Kapitel 22

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,,Nicht solange Feuerherz lebt." behauptete Rußpelz. Nebelschweif sah ehrfürchtig zu Feuerherz. Er war das Feuer, dass den Clan retten sollte. Lief alles darauf hinaus, dass er Tigerkralle besiegen würde? War Tigerkralle der Sturm, vor dem Schneepelz sie gewarnt hatte? Wie konnte er nur? ,,Nebelschweif?" fragte Feuerherz vorsichtig. Die weiße Kätzin sah auf. ,,Ich habe Buntpelz gar nicht gesehen, du?" hakte er nach. Schmerz blitzte in ihren Augen auf. Die weiße Kätzin schüttelte den Kopf. Sie war froh, ihr nicht begegnet zu sein. Keine Ahnung, wie sie dann reagiert hätte. Sie sah dem Zweiten Anführer wieder in die Augen. ,,Ich will diesen Namen nie wieder hören." sprach sie gefährlich ruhig. ,,Meine Tochter ist für mich gestorben." zischte Nebelschweif und dreht ihnen den Rücken zu.

Es verging eine Weile als Feuerherz an Nebelschweif heran kroch. ,,Erzähl mir alles, was du über Tigerkralle weißt." bat er sie vorsichtig. Die weiße Kätzin wandte ihren Blick von der Lichtung ab und sah Feuerherz genervt an, sie wollte nicht über Tigerkralle reden. ,,Seine Mutter hieß Leopardenfuß, sie war meine beste Freundin." fing die weiße Kätzin dennoch an. ,,Ich bin froh, dass sie das alles nicht mehr miterleben muss." murmelte sie. Feuerherz sah sie eindringlich an. ,,Weißt du was ihn so böse werden ließ?" wollte der rote Kater wissen. Nebelschweif seufzte. ,,Rückblickend betrachtet,..." miaute sie. ,,...wollte er das zu Ende bringen, was sein Mentor begonnen hat." Feuerherz sah sie fragend an. ,,Sein Mentor war Stachelkralle, wegen dem ... du weißt schon." erzählte sie. ,,War dieser Stachelkralle wirklich so schlimm?" hakte Feuerherz leise nach. Nebelschweif schnaubte. ,,Er hatte ursprünglich den Plan entwickelt, Blaustern heimlich umzubringen, aber dem SternenClan sei Dank war ich rechtzeitig zur Stelle." säuselte sie. Der Zweite Anführer sah sie fragend an. ,,Wie?" wollte er wissen. ,,Das ist nicht wichtig, es ist nur wichtig, dass Blaustern überlebt. Tigerkralle ist am Ende, wir müssen ihn nur finden und töten." zischte die weiße Kätzin. Feuerherz nickte leicht. ,,Hat Tigerkralle irgendeine Schwäche?" hakte der rote Kater nach. Nebelschweif sah sich hilfesuchend um. ,,Ich weiß es nicht." hauchte sie niedergeschlagen. ,,Ein andermal. Ich möchte nicht mehr darüber reden, Feuerherz." bat sie. Der Zweite Anführer nickte und ging nach draußen.

Nebelschweif sah wieder auf die Lichtung und beobachtete die Totenwache. Von der Ferne kam ein tiefes Donnergrollen. Ein Gewitter nahte. Gelbzahn kauerte sich neben die weiße Kätzin. ,,Ein Anfall von Panik." fing die Heilerin an. ,,Tigerkralles Verrat hat auch dir erheblich zugesetzt." Die weiße Kätzin sah auf und funkelte Gelbzahn an. ,,Es ist alles in Ordnung." gab sie zurück. Gelbzahn schnaubte. ,,Rede es dir nur weiter so ein, aber du hast große Probleme. Es wird nicht besser werden, wenn du das alles leugnest." legte sie ihr nahe. Die weiße Kriegerin stieß einen langen Seufzer aus. ,,Ich bekomme das schon irgendwie geregelt, irgendwann." Dann stand sie auf. ,,Ich gehe nun zu Blaustern, sie hat Vorrang, danach werde ich mich um meine Wenigkeit kümmern." miaute Nebelschweif. ,,Wann hast du entschieden, dass dein Leben so wenig wert ist?" wollte die Heilerin wissen. Die weiße Kätzin ließ die Schultern hängen und drehte sich zu ihr um. ,,Gelbzahn, ich habe eine Menge, wirklich eine Menge, schreckliche Dinge getan, nur um die zu beschützen die ich liebe und aus eigener Rachsucht. Mein Leben ist so wenig Wert seitdem ich vom Weg des SternenClans abgekommen bin." sprach sie mit einer kalten Stimme. Gelbzahn war kurz erschrocken. ,,Hast du denn keine Angst vor dem Wald der Finsternis?" fragte sie leise. Natürlich hatte sie Angst, was sie dort erwarten würde. ,,Es ist der richtige Ort für mich." gab sie nur zurück und verließ den Heilerbau.

