Kapitel 8

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"James!"

Die Freudenschrei waren echt goldig und dazu ihr glückliches Gesicht zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Doch wer dieser James war, verschlug mir die Sprache. Mal wieder.

"Cinderella?", fragte er überrascht und ging mit seiner Schwester im Arm zu mir.

"Aber... sie sagte ihr Bruder heißt James."

Ich verstand gerade gar nichts mehr. "James" lachte und kleine Grübchen bildeten sich.

"Ach Jane, was erzählst du denn da?", fragte er an seine Schwester gerichtet, die offenbar Jane hieß. Jane zuckte unschuldig mit den Schultern.

"Aber du heißt doch James."

Er lachte wieder, nur diesmal drehte er sich zu mir.

"Naja, James ist mein Zweitname. Nur aus irgendeinem Grund nennt mich dieses Einhorn hier immer so."

Oh, das erklärte so einiges.

"Ich heiße Justin, aber das müsste dir ja inzwischen bewusst sein."

Ach echt? Wie kam er denn darauf...

"So weit war ich auch schon", murmelte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust, da mir sehr kalt wurde.

Justin zog seiner Schwester meine Jacke aus und gab sie mir wieder. Dann half er Jane in ihre eigene Jacke rein.

"Danke, dass du ihr geholfen hast. Ich habe den ganzen dämlichen Park durchsucht. Ich hatte echt Angst ihr passiert was. Oder sie trifft auf jemand falschen. Keine Ahnung, vielleicht echte hartnäckige badboys."

"Du bist doch selber einer."

Justin lachte und seine weißen Zähne kamen zum Vorschein. Irgendwie sah das ziemlich süß aus zusammen mit den Grübchen.

"Stimmt, aber sagen wir es so. Es gibt zwei Kategorien von badboys. Die einen sind zwar badboys, aber haben innerlich eine nette freundliche Seite. Und es gibt die andere Sorte. Das sind extreme bad bad boys. Die sind nur asozial. Und Player. Und das bin ich nicht. Keiner meiner Freunde."

Ha! Chase hatte also doch einen guten Kern! Wusste ich es doch.

"Das mit dem Player würde ich gerne noch mal besprechen."

Justin zog eine Augenbraue hoch und zwinkerte mir zu. Jap, er war definitiv einer. Oder? Ach keine Ahnung, mit Chase kannte ich mich aus, aber mit Justin? Über den wusste ich nichts.

"James, ich will nach Hause!"

Jane zog eine beleidigte Mine und kuschelte sich an ihren Bruder. Ich musste mich echt zusammenreißen, denn dieses Bild war einfach unglaublich goldig! So kam Justin rüber wie ein ehrlicher hübscher Junge, der sich um seine liebenswürdige Schwester kümmerte und alles für sie tat. Was vielleicht auch stimmte.

"Ich bin dir noch was schuldig. Wirklich. Wenn du willst kannst du mit zu uns nach Haus kommen. Wir haben bestimmt noch Kuchen von Jane. Das Einhorn hatte gestern Geburtstag."

Begeistert schaute ich Jane an und schaute in ihr strahlendes Gesicht.

"Wirklich? Na dann, alles Gute zum Geburtstag nachträglich!"

"Danke!", quietschte Jane glücklich und hob ihren Kopf vorsichtig von Justins Brust.

"Ich muss dir unbedingt meine neue Barbie zeigen! Die habe ich geschenkt bekommen!"

"Das ist ein liebes Angebot, aber ich muss leider nach Hause. Ich muss das Essen machen für meine Familie."

"Ich will mitmachen! Bitte! Bitte, bitte, bitte!"

Justin hatte Mühe den kleinen Wirbelwind im Arm zu halten. Sie probierte von seinem Arm runter zu kommen, was ihr nur nicht gelang, denn Justin war viel zu strak.

"Das geht nicht, Jane. Du-"

"Bitte!"

Jetzt schaute Jane ihn mit einem Bettelblick an, den selbst Hunde nicht übertreffen konnten. Ich hätte längst nachgegeben, doch Justin war noch unsicher. Er schaute an der Seite vorbei zu mir.

