Who We Are 1

232 17 8
                                    

Wer sind wir eigentlich? Und was hat uns zu den Menschen gemacht, die wir heute sind?

"Naja, weißt du, er ist einfach ein totaler Frauenschwarm. Ich seh doch, wie er angeschaut wird. Und ich weiß nicht, vielleicht liegt es am Alkohol, aber ich hab einfach Angst, dass er mich wieder verlässt. Das er mich noch einmal allein lässt. Ich weiß, das klingt bescheuert. Am besten vergisst du das einfach wieder." Ich nehme einen Schluck Wein und streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Aria, guck mich an." Ich schaue zu Colin auf und runzle die Stirn. "Adam ist der treuste und ehrlichste Mensch den ich kenne. Als er weg war, hat er gelitten. Und zwar richtig. Er hat sich furchtbare Vorwürfe gemacht. Und der einzige Grund warum er sich nicht gemeldet hat, war um dich zu schützen." Ich schaue Colin noch einmal an und es bahnt sich eine Träne den Weg in meine Augen. "Weißt du, der Kerl liebt dich so sehr, dass er für dich in den Knast gegangen wäre, nur um dich wieder zu sehen. Und das noch nicht mal mit Gewissheit. Er hat nämlich nie daran geglaubt, dass du ihn zurück nimmst." Ich bin verwundert über die Offenheit von Colin. Normalerweise spricht er keinen Ton über Gefühle, geschweige denn über Liebe. Vielleicht liegt es am Wein. Wie heißt es noch so schön : In Vino Veritas (Im Wein liegt die Wahrheit). Und vielleicht ist es die Wahrheit. "Ich könnte ihn nie verlassen." Ist das einzige, was ich raus bringe. Colin lächelt mir zu. "Weißt du, ihr seid echt ekelhaft kitschig." Ich schaue ihn an und muss anfangen zu kichern. "Allerdings sind du und Lisa nicht besser. Ich hätte nie gedacht, dass du ein Gentleman sein kannst." "Mag schon sein, aber es stört mich seltsamerweise nicht mehr." "Das ist wohl das gute daran, wenn man wirklich liebt. Es stört einen nicht, was andere denken. Solange der Partner glücklich ist, ist man selbst auch glücklich und das ist für mich tatsächlich das einzige was zählt." Colin nickt mir zu und trinkt noch einen Schluck. "Soll ich dir mal etwas verraten?" Ich schaue fragend zu Colin, nicke dann aber mit dem Kopf. "Weißt du, an dem Abend als Matt dich mit gebracht hat zu unserem Konzert, da wollte ich eigentlich derjenige sein, dem du deine Nummer gibst." Ich schaue Colin mit weit aufgerissenen Augen an. "Bitte was?" "Du hast schon richtig gehört, ich wollte dich klar machen." Ich muss anfangen zu lachen und Colin grinst mich an. "Allerdings kam Adam mir zuvor und als ich gesehen hab, wie ihr euch anguckt, ich wusste sofort ich hatte keine Chance mehr. Adam hat deinetwegen so viele eindeutige Angebote abgelehnt. Dieser Mann ist dir wirklich hoffnungslos verfallen. Sowas würde mir nie passieren." Er grinst mich an und zwinkert mir zu. "Nein natürlich nicht Colin, deswegen bist du ja auch gar nicht zuvorkommend Lisa gegenüber. Mein Freund, du bist ihr ebenfalls hoffnungslos verfallen." Er verdreht die Augen und lächelt mir zu. Also hatte ich recht. Er ist ihr verfallen. Irgendwie hat mir das Gespräch gut getan. Zu wissen, dass Adam mich genau so liebt, wie ich ihn beruhigt mich. Allerdings habe ich auch eigentlich keinen Grund mich verrückt zu machen. Immerhin hat er mir einen Antrag gemacht. Dann schaue ich wieder hoch zu Colin. "Ich weiß nicht ob es jetzt der Wein ist, der aus mir spricht, aber danke. Du bist wirklich ein guter Freund. Und ich möchte mich auch noch einmal bedanken für deine Hilfe meine Schwester zu finden. Du hast mir wirklich zu einem besseren Leben verholfen." "Keine Ursache, Kleine. Ich hab mich gefreut zu helfen. Hätte ich noch meine Geschwister, ich hätte sie auch finden wollen." Er schaut in sein Glas und schwenkt den Wein umher. "Was hat es mit deiner Familie auf sich Colin? Ich weiß so gut wie nichts über dich. Was hat dich zu dem gemacht der du bist?" "Ich glaube das möchtest du nicht alles wissen." "Wissen möchte ich es schon, allerdings werde ich dich nicht drängen es zu erzählen." Ihn scheint es wirklich mitzunehmen. Ich schätze seine Kindheit war nicht wirklich einfach. "Vielleicht ein anderes mal." "Ok, dann ein anderes mal." Ich lächle ihm zu und versuche dann ein wenig vom Thema abzulenken.