~

Es war noch nicht einmal Sonnenhoch. Funkenpfote war langweilig. Bernsteinkralle war ohne ihm auf die Jagd gegangen. Seit Sturmwind's Tod benahmen sich einige Katzen wirklich seltsam. Sogar Blaustern, die die Anführerin war. Auch Schattenpfote war traurig über den Tod ihres Mentors. Funkenpfote bemerkte, wie Feuerherz zu ihm trat. ,,Wo ist dein Mentor?" wollte der Zweite Anführer wissen. Funkenpfote setzte sich auf. ,,Irgendwo jagen." sagte er schulterzuckend. ,,Dann kannst du mit uns jagen kommen." Funkenpfote sah hinter Feuerherz, dort warteten bereits Sandsturm und Maispfote. Funkenpfote stand auf und lief mit Feuerherz zu ihnen.

Funkenpfote rannte mit Feuerherz die Schlucht hinauf, dicht gefolgt von Maispfote und Sandsturm. ,,Maispfote, bist du etwa schon erschöpft?" neckte Funkenpfote sie. Die Schülerin verdrehte die Augen. ,,Ich war auch schon früh wach und bin mit Mausefell auf Patrouille gewesen." erklärte sie. ,,Während du im Lager warst und was genau getan hast?" fragte sie rhetorisch. Funkenpfote wollte gerade etwas entgegnen als Sandsturm sich zu Boden kauerte. ,,Ich glaube, wir haben eines gefunden!" zischte die Kriegerin leise und zog sich geräuschlos durch das Gebüsch. Maispfote schnüffelte in der Luft. Sandsturm schoss nach vorn und das Kaninchen nahm Reißaus. Feuerherz preschte an den Farnbüschel vorbei. Funkenpfote sah zu Maispfote, die erschöpft Luft ausstieß. Das Gewitter, welches vor ein paar Abenden kommen sollte, blieb aus. Die Luft war immer noch trocken und drückend. Maispfote spitzte die Ohren. ,,Sie sollten das Kaninchen mittlerweile gefangen haben. Komm, lass uns zu ihnen." miaute sie leise und die beiden folgten dem Geruch von frischer Beute. ,,Habt ihr es?" fragte Funkenpfote als sie die beiden Krieger erreichten. Feuerherz musterte Maispfote. Er sah ihr an, dass die Schülerin erschöpft war. ,,Hier, beiß zu." sagte er. ,,Ich hätte dir Zeit für eine Mahlzeit geben sollen, bevor wir das Lager verlassen." Maispfote begann dankbar zu essen. Funkenpfote beugte sich hinunter um auch einen kleinen bissen zu nehmen. Doch Feuerherz schlug ihm auf die Ohren. ,,Du hattest bereits im Lager gegessen!" schimpfte der Zweite Anführer. Funkenpfote zog sich zurück und legte die Ohren an. Feuerherz und Sandsturm begannen sich darüber zu unterhalten, dass alle wegen der vielen Patrouillen erschöpft seien. Sandsturm schlug vor, weniger Patrouillen einzusetzen. Doch Feuerherz meinte, dass Tigerkralle, der immer noch auf Rache aus war, dort draußen war. Nachdem das Kaninchen verspeist war, liefen die vier Katzen weiter zum Baumgeviert. Funkenpfote tänzelte auf dem Weg um Maispfote herum. In der Nähe des Hangs, der hinab zum Baumgeviert führte, sträubte sich plötzlich Feuerherz' Fell. ,,Schnell. Hier der Baum." zischte der rote Kater leise und zog sich eine Platane hinauf. Funkenpfote reckte kurz die Nase in die Luft, es roch nach fremder Katze. Eilig kletterte er die Platane hinauf. Zwei schwarze Ohren ragten am Boden über die Farnwedel heraus. Als die fremde Katze unter der Platane