gepackt und sehr fern ab.

Die weis gekleideten Personen hoben mich auf, legten mich wieder aufs Bett, versorgten die Wunde an meiner Wange, denn danach spürte ich einen großen Pflaster an der Stelle und auch der Schmerz war nur noch mild wahrzunehmen.

Das Einzige, an was ich mich noch richtig erinnern konnte, war wie ich meine Hand um den Arm eines Jungen schlang, ihn somit dran hinderte seiner Arbeit weiter nach zu gehen. Ohne zu zögern lehnte er sich leicht zu mir, denn anscheinend merkte er, dass meine Stimme vom ganzen Schreien kaum noch benutzbar war und mein Hals bestimmt schrecklich weht tat. Er sah etwas müde aus, trotzdem schaute er mich erwartungsvoll und gleichzeitig beruhigend an mit seinen braunen Augen, die einen leichten grünlichen Stich besaßen.

„Wo bin ich?" sprach ich meine erste Frage mit zitternder und heiserer Stimme. Er lächelte mich nur aufmunternd an, legte seine Hand sanft an meiner, als möchte er mir damit zeigen, dass meine Sorge unbegründet war.

„In Sicherheit." Flüsterte er mir genau so leise zu.

„Was passiert jetzt mit mir?" war die nächste und letzte Frage, welche ich dem Krankenpfleger stellte, obwohl ich noch so viel wissen wollte, so viel wissen musste.
Fast schon eine Qual war das Unwissen.

„Machen Sie sich darüber erstmal keine Sorgen. Sie sind jetzt in guten Händen und werden in den nächsten Wochen erstmal von uns versorgt. Körperlich sowie seelisch."

Sein Lächeln wurde kurz traurig, doch es verschwand sofort, als hätte es diesen traurigen Schein niemals gegeben.
Seine Hand welche meine weiterhin umschlag, drückte diese auf die weiche Matratze, bedeckte meinen Körper mit der dicken warmen Decke, achtete drauf, dass keine Stelle meines Körpers frei war.

Abgesehen von meinen Eltern, hatte noch nie jemand mich so voller Liebe und Fürsorge behandelt wie dieser Junge, der mich doch gar nicht kannte. Es fühlte sich toll an, und für einen Moment ließ ich mich fallen in dieses Gefühl von Geborgenheit, denn ich hatte es schrecklich vermisst.

„Ab heute wird alles besser für dich.
Du brauchst nicht mehr zu kämpfen, denn glaub mir, es werden ab heute an gute Menschen um dich sorgen."






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Würde mich über Kommentare, Feedback und Kritik freuen ❤️
Passt auf euch auf und bleibt gesund 💜
Liebe Grüße
Eure Devilcrown👑

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𝕋𝕙𝕖 𝕠𝕥𝕙𝕖𝕣 𝕜𝕠𝕣𝕖𝕒𝕟 || ℍ𝕠𝕡𝕖𝕜𝕠𝕠𝕜حيث تعيش القصص. اكتشف الآن