Kapitel 2

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Cyril, eine der Leibwachen von Laurin, half mir, meine Sachen auf mein Pferd zu packen. Sanavion, auch Sanny genannt, war mir genauso viel wert wie der Dolch meiner Mutter. Das alte Tier begleitete mich schon mein ganzes Leben lang und sein Leben war unnatürlich lang.

„Hoheit? Wenn Ihr aufhören würdet, in die Luft zu starren, könnten wir losgehen."  Cyril riss mich aus meinen Gedanken um mein Pferd. Hatte ich in die Luft gestarrt? Oder wartet mal... Ich hatte ihn angestarrt. Aber er durfte mich auf sowas natürlich nicht hinweisen. Oh... Hoffentlich hatte Laurin das nicht mitbekommen. Aus seinem neutralen Gesicht würde ich jedoch sowieso keine Emotionen herauslesen können.

Ich ließ meinen Blick über den Hof schweifen und entdeckte ihn am Tor, wo er, wie immer, von ein paar der Mädchen am Hof umringt war. Pfui, wie konnte er das nur aushalten?

„Hoheit? Ich helfe euch aufs Pferd.", mischte sich Cyril wieder in meine Gedanken ein. Ich mochte ihn, aber er war trotzdem ein Idiot. Und wenn er mich noch einmal mit Hoheit ansprechen würde, dann: „Nächstes Mal hau ich dir eine runter, Hoheit."

Ähm, ups. Er schien genauso irritier wie ich selbst. „Ich bezweifele, dass du bei Soul um die Titel herumkommen wirst, Rose. Er wird es nicht dulden, dass jemand anderes dich mit Namen anspricht."

„Kennst du ihn?" Diese Frage konnte ich nicht zurückhalten. Je mehr ich jetzt schon über ihn herausfinden konnte, desto eher würde ich meine zukünftige Rolle als Königin von Silhalf akzeptieren. Oder auch nicht.

Julien seufzte. Und schwieg. Natürlich, er wusste etwas und durfte nicht darüber reden. Pah.

Die nächsten Minuten verbrachte er schweigend damit, noch einige Taschen auf Sanny zu schnallen, und ich beobachtete ihn schweigen dabei. Erst als er einen Lederbeutel am Sattel befestigen wollte, durchbrach meine Stimme das Schweigen zwischen uns.

„Nein, Cyril, den möchte ich selbst tragen." Er schien verwirrt. „Macht das einen Unterschied, Prinzessin? Das Pony trägt dich und damit auch alles, was du an dir trägst." „Ja, macht es. Du befestigst nichts mehr auf diesem Pferd, Laurin kann notfalls auch noch etwas nehmen. Außerdem bezweifle ich, dass ich meine gesamte Garderobe mitnehmen muss, denn Soul" , ich betonte den verhassten Namen, „ wird bestimmt genug Kleider für mich haben."

„Falls du glaubst, dass mein Pferd für dich zum Packpferd wird, hast du dich geschnitten, Schwesterherzchen." Ich zuckte zusammen, auch wenn ich eigentlich schon längst seine Anwesenheit gespürt hätte, wenn ich mich in letzter Zeit verwandelt hätte. Laurin verschränkte die Arme vor der Brust und sah, zugegeben, ziemlich gut aus.

Wenn man seinen nicht biologische Bruder so beschreiben konnte. Dummerweise sahen fast alle Prinzen gut aus, wenn auch keiner an Sian herankommen würde. Hoffentlich, sonst würde ich diesem Jemand hoffnungslos verfallen.

Meine Gedanken schweiften ab, zu meiner ersten ‚großen' Liebe. Von der niemals ein anderer wusste. Und seit der ich wusste, wie schwach Liebe machte. Ich hätte mich damals beinahe umgebracht, obwohl ich nicht einmal gewusst hatte, ob er überhaupt so fühlte... Damals war ich 15.

„Hallo! Rose?" Laurin brachte mich wieder zum Zusammenzucken. Was? Ich war kurz irritiert, bevor mir einfiel, das es um mein Gepäck ging. „Jaja, hör auf mich anzuschreien. Ich hab alles was ich brauche, dein wertvolles Pferd muss nichts tragen. Können wir los?" Ich versuchte, mit dem letzten Satz dafür zu sorgen, dass alle dachten, ich würde mich freuen, aber zugleich wusste ich, dass niemand mir glauben würde. Sie kannten mich zu gut.

„Rose.." Laurin sah mich mit einem Blick an, der leichte Genervtheit (existiert das Wort überhaupt? Autorkorrektur schlägt Gelehrtheit vor...) spiegelte. Aber ich war auch genervt, deshalb fuhr ich ihn ohne zu zögern an: „WAS?" Er seufzte nur. „Du hast überhaupt nicht zugehört."

Na und, ich hatte absolut keinen Bock mehr auf Gesellschaft. Meine wölfische Seite kämpfte sich in manchen Momenten an die Oberfläche und wollte ihre Einsamkeit, ihre Ruhe. Denn sie hatte kein Rudel und war geschwächt von der langen Zeit, die sie schon eingesperrt war. Die Ruhe, die sie sich erkämpfte, zögerte ihr Verschwinden nur hinaus. Obwohl ich genau wusste, dass diese Einsamkeit, die Schwäche und diese Gefangenschaft in mir sie bald töten würde, war ich nicht bereit, mich zu verwandeln. Seit jener einen Nacht hatte ich es nicht mehr getan.

Und an jedem anderen Tag hätte ich mich ab dem Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr konnte, entweder in meinem Badezimmer oder in meinem Bett verkrochen. Aber jetzt musste ich in irgendein anderes Reich reiten... Pfft.

Meine Laune war von 100 auf 0 gesunken und ich hatte gar keine Lust mehr etwas zu tun. Aber um des Friedens Willen raffte ich mich auf und überspielte mein Einknicken. Bevor Cyril mir in den Sattel helfen konnte, war ich selbst aufgesessen und befestigte den Lederbeutel, den Cyril mir reichte, an meinem Rücken.

Dann wartete ich darauf, das auch meine Begleitung in Form von Cyril, Laurin, meinem Stiefvater Rolfe und einigen Wachen aufsaßen und wir loskonnten. Je schneller ich Ruhe bekam, desto besser. Denn ich konnte spüren, wie der Wolf in mir langsam aber sicher losließ.

Ich ritt an der Spitze der kleinen Truppe durch das Tor, noch bevor alle anderen mir wirklich folgten. Doch Cyril holte zu mir auf und beugte sich in meine Richtung, sodass niemand anders seine Worte verstehen konnte.

„Rose? Es wäre für dich am besten, wenn du dort niemals ankommen würdest." 


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So, endlich Sommerferien xD

Jetzt habe ich auch wieder mehr Zeit zu schreiben, ich wage es sogar zu versprechen, das jede Woche ein Kapitel kommt xD Niemand kann jetzt noch sagen, ich würde mich nichts trauen hehe!

Wenn ihr Glück habt, kann ich sogar noch ein wenig an "Die Letzte Cesare" weiterschreiben, aber ich möchte auch noch ein paar Kapitel vorschreiben.

Unnndd ich hab zwischen meinen ganzen Zettel auf meinem Schreibtisch den Prolog wieder gefunden, den ich auch bald einfügen werde... Könnte nämlich relevant werden....


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⏰ Last updated: Aug 12, 2019 ⏰

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Damri - Gefangene der 4 ReicheWhere stories live. Discover now