"Wenn das für dich okay ist?"

Ich war auf jeden Fall dafür, nicht nur, weil ich Jane mochte, sondern auch, weil ich ebenfalls eine kleine Schwester hatte, die ebenfalls vier Jahre alt war.

"Klar. Ich habe auch eine kleine Schwester, sie heißt Faith. Und sie liebt es ebenfalls mit mir zu kochen."

Justin schaute mich erleichtert an.

"Jetzt hast du schon zwei Sachen bei mir gut. Sonst hätte ich nämlich den restlichen Tag mit ihr verbringen müssen. Was ich natürlich gerne mache, aber heute habe ich eigentlich etwas anderes geplant."

Sofort war meine Neugierde geweckt.

"Und was?"

"Ach, nur ein paar Vorbereitungen. Nichts weiter."

"Jetzt sag schon", quengelte ich und fühlte mich gerade wie ein Kleinkind, was unbedingt ein Lolli wollte. Aber egal, vor Justin konnte ich mich blamieren. Nur vor Chase nicht.

"Ich schmeiße eine Party. Der ganze Jahrgang ist eingeladen. Morgenabend. Es wäre mir eine Ehre, wenn du kommst, Cinderella."

Justin verbeugte sich mit Jane im Arm, welche daraufhin kicherte und sich ebenfalls vor mir verbeugte. Das war doch echt dämlich, aber auch lustig.

"Selbstverständlich komme ich zu Ihrer Party."

Das klang auch ziemlich schräg. Die beiden Geschwister lachten und Justin überreichte mir seine Schwester.

"Danke. Ich gebe dir meine Nummer, dann kannst du mir schreiben, wenn etwas passiert. Ich hol sie einfach ab, wenn ich mit den Vorbereitungen fertig bin."

Ich nickte und Jane klammerte sich an Justins Arm fest.

"Aber pass auf dich auf", flüsterte sie und schaute ihn ängstlich an. Justin lächelte zart, was unglaublich gut bei ihm aussah.

"Sagt die richtige. Keine Sorge, ich passe auf."

Er küsste seine Schwester auf die Stirn, dann verabschiedete er sich und verließ den Park. Jane und ich schauten ihm noch lange hinterher, bis er nur noch ein schwarzer Punkt im Nebel war.

Jane drehte sich zu mir um und ich entdeckte ihr knuffige Zahnlücke.

"Hast du auch Barbies?"

Ja, sicher. Eine 17-Jährige hat noch Barbies. Mit den spielte ich jeden Tag! Aber so weit konnte Jane natürlich noch nicht denken.

"Ich nicht, aber meine kleine Schwester Faith. Wenn wir mit kochen fertig sind, dann können wir damit spielen, ja?"

Jane nickte aufgeregt und schlang ihre kleinen Arme um mich. Sie war echt ein Goldschatz und erst jetzt bemrkte ich den Druck in mir.

Was, wenn ihr etwas passiert?

Oder sie mir wegläuft?

Justin würde mich umbringen.

Ich hätte ihn enttäuscht.

Meine innere Stimme schaffte es auch immer mir Angst zu machen. Ich durfte einfach nicht so denken, das war alles.

"Können wir los?"

"Klar, auf geht's."

"Können wir fliegen wie zwei Einhörner?"

Was sie damit meinte verstand ich nicht, ich lächelte einfach nur ratlos. Jane kicherte, sie hatte mich also enttarnt. Das fing schonmal super an.

"Wie vorhin, da war ich ganz oben in den Wolken! Und dann kam James!"

Oh, jetzt verstand ich! Sie wollte auf meine Schultern! Immer diese Fantasiesprache, daran musste ich mich wohl noch gewöhnen. Obwohl, eigentlich kannte ich sie schon von Faith.

"Klar, dann fliegen wir nach Hause!"

Jane lachte hell auf und so flogen wir nach Hause ins Einhornland. Oder so...

Wrong bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt