DREIßIG

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Mit seinen starken Armen dirigierte Julian mich durch die Menschenmenge.
Das Getummel vor den Kartenverkäufen war rießig, doch man konnte es niemandem verübeln hier zu sein. Das Kino war gut gekühlt, man musste nicht in der warmen Wohnung sitzen, es gab gutes Essen und gute Animation. Bei der Hitze war dies für die meisten die bessere Möglichkeit, als an den drückenden Abenden in einer Bar zu sitzen.
Wenn überhaupt kühlte es draußen erst ab 22 Uhr ab.

"Also was wollen wir schauen?" fragte Julian schließlich. Stets darauf bedacht, nicht erkannt zu werden. Mit der Mütze tief ins Gesicht gezogen, deutete er auf die verschiedenen Plakte um uns herum.

"Drei Schritte zu dir" rief ich aufgeregt, als ich das Plakat sah. Julian rollte mit den Augen und brachte mich damit zum lachen.
"Na gut. Dann halt was anderes" gab ich widerwillig von mir.

Wir einigten uns letztendlich auf Spider Man Far from Home, da wir beide, wie wir überrascht feststellten, riesige Marvel Fans waren.

Während Julian die Karten kaufte, besorgte ich uns das Essen und Trinken. Mit einer Cola, einer Flasche Wasser, einer Tüte Popcorn und Käse Nachos machte ich mich auf den Rückweg. Was sich allerdings gar nicht, als so leicht herausstellte. Mir wären fast zwei mal die Nachos heruntergefallen und beinahe wäre das Popcorn auf dem Kopf eines Mitarbeiters gelandet.

Schwer atmend übergab ich Julian einen Teil meines Mitbringsels, er ließ es sich nicht entgehen, sich über mich lustig zu machen. Weshalb ich ihn mit bösen Blicken strafte.
Wir schafften es gerade noch rechtzeitig in den Kinosaal und ließen uns auf die Plätze fallen.

Nach einer Weile nahm Julian meine Hand und zog mich näher an sich. Meine Hand klebte ein wenig wegen des Popcorns, aber das störte uns herzlich wenig. Sein Kopf näherte sich meinem und hauchte mir einen kurzen Kuss seitlich auf die Stirn.

Das Murmeln seinerseits ging im Getöse des Films unter, doch ich identifizierte es als ein 'Danke', aber wofür wusste ich auch nicht.

Seine Schulter diente mir als Kissen, während sein Kopf auf meinem Ruhte. Unsere Hände waren miteinander verflochten und Julian's Finger strichen immer mal wieder über meine Hand.

Ich war mehr mit mir selbst, als mit dem Film beschäftigt.
In den Armen des Fußballers fühlte ich mich so, wie noch nie. Geborgen, Aufgehoben, Beschützt.
Geliebt.

Und immer wieder stellte ich mir die Frage, ob das was ich bei Justin gefühlt hatte überhaupt Liebe war. Bei Julian fühlte sich alles Tausendmal besser, anders, an.

Umso mehr beunruhigte es mich, nicht zu wissen, was das zwischen uns war. Deshalb nahm ich mir fest vor ihn heute danach zu fragen.

"Wohin des Weges?" fragte Julian, als wir an die, langsam abkühlende, Luft traten.

"Wollen wir noch was trinken gehen?" Mir war noch nicht danach, nach Hause zu gehen. Eben, weil es draußen  langsam angenehm wurde. Und warum den Abend nicht einfach schön ausklingen lassen?

Wir fanden nach kurzer Zeit ein Biergarten in der Nähe. Das Ambiente war wunderschön hergerichtet, der Garten wurde durch Lichterketten beleuchtet, leise Musik erklang aus den versteckten Lautsprechern. Menschen unterhielten sich ausgelassen und man hörte das Lachen des ein oder anderen Kindes.
Obwohl es Mittwoch Abend war, war hier einiges los.

Eine Bedienung führte uns zu einem gemütlichen Tisch, wo wir dann direkt was zum Trinken bestellten.

"Ich fliege am Sonntag nach Barcelona" unterbrach ich schließlich, die eigentlich angenehme Stille. Ich hatte Julian noch gar nichts davon erzählt.

Überrascht sah er mich an.
"Mit wem?"

"Mädelstrip, mit Freundinnen aus der Heimat"
"Sechs Tage" ergänzte ich.

Nobody compares to you   -Julian BrandtWhere stories live. Discover now