war, schoss Feuerherz vom Ast auf den Eindringling hinunter. Funkenpfote sprang mit Sandsturm und Maispfote fauchend vom Baum und baute sich hinter Feuerherz auf. Doch dann legte Feuerherz sein gesträubtes Fell wieder an und entspannte sich. ,,Rabenpfote!" rief der Zweite Anführer erleichtert und rieb seine Nase erfreut am Kopf seines alten Freundes. ,,Es ist so schön, dich wiederzusehen, Feuerherz!" Auch Rabenpfote gab ihm einen Stups und wandte seinen Blick zu Sandsturm. Funkenpfote wurde bewusst das sie sich alle kennen mussten. Rabenpfotes Augen blieben an Funkenpfote hängen. Er sah noch einmal zu Feuerherz, der ihm zunickte. ,,Du bist wirklich groß geworden, Funkenpfote. Du bist vermutlich bereits Schüler." sprach ihn der schwarze Kater an. Funkenpfote war sichtlich überrascht, dass dieser fremde Kater seinen Namen kannte. ,,Woher kennst du mich?" wollte der junge Schüler misstrauisch wissen. ,,Ich war bei deiner Geburt dabei. Ich bin dein Vater." gab Rabenpfote zögernd zurück. Funkenpfote schnappte nach Luft und schüttelte sich. ,,Da musst du dich irren, aber mein Vater ist Graustreif." sagte der weiß-rote Kater entschlossen. Doch als er den schwarzen Kater musterte viel ihm die verblüffende Ähnlichkeit zu Schattenpfote auf. Funkenpfote sah zu Sandsturm und Feuerherz. ,,Er lügt doch, richtig?" wollte der Schüler wissen. ,,Er irrt sich." Feuerherz sah ihn entschuldigend an. Funkenpfote's Fell sträubte sich. Rauchschweif hatte ihn nicht angelogen, das würde sie nie tun. Eine erdrückende Stille herrschte. Feuerherz durchbrach sie als er Rabenpfote fragte, was er hier wolle. Rabenpfote erzählte das er in der Nähe der Scheune einem Kater begegnet sei, der nach DonnerClan roch. Während des Gesprächs sah Rabenpfote immer wieder zu Funkenpfote, der zu Boden sah. Es stellte sich heraus das der Kater, den Rabenpfote getroffen hatte, Wolkenpfote war. Funkenpfote sah auf. Rabenpfote erzählte das es Wolkenpfote schlecht ging. Feuerherz entschloss sich kurzerhand ihn zurückzuholen. Sandsturm war dagegen, weil es, ihrer Meinung nach, Wolkenpfotes Schuld war. ,,Ich würde ihn gern wieder bei uns im Bau haben." miaute Maispfote. Funkenpfote räusperte sich kurz. ,,Er ist unser Freund und er ist dort unglücklich, ihr müsst ihn retten." stimmte Funkenpfote Maispfote zu. Feuerherz ließ sich trotz Sandsturms Gegenargumente nicht davon abbringen. Die Kriegerin knickte schlussendlich ein und wollte Feuerherz begleiten. Der Zweite Anführer wandte sich an Maispfote und befahl ihr zurück ins Lager zu gehen und Weißpelz Bescheid zu sagen. Funkenpfote machte sich daran Maispfote zu folgen. ,,Halt! Du kommst mit!" rief Feuerherz. Funkenpfote fuhr herum. ,,Ich will aber nicht mit. Nicht mit jemanden der behauptet mein Vater zu sein!" fauchte der Schüler. Feuerherz schnippte mit dem Schwanz. ,,Willst du denn nicht mitkommen um deinen Freund zu retten?" hakte Feuerherz nach. Funkenpfote kniff die Augen zusammen. ,,Ja." murrte er und folgte den drei Katzen. 

Warrior Cats - Tödliche StilleWhere stories live. Discover now