Wir reden sicherlich noch eine Stunde miteinander, bevor eine Stille bei uns einkehrt. Wir beobachten das Meer. Keiner sagt was. Bis Colin selbst die Stille durchbricht. "Meine Mutter war ein Junkie." Ich realisiere im ersten Moment gar nicht, was er mir da erzählt. "Sie war ein einzige Katastrophe." Ich schaue zu Colin rüber. Er hat allerdings den Kopf auf der Stuhllehne abgelegt und schaut in den Himmel. Ich frage nicht weiter nach, sondern lasse ihn einfach erzählen. "Sie hat sich wirklich jeden Tag nen Schuss gegeben. Mein kleiner Bruder und ich sind morgens früh raus und abends spät wieder nach hause gekommen. Ich musste ihn ja irgendwie beschützen." Ich muss hart schlucken. "Ich hab mich um uns gekümmert, ansonsten wären wir wohl elendig verreckt. Tim war 8 Jahre jünger als ich. Was anderes blieb mir ja gar nicht übrig." Er nimmt einen Schluck aus seinem Weinglas. Dann atmet er einmal tief durch. "Ich hab meine Mutter seid über 10 Jahren nicht gesehen." Er mach eine Pause und ich schaue zu ihm rüber. "Und Tim?" frage ich ihn. Colin schluckt. "Tim ist tot." Dann nimmt er den letzten Schluck aus seinem Glas steht auf und will ins Haus gehen. "Warte Colin." Er dreht sich um und sein Blick ist kalt und abweisend. "Es tut mir leid." Ich nehme ihn einfach in den Arm. Er drückt mich leicht zurück, allerdings nur sehr kurz. "Schon ok. Ich glaube es ist besser, wenn ich jetzt schlafen gehe." Er geht in sein Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Ich gehe nach oben in mein Schlafzimmer, allerdings verbringe ich noch einen Moment auf der Veranda. Ich lehne mich an das Geländer und schaue mir den Mond an, der sich im Wasser spiegelt. Colin ist wirklich ein gebrochener Mann, auch wenn man es im ersten Moment nicht glaubt.

Als ich wieder in meinem Zimmer bin und mich bettfertig gemacht habe, merke ich, wie leer es hier eigentlich ist. Ich setze mich auf mein Bett und nehme mir das nächste Geschenk aus Adams Box. Es ist kein großes, aber auch kein kleines Geschenk. Ich öffne es und ein super kitschiger Delfin kommt zum Vorschein. Ein kleiner Zettel liegt mit dabei auf dem steht "Ich kann sprechen". Ich runzle ein wenig die Stirn und suche einen Knopf am Delfin. Tatsächlich kann man die Rückenflosse drücken. Und dann höre ich eine niedliche Stimme "Ich liebe dich" sagen. Ich muss anfangen zu kichern. Adam ist wirklich unverbesserlich, aber auch unglaublich süß. So muss ich jedes mal an ihn denken, wenn ich den Delfin auf meinem Nachttisch anschaue. Ich drücke noch ein paar mal auf die Flosse, bevor ich lächelnd einschlafe.

_________________________________________________________________________

Hallo ihr Lieben,

Dieses Kapitel ist ein wenig kürzer als die anderen, trotzdem hoffe ich, dass es euch gefällt.

Was glaubt ihr ist mit Colins Bruder passiert?
Wird Colin es noch erzählen?

Und wisst ihr noch, was es mit dem Delfin auf sich hat? :D

Ich freue mich wie immer über einen Kommentar und/oder Stern.

Liebe Grüße

L.

Adam Part 2 - Who We AreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt