↬ 𝕊𝕥𝕖𝕣𝕖𝕜 𝕆𝕟𝕖𝕤𝕙𝕠𝕥 ↫

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<Derek ist in dieser Geschichte auch ein Alpha>

„Wie kann ich es schaffen, dass ich dich verstehe."
~Derek Hale

Stiles Sicht

‚Mr. Stilinski, ihr Abendbrot.' eine Schwester, so nennt man sie hier im Hospiz, steht an meinem Bett und lächelt mich freundlich an. Ich richte mich mühsam auf und erwidere schwach das Lächeln.
‚Darf ich mich zu Ihnen setzen?'
Meine Mundwinkel ziehen sich minimal nach oben. Sie fragt mich das schon seit drei Wochen und obwohl ich sogar angeboten habe, dass sie mich duzen kann und auch, dass sie nicht mehr fragen muss, ob sie sich neben mich hinsetzen kann, tut sie es trotzdem.
Ich nicke und rücke etwas zur Seite, damit sie Platz hat. Dieses Bett ist nicht das größte Bett, aber umso gemütlicher.
‚Wie geht es Ihnen heute, Mr Stilinski?'
‚Gut Laura.'
Plötzlich, als würde mein Körper mir ein Streich spielen, überkommt mich ein Hustenanfall. Er tut schrecklich weh, sodass mir Tränen in die Augen schießen. Ich spüre, wie dass Blut mein Hals hinaufsteigt. Ganz langsam, als würde mein Körper mich ärgern wollen. Der Geschmack von Metall macht sich in meinem Mund breit. Ich hasse diesen Geschmack. Er zeigt mir immer wieder aufs neue, wie schlecht es mir geht, wie schwach mein Körper ist und dass ich kurz vor meinen Tod bin. Kurz darauf huste ich das Blut aus.
Laura springt auf, richtet mich ordentlich, obwohl dies schwieriger wird, als ich anfange unkontrolliert zu zittern und drückt dann den Knopf neben mir.
Mittlerweile kommen auch Atemprobleme dazu und ich bemerke, wie ich wieder eine dieser Panikattacken bekomme. Alles verschwimmt und ich habe das Gefühl an meinem eigenen Blut zu ertrinken. Alles tut höllisch weh und es soll einfach nur aufhören.
‚Alles wird gut Mr. Stilinski. Probieren Sie an was schönes zu denken.' flüstert Laura immer wieder.
Zuerst verstehe ich den Sinn der Worte nicht, sie dringen nicht in mein Gehirn, aber umso öfter sie die Worte wiederholt, umso mehr verstehe ich es.
Und es hilft. Meine Gedanken schweifen zu Derek. Es ist immer Derek, wenn sowas passiert. Denn Derek ist mein Fels in der Brandung.
Ich bekomme die zwei Schwestern nicht mit, die herein kommen und mit Laura reden, denn ich konzentriere mich so sehr auf Derek, dass alles andere in den Hintergrund rückt. Er war es, der den ersten Schritt gemacht hat. Mitten in einer hitzigen Diskussion, hat er mich einfach gepackt und geküsst.
Es war der schönste Moment, den ich je erlebt habe. Ich war viel zu perplex, zumal es mein erster Kuss war. Natürlich hat Derek gerochen, wie sehr mir der Kuss gefiel, obwohl ich nicht mal erwidert habe.
Er hätte nur auf mein Herz hören müssen, welches ein halben Marathon gelaufen ist, um zu bemerken, was gerade in mir abgeht.
Als er sich von mir löste, hat er mich angegrinst und gemeint, dass, wenn er gewusst hätte, dass ich dadurch mal still bin, er mich schon früher geküsst hätte, damit ich mal meine vorlaute Klappe halte.
Ich war immer noch sprachlos und völlig überrumpelt. Also habe ich ihn wieder zu mir heruntergezogen und unsere Lippen erneut verbunden. Mein erster Kuss ging an den Mann, der auch meinen letzten Kuss bekommen wird.
‚Mr. Stilinski!'
Ich schrecke auf.
‚Wie geht es Ihnen? Haben Sie Schmerzen?'
Ich schaue mich um. Die beiden Schwestern sind wieder weg, als wären sie nie hier gewesen und ich habe eine neue Decke, da mein Blut auf die vorherige gelandet ist. Dabei fällt mir auf, dass ich aufgehört habe zu Husten.
Ich schaue auf zu Laura.
‚Mir geht es wieder gut. Mein Hals tut zwar weh, ist aber auszuhalten.'
Meine Stimme ist heiser und ich sehe bestimmt noch blasser aus, als normalerweise, aber es ist okay.
Erschöpft lasse ich mich nach hinten sinken.
‚Wollen Sie trotzdem was essen? Nur die Vorspeise? Frank hat extra für Sie die Tomatensuppe gemacht, die Sie doch so mögen.'
Ich lächle schwach.
‚Ein bisschen schaffe ich.'
Laura lächelt mich freundlich an und rührt die Suppe um.
,Wie geht es Ihnen? Wie geht es ihren Kindern?'
Laura ist etwas unter 40 Jahre, würde ich schätzen. Ich habe sie nie gefragt, weil ich nicht wollte, dass sie denkt, ich wäre unhöflich. Natürlich würde sie das nicht denken. Sie kennt mich mittlerweile ja schon drei Wochen, aber irgendwie nagt dieses komische Gefühl an mir, wenn ich sie fragen will. Deswegen lasse ich es lieber bleiben.
‚Phil hat endlich seiner Freundin einen Antrag gemacht und James ist gerade ziemlich im Stress wegen den Prüfungen in der Uni. Aber ansonsten geht es uns allen Drei gut.'
Mittlerweile hat sie sich wieder hingesetzt und richtet das Tablett mit der Schüssel so aus, dass ich problemlos rankomme. Sofort steigt der Geruch der Tomatensuppe in meine Nase. Laura hat recht. Ich liebe die Tomatensuppe hier. Es ist die Beste, die ich je gegessen habe. Und das habe ich auch Frank erzählt.
,Ich werde Ihnen trotzdem die Dosis an Schmerzmittel erhöhen.'
Ich schüttle leicht den Kopf.
‚Es geht wirklich.'
Laura sieht mich zweifelnd an.
‚Okay.'
Sie gibt mir den Löffel in die Hand, damit ich essen kann.
Der Geschmack vom Blut vermischt sich mit der Tomatensuppe. Und umso mehr ich von dieser kleinen Schüssel esse, umso weniger wird der Metallgeschmack.
Denn mein Stolz ist noch zu groß, als dass ich mich füttern lasse. Zwar dauerte alles wirklich sehr viel länger, weil ich halt so schwach bin, aber Laura scheint es nicht zu stören. Lieber erzählt sie mir von ihrem Leben. Ich höre ihr gerne zu. Sie hat so ein aufregendes Leben, dass ich manchmal vergesse, wie armselig meines zur Zeit ist.
‚Und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich meine Benny ist ja schon ganz romantisch und toll, aber da ist noch kein Schmetterlingsschwarm in mir ausgebrochen. Und ich will ihm nicht Hoffnung geben, damit ich ihn dann doch Verletzen muss.'
Sanft lächle ich sie an.
‚Wissen Sie, ich hatte nie dieses Problem. Bei mir war da zuerst Lydia, der ich Jahre lang hinterher gerannt bin. Jetzt schau mich an. Ich habe einen heißen, festen Freund und liebe ihn wie verrückt. Sie müssen einfach auf ihr Bauchgefühl hören. Wollen Sie denn Benny näher kennenlernen?'
‚Ja schon. Er ist sympathisch und sieht auch unglaublich gut aus.' sie kichert vor sich hin, als wäre sie gerade ein verliebter Teenager.
Und da erzählt sie mir, sie fühlt keine Schmetterlinge.
Mittlerweile räumt Laura alles zusammen, da ich aufgegessen habe.
‚Okay ein zweites Date kann ja nicht schaden, oder?'
