Good News

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Meine Haare fliegen durch die Luft, als ich mit meinem Fahrrad den Berg runter rase. Es ist super sonnig und warm. Ich bin am Überlegen, ob ich heute Nachmittag ins Freibad gehe. Doch trotz des guten Wetters ist meine Laune im Keller. Es gab mal wieder Zoff mit meiner besten Freundin. Ich hoffe wir können diesen Streit aus der Welt schaffen.

Mit Schwung fahre ich um die Ecke und strample den Berg hoch.
Von weitem sehe ich schon unser Haus. Es ist weiß und hat einen braunen Holzzaun außen rum. Mir fällt auf, dass das Haus mal wieder einen neuen Anstrich vertragen könnte. Unser Garten hingegen ist wunderschön, dekoriert mit Blumen in allen möglichen Farben.
Ich rolle in die Hofeinfahrt, steige ab und schiebe mein Fahrrad bis unter den Balkon.

Anschließend laufe ich zur Haustür, hole ich meinen Schlüssel aus meinem Rucksack und sperre die Haustür auf. Meine Mutter steht mit einem Blattpapier in der Hand und einem Lächeln im Gesicht im Flur.

Sie hat heute anscheinend bessere Laune als ich.
,,Was ist los?" frage ich verwundert. Ich blicke in ihr immer noch lächelndes Gesicht und frage mich, warum sie so gut gelaunt ist.

Ein Lottogewinn? Lohnerhöhung? Mir fällt kein realistischer Grund für ihre gute Laune ein.
,,Wir haben die Zusage bekommen!" sagt meine Mutter überglücklich.
Ich überlege kurz, dann fällt es mir ein. Es ist die Zusage für mein Auslandsjahr in England.

Mein Traum ist nun endlich in Erfüllung gegangen. Ich habe es mal in einem Buch gelesen, und war hin und weg von der Idee. Ich beschloss dies auch zu machen und bewarb mich. Doch dass ich angenommen wurde, hätte ich nicht gedacht. Die Anmeldefrist war nämlich schon fast abgelaufen und es haben sich schon über hundert andere Schüler beworben.
Ich falle ihr glücklich um den Hals. Das hätte ich nicht erwartet.
,,Juhu!" rufe ich. Nach einer gefühlten Ewigkeit lasse ich meine Mutter wieder los.

Doch auf einmal überfällt mich eine leichte Traurigkeit. Ich realisiere, dass ich meinen Freunden von meinem Vorhaben noch nichts erzählt habe.
,,Was ist los?" erkundigt sich meine Mutter.
,,Und was sage ich jetzt meinen Freunden? Denen hatte ich von der Bewerbung noch nichts erzählt..." stellte ich traurig fest.

Die Freude war erst einmal verflogen. Ich zog mich erstmal in mein Zimmer zurück.

Ich muss es ihnen unbedingt sagen. Es nicht mehr lange, bis es losgeht. Ich hoffe so sehr, dass sie es verstehen und sich für mich freuen. Doch was, wenn dies nicht so ist. Was ist, wenn sie sauer sind, weil ich ihnen nichts erzählt habe.
Ich bin ja auch nicht nur für eine kurze Zeit weg, sondern für ein ganzes Jahr.

Ich weiß, so ein Jahr geht schnell vorbei, aber dennoch hätte ich Ihnen davon früher erzählen müssen. Im Nachhinein bereue ich meine Entscheidung dass ich ihnen nicht früher davon erzählt habe. Morgen werde ich es Ihnen auf jeden Fall erzählen, nur wie weiß ich noch nicht.
Wer weiß vielleicht mache ich mir auch schon wieder zuviele Gedanken und es wird gar nicht so schlimm, vielleicht nehmen sie es ganz locker und freuen sich sogar total für mich.

Ich muss es auf jeden Fall erst mal meinen Kopf frei kriegen, und das schaffe ich am Besten, indem ich joggen gehe.

Nach einer guten Stunde bin ich nun wieder zu Hause, ich ziehe meine Schuhe aus und laufe die Treppe hoch in mein Zimmer. Dort hole ich mir frische Klamotten und gehe ins Badezimmer um mich zu duschen. Nachdem ich gerade mein zweites Konzert in der Dusche angefangen habe werde ich unterbrochen, von meiner Schwester." Wie lange brauchst du denn dann noch? " fragte meine schwester genervt.

"Du blockierst schon seit über einer Stunde das Badezimmer! " sagte meine Schwester.
Ich verdrehe genervt die Augen. Schade, dass sie es nicht sehen kann. Ich wasche mir noch den letzten Rest Shampoo aus den Haaren und steige aus der Dusche.

Nachdem ich mit Duschen fertig bin gehe ich zurück in mein Zimmer. Ich lege mich auf mein Bett und starre an die Decke. Ich denke daran wie sehr ich meine Freundinnen vermissen werde. Aber vor allem meinen besten Freund Lukas. Wir sind schon seit dem Kindergarten befreundet und deshalb bin ich mir sicher dass unsere Freundschaft dieses eine Jahr aushalten wird.

Wir sind schließlich nicht zusammen das wäre ein größeres Problem. Nur bei meinen Freundinnen bin ich mir nicht so sicher sie könnten mich ersetzen gegen eine andere und vielleicht möchten sie mit mir danach nicht mehr befreundet sein. Vielleicht leben wir uns in diesem Jahr total auseinander und sind nicht mehr so wie früher.

Ich merke schon ich mache mir wieder viel zu viele Gedanken. So wie ich es immer mache. Am Ende wird doch alles nicht so schlimm. Nur was ist wenn es diesmal anders ist. Ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken. Ich möchte meine Freundinnen nicht verlieren. Nur wenn Sie wirklich meine Freundinnen sind dann verstehen Sie meine Entscheidung und respektieren das.

Ich stehe auf und laufe zu meinem Schreibtisch um mich an meinen pinken Laptop zu setzen.
Ich klappe ihn auf und logge mich ein.
Ich scrolle mich durch verschiedene Internetseiten, um Informationen für mein Auslandsjahr zu erhalten.

Ein Auslandsjahr hat so viele positive, aber auch negative Seiten.
Die negativen Seiten versuche ich immer weiter von mir weg zu schieben. Am Ende überlege ich es mir noch anders, wegen ein paar dummen Kommentaren auf irgendwelchen Plattformen.

Ich möchte mich auf keinen Fall von den negativen Seiten beeinflussen lassen.

Ich überlege, meinen Freundinnen eine Nachricht zu schreiben, sodass ich es ihnen nicht ins Gesicht sagen muss. Wobei, wenn ich so recht drüber nachdenke, bringt es eigentlich nichts, da wir das Thema wahrscheinlich eh morgen in der Mittagspause in der Schule diskutieren werden.

Ich wende mich wieder an meinen Laptop und lese den letzten Artikel.
Ich habe einige wichtige Informationen zusammengefasst und gehe nun auf drucken.

Dort stehen unter anderem, was man auf keinen Fall vergessen darf, oder was man auf jeden Fall machen sollte, wenn man die Chance hat, ein Auslandsjahr zu machen.

Ich pinne diesen Zettel gut sichtbar an meine Wand, und belasse das Thema für heute dabei.

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