08 The Night We Met

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KENZO


Die Nachtluft war für Ende Sommer überraschend kalt und strömte durch den dünnen Stoff meines Pullis. Ich sah neben mich und erkannte unter dem trüben Licht der Straßenlaternen ihre rote Nasenspitze und leicht trockenen Lippen. Ich mochte das.

Sie zitterte leicht und wenn ich unter meinem Pulli nicht nackt gewesen wäre, hätte ich ihn ihr überlassen. Ich mochte es nicht, wenn Wesen wie sie leiden mussten. Wesen, die so pur und unschuldig erschienen, auch wenn kein Mensch so unschuldig sein konnte. Alle Menschen waren in irgendeiner Weise an irgendwas schuld.

Sie war schön. Samtig Erdbeerblonde locken, kleine Nase, reine Haut, volle Lippen und ein kleines Muttermal fand Platz unter ihrem rechten Auge. Sicherlich hatte sie irgendeinem Jungen schon das Herz gebrochen, wenn auch nicht mit Absicht.

Ich sollte aufhören so zu denken, ich war sonst auch nicht so eine Gefühlsdusselige Person gewesen und das würde ich auch sicherlich nicht mehr werden. Ich war vielleicht mal so...

So lange war ich noch nicht wieder hier, aber sie hatte ich in der kurzen Zeit so oft gesehen, dass es mir schon komisch vorkam. Ich hatte so die Vorahnung, dass ich Sie wohl nicht mehr so leicht los werden würde. Aus einem mir noch unerklärlichen Grund jedoch, gab sie mir irgendwie so ein Gefühl. Sie strahlte pure Lebensfreude, Licht und Wärme, Geborgenheit und Fürsorglichkeit aus.

Alles das, was ich nicht an mich ranlassen konnte. Egal wie sehr ich tief in mir das Bedürfnis verspürte. Ich wusste jedoch, dass ich Sie irgendwie beschützen wollte. Ich hätte sie niemals an diesem Abend alleine nachhause gehen lassen.

"Du... Ich will dir nicht zu nahe treten, aber.. Du redest mit keinem, oder?", hauchte sie und schaute mich an.

Nein, hope. Ich redete mit niemandem und das würde ich auch nie wieder können. Es war nicht so, als hätte ich mir das ausgesucht. Ich konnte nicht.
Mein Kopf untersagte mir, zwischenmenschliche Kommunikation zuzulassen. Mit ihr hatte ich mehr agiert, als mir irgendwem anders in den letzten Jahren...

"Ist schon okay, du musst mir nicht sagen was ist. Die anderen sagen so einige Dinge über dich, aber irgendwie... Ist mir egal was sie sagen. Du strahlst irgendwas aus, was mir gefällt", erzählte sie beschwinglich und blieb vor einem Haus stehen.

"Hehe", kicherte sie und gab mir in Lichtgeschwindigkeit einen kleinen Kuss auf meine Wange. Bevor ich das warme Gefühl jedoch wahrnehmen konnte, war sie schon in dem Gelben Haus verschwunden. Ich nahm ihren sanften, pudrigen Parfümduft in meiner Nase wahr, jetzt wo sie mir etwas näher kam, und fuhr mir gestresst durch die Haare.

Was machte das nur mit mir??

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