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[20. August, 2016]

Es hatte alles mit drei Wörtern angefangen. Drei Wörter, die mich so sehr überraschten, dass mein Herz aufhörte zu schlagen und mein Atem in meiner Lunge stecken blieb.

Drei Wörter, die Havens Lippen verließen, als wäre es nichts - als würde er sie täglich sagen.

Jedes einzelne Wort so bedeutungslos und doch ergaben sie zusammen einen so kraftvollen Satz, obwohl es nicht die drei berühmtesten Wörter waren. Nein, ein ‚Ich liebe dich' hätte mich nicht so sehr überrascht, denn verdammt ich liebte ihn wirklich - sogar zu der Zeit.

Aber nein, es waren drei komplett andere Wörter.

Lass uns zusammenziehen.

Er sagte diese Worte während meiner Mittagspause. Soweit ich mich erinnerte, war es Mittwoch gewesen und wir hatten uns, wie so oft schon, im La vie quotidienne getroffen. Ein Monat war vergangen seit er aus London zurückgekommen war - also einen Monat, den wir zusammen gewesen waren. Ein Monat den wir miteinander verbracht hatten, ohne einen Tag ohne den anderen. Jedoch erklärte dies immer noch nicht, warum er mit mir zusammenziehen wollte.

„Ein Monat ist nicht genug Zeit, um zu wissen, dass du mit mir zusammenleben willst", sagte ich kopfschüttelnd und rührte mit meinem Löffel in meinem Pfefferminztee. Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich konnte mich nicht erinnern, dass Haven je so spontan gewesen war.

„Ich weiß, aber wenn man es genau nimmt, kenne ich dich seit 14 Jahren und das ist genug Zeit", erwiderte er nonchalant. Auf seinen Lippen breitete sich ein wissendes Lächeln aus. Er wusste, er hatte Recht. Er wusste, es würde mich nerven.

„Nein, wenn man es genau nimmt, haben wir uns die Hälfte dieser 14 Jahre nicht gesehen und uns gegenseitig gehasst."

„Ich habe dich nie gehasst."

„Ich aber dich", grinste ich, obgleich es nicht die ganze Wahrheit war. Die meiste Zeit war ich nur verwirrt über meine Gefühle gewesen. „Und ich weiß, dass sogar sieben Jahre genug Zeit wären, aber ganz ehrlich, ich war damals ein Kind."

„Wer sagt, du bist es nicht immer noch?" Haven hob seine Augenbrauen, wissend, dass dies mich ein bisschen mehr aufregen würde. Ich rollte nur meine Augen, da es ja wohl offensichtlich war, wer von uns beiden das Kind war. „Rubie, ich liebe dich und ich kenne dich gut genug. Gib es zu."

„Du kennst vielleicht meine Gefühle, aber du kennst nicht meine komischen Macken", sagte ich, bevor ich einen Schluck von meinem Tee nahm. „Und davon habe ich viele, Haven."

Haven stöhnte leise auf. „Ich weiß, dass du deine Socken nach der Arbeit ausziehst und irgendwo hinwirfst. Ich weiß, du singst Weihnachtslieder unter der Dusche, egal welche Jahreszeit ist. Ich weiß, du bürstest dir deine Haare mit der linken Hand, ohne wirklich darauf zu achten. Und ich weiß, dass du dein Kissen umarmst, wenn du alleine schläfst, weil du es vermisst, jemanden im Schlaf zu halten. Ich kenne dich, Rubie. Ich weiß nicht alles, aber ich freue mich darauf, mehr über deine kleinen Macken zu erfahren. Bitte, Love, lass es uns versuchen." Überrascht blickte ich Haven an, die Hälfte der Dinge, die er genannt hatte, waren mir selbst nicht bewusst gewesen.

„Ich glaube immer noch nicht, dass wir zusammenziehen sollten", sagte ich schließlich. „Ich zahle noch nicht mal für die Wohnung in der ich lebe und ich bezweifle stark, dass mein Vater - zu dem ich nicht mal Kontakt habe - eine größere Wohnung mit einem extra Zimmer für Lilac bezahlen würde."

„Mit deinem und meinem Einkommen zusammen, können wir uns leicht etwas leisten, Roo", erwiderte Haven, während er meine Hand sanft streichelte. „Ich weiß, du möchtest nicht weniger bezahlen als ich, aber wenn wir ehrlich sind, verdiene ich nun mal viel mehr. Ich muss mehr Miete zahlen, vor allem da Lilac mein Kind ist. Außerdem würde es ihr nichts ausmachen, wenn ihr Zimmer etwas kleiner wäre."

7 Monate Herbstgefühle [Leseprobe]Where stories live. Discover now