‚Das stimmt. Und wenn er nicht der Richtige ist, dann haben Sie wenigstens was umsonst bekommen.'
Sie steht lachend auf und geht zur Tür.
‚Laura.'
Sie dreht sich zu mir um.
‚Was gibt es Mr. Stilinski?'
‚Tun Sie mir ein gefallen und leben Sie ihr Leben, als sei es Ihr letzter Tag. Denn ich habe damit zu spät angefangen und jetzt habe ich fast nichts erreicht und werde sterbe, obwohl ich noch soviel vorhatte.'
‚Alles wird wieder gut, Mr. Stilinski.' damit verlässt sie den Raum und lässt mich alleine. Alleine mit meinen Gedanken.
Was meinte sie mit alles wird wieder gut? Ich werde sterben, da kann nichts wieder gut werden.
Ich weiß, dass ich sterben werde, denn bei mir hat nichts geholfen. Ich habe es mit Chemotherapie probiert. Habe eine Strahlentherapie gemacht. Aber das Einzige was dabei passiert ist, ist dass meine Hoffnung immer kleiner wurde, bis sie letztendlich ganz verschwand. Außerdem musste Derek alles bezahlen, weil Dad mit den ganzen Rechnungen nicht mehr hinterher kam. Aber ich weiß, dass Derek es gerne gemacht hat, denn so konnte er was für mich tun und nicht tatenlos zusehen, wie ich vor mich hin krepiere. Wenn er mich schon nicht überreden konnte, mich beißen zu lassen, konnte er wenigstens alles bezahlen, damit ich diese ganzen sinnlosen Therapien machen konnte, hat er immer gemeint. Eigentlich wollte ich das alles nicht. Ich habe es nur für meine Dad gemacht, weil dieser mich nicht aufgeben wollte. Ich habe mich wahrscheinlich viel zu früh aufgegeben. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich jetzt sterben werde, weil ich nicht die Kraft dazu aufgebracht habe, um zu kämpfen. Ich habe aufgegeben, als der Arzt nach der misslungenen Chemotherapie mich angeschaut hat. Er hatte diesen Blick, der mir zeigte, dass egal was ich tat, es nichts bringen würde. Und jetzt warte ich, bis ich sterbe, denn genau deswegen bin ich hier in einem Hospiz. Damit mir die letzte Zeit noch verschönert werden kann und ich nicht in einem Krankenhaus sterbe.
Natürlich hätte ich mich verwandeln können. Immerhin wurde mir der Biss von Scotti angeboten, mehrfach. Aber ich habe abgelehnt. Auch Derek hat probiert mich zu überreden, damit er mich beißen kann. Aber ich bin stur geblieben. Habe immer wieder ausdrücklich verneint. Musste immer und immer wieder sagen, dass ich nicht den Biss haben will. Und es gab unendlich viel Ärger deswegen. Selbst mein Vater hat sich auf die Seite von meinem Rudel gestellt. Nur Malia stand hinter mir. Hat mich unterstützt und alles getan, damit ich nicht noch mehr Stress habe. Natürlich kann ich mein Rudel verstehen. Ich weiß, dass sie mich nicht verlieren wollen. Vor allem Dad, Scotti und Derek. Dad will nicht noch seinen Sohn an einer Krankheit verlieren, so wie er schon meine Mama verloren hat. Scott will seinen besten Freund nicht verlieren und Derek will mich nicht als Gefährten verlieren. Vor allem, weil wir gerade mal vor zwei Jahren ein Paar geworden sind. Für viele Menschen ist das schon eine lange Beziehung, aber für mich und Derek ist diese Zeit wie ein Wimpernschlag gewesen. Gerade noch haben wir es endlich hinbekommen, dass wir ein Paar werden und schon leide ich unter Lungenkrebs und sterbe. Sterbe, so wie es seine Familie gemacht hat. Ich verlasse ihn. Und das sogar freiwillig, nach seiner Meinung. Denn ich nehme den Biss nicht an.
