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Toni drehte seinen Kopf nach hinten zu Rezo:

„Bro? Also, du kannst ja echt gut massieren, aber..."

Rezo verstand: „Aber nicht da?", vergewisserte er sich.

„Ja", sagte Toni.

„Sorry. - Und wie ist das?" Rezo ließ seine Hände auf Tonis Vorderseite gleiten und streichelte zärtlich seinen Bauch und seine Brust.

„Das ist schön", hauchte Toni und drehte sich auf den Rücken, um Rezo in die Augen sehen zu können und ihm mehr Angriffsfläche für seine Streicheleinheiten zu bieten.

Irgendwie störte Rezo dieses blöde T-Shirt, das Toni immer noch trug. Warum hatte er das überhaupt an? Wer schlief denn schon in Klamotten? Er schob seine Finger zärtlich darunter, sah Toni in die Augen, um auf dessen Zustimmung zu warten, und, als er diese bekam, zog er ihm das T-Shirt vorsichtig aus. Nun lag Toni ebenso halbnackt unter ihm. Rezo betrachtete Tonis trainierten Oberkörper und fuhr leicht mit seinen Fingern die Linien nach, die die gut sichtbaren Muskeln zeichneten. Toni war schon echt hübsch. Warum war er nur so hübsch?

Ohne damit aufzuhören, ihn zu streicheln, beugte sich Rezo über Toni und raunte ihm leise ins Ohr: „Du bist so ein Bastard! Wie kann es sein, dass du so aussiehst, ohne dass du etwas dafür tun musst? Ich weiß, dass ich das jedes Mal sage, aber ich verstehe es einfach nicht. Und ich lasse mich von Jas quälen und sehe immer noch aus wie eine Kartoffel!"

Toni lachte: „Ja, aber du bist ne Süßkartoffel", sagte er, drückte Rezos Kopf auf seine Brust und strich ihm freundschaftlich durch die blauen Haare.

Es fühlte sich eigentlich ganz gut an, an Tonis Brust zu liegen, aber es war dennoch nicht die Position, die Rezo bevorzugte. Wenn dann hatte Toni in seinen Armen zu liegen. Und so erhob er sich wieder von Tonis Brust, legte sich neben ihn und streckte seinen Arm zur Seite aus.

„Komm kuscheln, Prinzessin", forderte er Toni auf.

Toni sah ihn an, zog die Augenbrauen zusammen und machte keine Anstalten sich zu ihm zu bewegen. „Jetzt lass hier mal nicht das Alphamännchen raushängen", beschwerte er sich.

„Ich weiß doch, dass du drauf stehst", grinste Rezo breit.

Dass Rezo damit Recht hatte, war Toni in dem Moment egal. Natürlich lag er gerne in Rezos Armen, weil Rezo ihm immer das Gefühl gab, dass er ihm wichtig war und dass er geliebt wurde - platonisch.

Aber dieses Mal ging es ums Prinzip. Ehe Rezo sich versah, hatte Toni sich schon auf seinen Schoß geschwungen, so dass er nun über ihm saß, Rezos Handgelenke gepackt und diese oberhalb von Rezos Kopf auf die Matratze gedrückt. Tonis Augen funkelten herausfordernd.

„Ist das wieder einer von deinen ‚Italiener-Momenten'?", versuchte Rezo sich angestrengt zu befreien. Doch es gelang ihm nicht. Toni war eindeutig stärker als die Frauen, die solche Spiele sonst mit Rezo spielten. Und denen ergab er sich auch lieber.

Rezo wand sich unter ihm. Aus irgendeinem Grund war er davon ausgegangen, dass er stärker war als Toni und diesem mit Leichtigkeit zeigen würde, wo es lang ging. Aber das Ganze kostete ihn nun doch Kraft. Dabei wusste er doch genau, wo Tonis Schwachstelle war. Er musste nur die Hände frei bekommen...

Toni grinste amüsiert, während er aus nächster Nähe beobachtete, wie Rezo sich unter ihm bei seinem kläglichen Befreiungsversuch abmühte. Gerade als er sich überlegte, ob er Rezo jetzt genug bestraft hatte, nutzte dieser diesen kurzen Moment der Schwäche, riss sich los, packte Toni und warf ihn auf den Rücken. Rezos Augen glühten nun nicht weniger gefährlich als zuvor Tonis. Er hatte auch nicht vor, ihn einfach nur festzuhalten. Ein Blick in Rezos Augen und Toni dämmerte, dass er zu hoch gepokert hatte. Rezos Rache würde grausam sein. Toni schloss die Augen, als sich abzeichnete, was Rezo vorhatte. Im nächsten Moment spürte er Rezos Finger überall auf seinem Körper. Der Bastard kitzelte ihn. Und er wusste ganz genau, wo Toni besonders empfindlich war. Dafür kannten sie sich zu gut. Toni zog reflexartig alle Gliedmaßen an den Körper, um sich zu schützen. Doch es half nichts. Bei jeder Berührung fing er wieder an zu lachen.

