24. Eine Herzensangelegenheit

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Als nächstes hatte ich Herzmagie. Leider mit niemanden zusammen den ich kannte, denn Sam war die Einzige von meinen Freunden im ersten Jahr, doch leider war sie Kopf- und nicht Herz-Magierin, so wie ich.

Der Klassenraum in den ich diesmal trat ähnelte nicht im Ansatz dem Vorherigen. Er wirkte ein wenig wie das Innere eines Wahrsager Zeltes... Oder zumindest so, wie man sich das vorstellt: Vor den Fenstern hingen große dunkelviolette Vorgänge, die kaum Sonnenlicht durchließen. Der Raum wurde lediglich durch Kerzen erhellt, was ihn in einen angenehmen Schein hüllte. An den Wänden standen riesige Nussbraune Regale, gefüllt mit Büchern, Glaskugeln, Pflanzen und verschieden farbigen Kristallen. Auf dem Boden war weicher Teppich verlegt und in der Mitte des Raumes lag ein Kreis aus orientalisch aussehenden Kissen. Auf den Kissen saßen bereits einige Schüler, doch es sah aus, als seihen noch nicht alle da.

Anscheinend stand ich relativ lange in der Tür, denn plötzlich sprach mich eine junge Frau an, die auch im Kreis saß: „Hallo. Kommst du bitte rein und setzt dich zu uns?"

Ich nickte sofort und setzte mich auch auf ein Kissen: „Natürlich. Ich war ein wenig abgelenkt von diesem außergewöhnlichen Raum."

Sie lächelte: „Ja. Dieser Klassenraum ist unvergleichlich. Ich bin im übrigem auch die Vertrauenslehrerin, Schüler können hier zu mir kommen und mit mir reden oder für einen Moment den Trubel und die Probleme des Teenager Alltags hinter sich lassen."

Ich nickte.

Während ich die Lehrerin musterte trudelten auch die letzten Schüler ein: Sie war noch jung, hatte rotes langes welliges Haar in dem eine Horn Brille steckte. Sie hatte nur schwarze Sachen an und trug sehr viel alt aussehenden Schmuck.

„So" Sie lächelte und sah in die Runde: „Ich glaube wir sind nun vollzählig. Mein Name ist Lady Darwin, freut mich euch hier zu haben. Da dieser Unterricht ausschließlich für Herz-MagierInnen im ersten Jahr ist, werden wir uns mit den Grundsätzen der Magie, aber insbesondere mit der Herzmagie beschäftigen: Auswirkungen, Vorteile, Nachteile, Besonderheiten und wie ihr mit allem umgeht."

Ein junge meldete sich: „Man sagt ja, dass Kopf-Magier mächtiger und stärker sind als wir, ist das wahr?"

Lady Darwin schüttelte den Kopf: „Nein. Ein allgemein bekanntes Gerücht, jedoch nicht wissenschaftlich bewiesen. Seinen Ursprung hat es darin, dass in kritischen Situationen und bei schweren Entscheidungen ein Kopf-Magier sich im Zweifel immer für die gewinnbringendste und rationalste Wahl entscheiden würde, was Erfolg bringen kann.
Jedoch finde ich, dass Empathie und der Blick für das Wohl der Allgemeinheit oft viel wichtiger sind. Es heißt ja nicht um sonst bei kniffligen Entscheidungen: Hör auf dein Herz und verlass dich auf dein Bauchgefühl.
Ein glückliches Herz trifft fast immer die richtigen Entscheidungen. Weitaus öfter als es Logik je schaffen würde.
Doch die Betonung liegt auf "glücklich". Traurige, wütende, verliebte und verwirrte Herzen, die nicht Klarheit haben, können dem jeweiligem Magier Probleme machen. Dies ist wohl der einzige Nachteil an der Herzmagie... Man muss sie unter Kontrolle haben.
Und genau das werden wir in den nächsten Stunden lernen. Doch abschließend vergesst nicht; Wenn ihr mich fragt, ist Herzmagie mindestens genauso mächtig wie Kopfmagie."

So redeten wir noch die restliche Stunde und schneller als gedacht, war diese auch schon wieder zu Ende.

„...Ach, Rose? Das war doch dein Name, oder? Wartest du nochmal kurz."

Die anderen Schüler verließen dem Raum und Lady Darwin wies auf das Kissen neben sich. Ich setzte mich.

Sie sah mich ernst an: „Ich muss dich nicht kennen, um zu wissen, dass dir in letzter Zeit oft das Herz gebrochen wurde."

Ich sah sie wortlos an.

„Ich bin Vertrauenslehrerin, Meisterin der Herzmagie, Hellseherin und selber Mutter, wenn ich eins erkenne, dann ist das, was Teenager fühlen."

Ich bekam einen Klos im Hals und konnte ihr nicht länger in die Augen gucken. Mein Blick fixierte sich auf einen goldenen Bommel eines Sitzkissens gegenüber von mir.

„Du musst nicht, aber wenn du willst komm einfach mal vorbei und wir reden darüber... Jetzt, am Anfang ist es noch nicht so schlimm, aber ich habe euch ja eben erklärt, dass irgendwann Probleme beim zaubern auftreten können, wenn man kein glückliches und freies Herz hat."

Ich sah immer noch auf den Bommel: „Aber was soll ich denn machen? Es ist, wie es ist. Ich brauch nun mal meine Zeit, bis ich über gewisse Sachen hinweg komme."

Sie nickte: „...Was auch vollkommen normal ist. Aber wenn man an der Situation nichts ändern kann, sollte man mindestens mit jemanden darüber reden, um Klarheit zu schaffen."

Ich sagte nichts. Ich wusste nicht so recht was ich von dem Gespräch halten sollte. Ich fand Lady Darwin sympathisch, doch wollte ich mit ihr nicht über meine persönlichen Angelegenheiten sprechen.

Nach einem Moment der Stille sagte sie dann: „Tut mir leid, ich wollte dich nicht überrumpeln. Du kannst jetzt gehen Rose. Schöne Woche noch."

Ich lächelte matt und verließ den Raum.

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