Ich kann nur erahnen, was gerade in Derek vorgeht. Ich meine, er könnte mich retten oder aber er bringt mich mit diesem Biss ins Grab. Und genau das ist der springende Punkt, weshalb ich so stur bin, mich nicht beißen lassen. Denn wenn sie mich beißen und ich es nicht überlebe, sind sie an meinem Tod schuld. Natürlich wäre ich so oder so gestorben, aber dieses Argument ignorieren sie dann und geben sich die Schuld an meinen Tod. Ich weiß, dass sie in dieser Schuld ertrinken würden. Solange, bis es sie bricht. Und das will ich nicht. Da ignoriere ich lieber die Chance, durch den Biss weiterzuleben und sterbe langsam vor mich hin.
Nur Malia kennt den Grund, weil die anderen mich nicht zu Wort kommen lassen. Und irgendwann habe ich aufgehört zu probieren mich zu erklären. Ich habe nur noch da gesessen und gewartet, bis sie fertig sind mich zu überreden.
Seufzend schüttle ich den Kopf, um auf bessere Gedanken zu kommen, damit ich endlich einschlafen kann, denn da sind keine Schmerzen mehr.
Die Ziffern auf der elektronischen Uhr zeigen 23:16 Uhr.
Ich drehe mich also auf die andere Seite, schließe meine Augen und denke an die Zeit, wo noch alles schön war. Wo ich noch dachte, ich wäre unbesiegbar. Wo ich dachte, nichts kann mich aufhalten.
Mit einem Lächeln im Gesicht schlafe ich endlich ein.

Ich zucke zusammen. Und augenblicklich bin ich hellwach. Mein Blick huscht durch das Zimmer, was ziemlich schwer ist, weil es stockdunkel ist. Aber ich kann spüren, dass hier etwas nicht stimmt. Das hat sich in all den Jahren, wo ich mit dem Rudel zusammen gelebt habe eingenistet.
Und nur ein paar Sekunden später knipse ich das Licht auf meiner Nachttischlampe an, um besser zu sehen.
Auf dem Stuhl neben meinem Bett sitzt Derek und schaut mich einfach nur an.
Und wäre ich es nicht schon fast gewohnt, hätte ich einen Herzinfarkt bekommen.
‚Derek. Willst du, dass ich gleich sterbe?!'
Ich schaue zur Uhr.
‚Was machst du hier um 3:40 Uhr? Ist was passiert?'
Aber Derek reagiert einfach nicht. Er blickt mich einfach nur an. Und ich kenne mittlerweile diesen Blick. Irgendwas in seinem Kopf kämpft gerade. Und ich weiß, dass er jetzt keine Fragen braucht. Ich muss einfach nur bei ihm sein und er wird irgendwann anfangen zu reden.
Also greife ich nach seiner Hand und verschränke sie mit meiner.
Ich kann sehen wie er leicht zusammen zuckt. Ob das jetzt daran liegt, dass ich kalte Finger habe oder er so vertieft in Gedanken war, dass er nichts mitbekommt, weiß ich nicht.
‚Legt dich zu mir, Sourwolf.' flüstere ich leise und rutsche etwas nach außen. So als hätte er nur auf diese Aufforderung gewartet, steht er auf, streift sich seine Schuhe ab und kuschelt sich dann unter die Bettdecke. Sein Kopf legt er auf meine Brust ab.
Das tut er immer, wenn er irgendwas hat. Er meint meinen Herzschlag zu hören beruhigt ihn und lässt ihn besser denken. Ich habe dabei immer das Gefühl, dass ich ihn beschützen muss. Nicht vor irgendwelchen Einbrechern, sondern vor seinen inneren Dämonen.
Mit meiner freien Hand fahre ich ihm sanft durch seine Haare, während die Hand, die mit der von Derek verschränkt ist auf meinem Bauch ruht.
So bleiben wir liegen. Es vergehen Minuten und es fühlt sich an wie eine kleine Ewigkeit. Eine wundervolle Ewigkeit, so als würde die Zeit stehen bleiben. Als wäre es so wie damals. Ich habe keine Schmerzen, weil Derek sie mir nimmt. Früher habe ich immer mit ihm darüber diskutiert. Aber mittlerweile bin ich ihm dankbar, dass er mich für eine kurze Zeit von den Schmerzen befreit.