„Hör auf, du Wichser!" presste Toni zwischen zwei Lachern hervor.

Doch Rezo dachte gar nicht daran.

„Hör auf! Hör auf!", quietschte Toni, der zwar versuchte sich zu wehren, sich aber eigentlich mehr unkontrolliert wand.

Als er seine Revanchegelüste befriedigt hatte, ließ Rezo schließlich doch von Toni ab.

„Friede?", schlug er vor.

Was sollte Toni schon anderes sagen als darauf einzugehen?

„Frieden", sagte er und war froh wieder normal durchatmen zu können. Er zog Rezo zu sich herunter und gab ihm zur Bekräftigung ihres neuen Bündnisses einen freundschaftlichen Kuss. Rezo lächelte. Es fühlte sich gut an.

„Und jetzt will ich mit dir kuscheln", stellte Toni Forderungen.

„Jetzt doch?", fragte Rezo verwirrt, „Diggi, das hättest du auch einfacher haben können."

„Es ging ums Prinzip", monierte Toni.

Rezo seufzte verständnislos, legte sich auf den Rücken und machte Toni Platz, um sich zu ihm zu legen. Als Toni seinen Kopf auf seiner Brust platzierte, strich Rezo ihm sanft durch die Haare. Toni schloss die Augen, atmete tief und genoss es sehr, dass Rezo nun doch wieder ganz liebevoll war.

„Wollten wir nicht pennen?", fragte Toni nun tiefenentspannt.

„Ja, schon", murmelte Rezo zurück.

„Es ist echt schön, so bei dir zu liegen", gab Toni zu, „aber so kannst du doch nicht die ganze Nacht hier liegen. Das ist doch viel zu unbequem für dich."

„Was schlägst du vor?"

„Es war doch eigentlich ganz schön so wie wir eben gelegen haben..."

„Du willst echt mit mir löffeln?", fragte Rezo zweifelnd und schob dann hinterher: „Das ist schon ziemlich gay."

„Bro, du massierst mich, fasst mir an den Arsch, ziehst mich aus, küsst mich, kitzelst mich und kuschelst mit mir", wiederholte Toni noch einmal die Chronologie der Nacht. „Aber das ist dir jetzt zu gay?"

Rezo fühlte sich ertappt. Es war so schön mit Toni. Wen interessierte es da schon, ob das Ganze „gay" war? Er legte sich hinter Toni, drückte seine Brust an dessen Rücken und streichelte zärtlich seinen Oberkörper. Ja, es war ziemlich gay, aber auch ziemlich schön. Beide fühlten sich beim anderen geborgen. So aneinander gekuschelt schliefen sie die wenigen Stunden, die die Nacht noch hatte.


Es musste schon Morgen sein, dachte Rezo, als er im dämmerigen Nebel seines Halbschlafes Schritte im Flur und einen Schlüssel hörte. Vermutlich gingen seine Nachbarn zur Arbeit. Es war ja schließlich unter der Woche. Die Armen! Er war froh, dass er keinen normalen Job hatte. Andererseits war er Informatiker. Gab es überhaupt Informatiker, die früh aufstanden? Vermutlich nicht. Auch egal. Es war gerade alles gut so wie es war. Er tastete vorsichtig nach Toni, um sich zu vergewissern, dass er noch da war. Dann kuschelte er sich wieder eng an ihn.

Im nächsten Moment fuhr Rezo hoch. Fuck, das waren nicht seine Nachbarn! Er schlug die Augen auf - und blickte geradewegs in das etwas verdutzte Gesicht von TJ. Shit, er hatte ihm gesagt, dass er ihn für den Dreh heute brauchte. Von Rezos Hektik wurde auch Toni wach.

„Lasst mich raten: Es ist nicht das, wonach es aussieht", lachte TJ, der aber beim Anblick seines oberkörperfreien Chefs, der sich an den ebenso oberkörperfreien Toni kuschelte, insgeheim zu allen Göttern betete, dass die beiden wenigstens im Bereich unterhalb des Bauchnabels, über dem die Decke lag, noch etwas anhatten.

Toni grinste verschlafen. Rezo überlegte unterdessen was schlimmer war: TJ zu erzählen, was passiert war, oder TJ sich ausmalen zu lassen, was passiert sein könnte.



Soll Rezo TJ erzählen, was zwischen ihm und Toni passiert ist oder soll er ihn lieber im Unklaren lassen?

Als ob die beiden irgendetwas Schlimmes angestellt hätten. Das kann TJ ruhig erfahren. Und mal ernsthaft, will man TJ wirklich mit seiner Fantasie alleine lassen? Weiter bei 13.

Vielleicht ist es doch auch ganz schön, wenn nur die beiden wissen, was an Rezoni dran ist. TJ kann sich ja denken, was er will, aber er muss es ja nicht wissen. Weiter bei 29.

Confusing Fantasy - Ist Rezoni real?Où les histoires vivent. Découvrez maintenant