‚Hast du wieder Blut gespuckt?'
Ich zucke zusammen. Zu lügen würde nichts bringen. Wahrscheinlich riecht es immer noch nach meinem Blut hier. Also bleibe ich einfach still.
‚Ich kann das nicht.' murmelt Derek plötzlich.
Kurz stoppe ich meine Bewegung, führe sie aber gleich wieder fort.
‚Du liegst Tag ein Tag aus hier drin, gefesselt an deiner Krankheit und stirbst langsam vor dich hin, während draußen die Welt weitergeht. Du könntest so viel noch erleben, aber du willst sterben. Du willst uns zurücklassen. Du willst mich zurücklassen. Aber ich schaffe das nicht noch ein zweites Mal. Ich bin ein Totalschaden seit dem Tod meiner Familie gewesen und du hast es geschafft, dass ich das Leben wieder schön finde. Jetzt gehst du und ich bin wieder alleine. Ich habe wieder jemanden verloren, den ich über alles liebe. Ich habe dir das hervor gesagt! Ich habe dir gesagt, dass alle, die ich zu nah an mir ran lasse, sterben werden. Ich kann das nicht. Stiles! Ich bin schwach. Schwach und ängstlich. Etwas, was ich seit dem Tod meiner Familie nie wieder sein wollte. Und jetzt bin ich ein Chaos. Verstehst du? Ich... ich weiß nicht mehr was falsch und richtig ist. Ich kann damit nicht umgehen. Du bist immer noch der lebensfrohe Mensch, den ich damals im Wald zum ersten Mal gesehen habe. Du hast deine vorlaute Klappe und das, obwohl du stirbst. Wie schaffst du es, dass du keine Angst vor dem Tod hast. Wie... wie kann ich es schaffen, dass ich dich verstehe und dich gehen lassen kann, ohne mit zusterben?'
Zum ersten Mal sehe ich Derek wegen mir weinen. Ich wollte nicht, dass es dazu kommt. Ich wollte ihn nie zum weinen bringen.
Ich beiße mir auf die Lippe, um meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, denn es würde nichts bringen, wenn ich jetzt auch noch anfangen würde zu weinen.
‚Weiß du Liebling. Ich habe wahnsinnig Angst vor dem Tod, weil er mich aus einem wundervollen und erfüllten Leben reißt. Weil er mich von meine Rudel reißt. Von meiner ersten Liebe, von meinen Freunden, meinem Bruder, meinem Dad und von dir. Aber ich sterbe lieber so, als würde ich durch einen Biss sterben.'
Augenblicklich setzt sich Derek auf.
‚Aber du hast durch den Biss eine Chance weiterzuleben. Wieso siehst du das nicht?'
‚Und was wenn ich sterbe? Was ist, wenn ich durch deinen Biss sterbe.'
Kurz herrscht eine Stille. Ich kann sehen, wie Derek sein Gesicht verzieht.
‚Ich muss gar nicht nachfragen, wie du dich fühlen würdest. Denn du würdest dir die Schuld geben! So wie du sagst das du Schuld an den Tod bei deiner Familie, bei Erica und bei Boyd hast, aber das hast du nicht. Du kannst für deren Tod nichts. Du willst es jedoch nicht einsehen. Du lebst lieber mit dem Gewissen, dass alle wegen dir sterben mussten. Und das will ich nicht. Ich will nicht ein weiterer Grund in deinem Gewissen sein.'
Er starrt an mir vorbei zur Wand und probiert wieder die Kontrolle über sich zu bekommen.
‚Derek. Ich liebe dich über alles. Ich wollte mit dir alt werden. Mit dir alles erleben. Ich wollte jeden Tag neben dir aufwachen und jedes Mal aufs neue feststellen, dass ich den besten festen Freund der Welt habe. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie wir heiraten, Kinder großziehen und um die Welt reisen. Ich konnte mir bildlich vorstellen wie wir zusammen in eine kleine Wohnung ziehen. Ich habe meine Zukunft mit dir geplant. Aber das geht jetzt nicht. Und ich bin so wütend und enttäuscht, von mir selbst, dass ich unser Leben zerstöre. Aber lieber sterbe ich so, als würde ich durch einen Biss sterben.'
Meine Unterlippe zittert.
‚Ich kann das nicht.' flüstert Derek leise.
Er sitzt immer noch auf dem Bett. Und mittlerweile habe ich mich auch aufgesetzt.
‚Ich kann dir nicht beim Sterben zusehen.'
‚Willst du mich jetzt verlassen?'
Darüber habe ich tatsächlich auch schon nachgedacht. So wäre es vielleicht einfacher. Aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, mich von ihm zu trennen. Dafür bin ich zu egoistisch.
‚Nein.'
Er blickt mich mit einer Entschlossenheit an, dass mir mulmig wird.
‚Und ich hoffe, du kannst mir vergeben.'
Erst zu spät verstehe ich, was er meint. Denn als ich kapiere was er vorhat, haben sich seine Zähne schon in meine Haut gebohrt.
Ich will schreien, weil es so verdammt wehtut, aber ich starre ihn nur erschrocken an.
Als ich dann noch mein Blut sehe, verdrehen sich meine Augen und alles wird schwarz. Der letzte Gedanke war, dass ich Derek vergebe. Dann spürte ich nichts mehr. Kein Schmerz, keine Liebe, gar nichts.

Ich höre das Rauschen meines Blutes viel zu doll in meinen Ohren. Mein Herz schlägt viel zu schnell und meine Atmung ist hektisch.
Als mich dann etwas an meinem Arm berührt, öffne ich meine Augen, um sie gleich danach wieder zu schließen.
Stöhnend halte ich mir den Kopf. Was war das bloß für ein bescheuerter Traum.
‚Stiles. Alles ist gut.'
Ich brumme, weil ich das Gefühl habe zu wenig Schlaf bekommen zu haben.
‚Bitte öffne deine Augen. Stiles.'
‚Lass mich schlafen Derek. Es ist noch nicht mal acht Uhr.'
Denn um acht Uhr kommt Laura mit dem Frühstück rein.
‚Du kannst später noch schlafen. Bitte.'
Ich knurre ihn an und öffne dann erschrocken meine Augen.
‚War ich das?'
Vor mir sitzt ein zufriedener Derek, welcher über beide Ohren strahlt und nickt. So habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen und ich habe eine schlechte Vorahnung, dass mein Traum nicht wirklich mein Traum war.
,Wie geht es dir?'
Ich horche in mich hinein. Keine Schmerzen, ich bekomme wieder vollkommen Luft und fühle mich stärker als je zuvor.
‚Derek, was hast du gemacht?'
Er zeigt mir mein Arm.
‚Es ist noch nicht ganz verheilt, aber bis um acht müsste es weg sein.'
Er scheint stolz auf sich zu sein. Und ich will ihn am liebsten anschreien, dass er mich hintergangen hat, dass er meinen letzten Willen nicht akzeptiert hat und dass er ein Arschloch ist. Ich will ihn hassen, dass er so egoistisch ist. Aber er sieht so glücklich aus, dass meine Wut auf ihn fast gänzlich verschwindet.
‚Denk nicht, dass ich nicht sauer auf dich bin.' brumme ich unzufrieden.
‚Ich weiß, dass du sauer bist und ich dich enttäuschen habe, aber du bist mein Gefährte. Und ich muss dich beschützen. Da blieb mir nichts anderes übrig.'
Sein Lächeln verschwindet und er schaut mich entschuldigend an.
‚Ich kann riechen, dass es dir nicht wirklich leid tut.'
Fassungslos schaut er mich an.
‚Was denn? Ich bin jetzt auch ein Werwolf, also kann ich genauso die Gefühle anderer riechen.' ich knurre ihn an.
Wie kann er nicht nur ein kleines bisschen Reue haben.
Ich verschränke meine Arme vor meine Brust. Eine Abwehrhaltung, die Derek nur allzu gut von mir kennt.
‚Stiles. Ich konnte dir dabei nicht zusehen. Du bist mein Leben. Ich hätte es nicht geschafft, wenn du nicht mehr hier gewesen wärst. Bitte verzeih mir und komm mit nach Hause.'
‚Du hast mein Vertrauen missbraucht. Du hast meine Schwachheit ausgenutzt, damit du dich besser fühlst. Ich kann dir das nicht einfach so verzeihen. Du hast mich zutiefst verletzt und enttäuscht.'
‚Aber Stiles. Ich wollte...'
Er bringt seinen Satz nicht zu Ende und schaut mich an, als würde seine Welt zerbrechen. Es tut mir im Herzen weh, ihn so zu sehen, denn jetzt merkt er anscheinend, wie sich seine Entscheidung auf mich auswirkt.
Aber er hat mich ausgenutzt. Er muss verstehen, dass sowas in einer Beziehung nicht geht.
‚Ich wollte nur, dass du in meiner Zukunft immer noch eine wichtige Rolle spielst.'
Plötzlich ändert sich sein Gesichtsausdruck. Er wirkt kalt und ist unerreichbar in diesem Moment. Das passiert nur, wenn er sich bedroht fühlt.
‚Derek ich verstehe dich und natürlich bin ich auch glücklich, dass ich weiterleben kann, dass ich den Biss überlebt habe, dass ich jetzt doch noch vieles erleben kann, aber du hast mit dieser Sachen einen riesigen Riss in unsere Beziehung gemacht. Und das muss ich erstmal verarbeiten.'
Dann wird es still für eine Weile. Ich probiere zu verstehen, was gerade passiert ist. Ich bin geheilt. Ich werde nicht sterben. Ich kann all die Zukunftspläne erfüllen, die ich geschmiedet habe.
Plötzlich fällt mir was ein.
‚Was soll ich denn jetzt den Ärzten sagen, wenn sie merken, dass ich nicht mehr an meiner Krankheit leide?'
‚Da habe ich schon vorgesorgt. Laura kennt sich mit dem übernatürlichen aus und weiß somit von Werwölfen bescheid. Sie wusste, dass ich vielleicht vorhabe, dich zu beißen und auch sie hat probiert mich abzuhalten, obwohl sie gleichermaßen glücklich wäre, wenn du überleben würdest. Sie wird dich für Tod erklären. Du müsstest eine neue Identität annehmen. Da ist schon alles geklärt.'
Fassungslos starre ich ihn an. Wie gerissen ist dieser Mann vor mir. Und ist das krank, dass ich es  auf eine komische Art und Weise unglaublich heiß finde.
Er räuspert sich.
‚Wäre es okay wenn du Stiles Hale heißen würdest?'
Unschuldig lächelt er mich an.
‚Ist das ein Heiratsantrag?'
‚Nicht ganz. Den Antrag würde ich später nachholen. Ganz romantisch, so wie du es liebst.'
‚Du bist ein Arschloch.'
Meine letzte Wut ist verpufft und ich strahle Derek an, den plötzlich realisiere ich es. Ich werde nicht nur weiterleben sondern auch heiraten. Werde mein Leben mit meiner Liebe verbringen. Er hat sich über alles Gedanken gemacht. Hat alles geplant und anscheinend organisiert.
Obwohl er meine Schwachheit massiv missbraucht hat, hat er dies ja im Endeffekt für mich gemacht. Für uns. Und ist das nicht wieder ein Liebesbeweis?
‚Ist das ein ja?'
Ich weiß, dass er alles für mich machen würde, damit es mir besser geht. Einfach weil er mich liebt. Und ich liebe ihn. Liebe ihn wie verrückt. Wir werden es schaffen. Zusammen.
‚Es ist ein Ja.'

|Ende|

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Sterek Oneshot [BoyxMan]Onde histórias criam vida. Descubra agora