(08)

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"Und? Wie lief es mit Cotton-Candy-Boy?",
fragte Taehyung seinen besten Freund, der soeben auf ihn zusteuerte und wackelte verheißungsvoll mit seinen Augenbrauen.

"Lass uns schnell von hier verschwinden, ich mein's ernst!" Jimin griff hektisch nach Taehyungs Arm und zog ihn vom Gelände.

"Was hast du denn?" Er ließ sich irritiert von Jimin mitziehen, dessen Kopf mittlerweile hochrot war.

"Gott, ich habe noch nie in meinem Leben etwas so sehr vermasselt. Tae, in Zukunft lass' ich es einfach gut sein. Ich brauch' keinen Typen.", antwortete Jimin in anhaltender Hektik.

"Jetzt mal ganz langsam. Was ist passiert?"

Der Student mit dem rosafarbenen Haar schilderte seinem besten Freund auf dem Weg zu ihrer gemeinsamen Wohnung die missliche Lage, in die er sich jüngst gebracht hatte und Taehyung konnte sein amüsiertes Gelächter beim besten Willen nicht zurückhalten.

"Aus all den Fragen, die du hättest stellen können, wählst du ausgerechnet diese?" Der hochgewachsene, junge Mann machte sich nicht im Entferntesten die Mühe seinen Spott zu verstecken, bei dem es sich eher noch um eine liebevolle Neckerei handelte, als um einen bösartigen Angriff.

"Tu nicht so, als wäre das nicht eine wichtige Frage!" Während Jimin die Tür aufschloss und sich ungeschickt die Jacke von den Schultern streifte, grinste Taehyung in sich hinein.

Sein bester Freund war schon immer etwas Besonderes gewesen. Egal wie oft er sich auch in peinliche Situationen bringen mochte, nie verlor er auch nur einen Funken seiner Liebenswürdigkeit. Die Schusseligkeit, die er in sozialen Interaktionen an den Tag legte, gehörte unweigerlich zu seinem zarten Wesen, das all die Zuwendung verdiente, die der Student brauchte.

"Lass uns nicht schon wieder darüber diskutieren." Der Größere zog sich unachtsam seine Schuhe aus und ließ sie mitten in Flur stehen. Während er in die Küche schlenderte, stellte Jimin die Schuhe fluchend in das vorgesehene Regal und folgte seinem Mitbewohner in die Küche, wo er begann eine Kanne Tee zu kochen.

"Nein Tae! Ich verstehe einfach nicht, wie man Müsli mit einem kleinen Löffel essen kann! Es heißt nicht umsonst ESS-Löffel! Wieso sollte man mit einem Teelöffel essen???"

"Nicht jeder mag es, sich seinen Mund so vollzustopfen wie du." Taehyung wartete, bis Jimin sich zu ihm umdrehte und ihn mit seinem empörten Blick addressierte, ehe er zum wiederholten Male mit seinen Augenbrauen wackelte und mit seiner Zungenspitze provokant gegen die Innenseite seiner Wange stieß.

"MAN, TAE!"
Das tiefe Lachen des Kunststudenten hallte durch den kleinen Raum und Jimin fragte sich, wieso er jemals mit diesem Schwachkopf zusammengezogen war.

"Jimin, jetzt beruhig' dich doch. Es hätte schlimmer laufen können."

"Das bezweifle ich." Der Junge mit dem rosafarbenen Haar goss das kochend heiße Wasser in zwei Teegläser, in denen sich bereits duftende Teebeutel befanden und brachte sie zu dem kleinen Tisch, an dem sein Mitbewohner bereits saß.

Taehyung nahm den Tee dankbar entgegen. "Naja, wenigstens hast du ihn nicht gefragt, ob er lieber der große oder der kleine Löffel ist."

Jimin nahm einen Schluck von dem dampfenden, aromatisierten Wasser, ehe er Taehyung unbeeindruckt musterte.
"Das war's. Ich zieh' aus."
Sein Mitbewohner grinste nur amüsiert.

"Wirst du es nochmal versuchen?", fragte er schließlich.

"Nie im Leben. Das Universum hat gesprochen."
Sein Gegenüber blickte ihn stirnrunzelnd an.

"Ich war drei Mal dort und drei Mal habe ich es vermasselt. Wäre es nur zwei Mal so gewesen, dann hätte es noch ein Zufall sein können. Aber drei ist die magische Zahl. Das hier ist kein Zufall mehr. Drei Mal hintereinander ist es absolut in die Hose gegangen."

"Versuch es ein viertes Mal und vielleicht landest du ja diesmal in seiner Hose."

"Tae, das ist kein Spaß. Das Universum sendet mir eindeutige Zeichen."

Der Angesprochene seufzte und verdrehte seine Augen. "Ja, das Universum versucht dir zu sagen, dass du ein dämlicher Idiot bist. Mein Gott, das ist doch Schwachsinn, du hast dein Leben selbst in der Hand."

"Ich bleibe bei Nein."
"Okay Jimin, wie du meinst. Ich muss jetzt gehen."
Taehyung stand auf, verfrachtete sein leeres Glas in die Spülmaschine und verließ die Küche.

"Viel Spaß bei deinem Date!", rief Jimin ihm noch hinterher, ehe er sich vor Resignation seufzend ebenfalls erhob und geradewegs sein Bett ansteuerte, sich unter seine Decke kuschelte und mit leise vor sich hin laufender Musik schließlich einschlummerte.


° ° °


Als der junge Student schließlich viel zu spät wieder erwachte und sich sein grummelnder Magen unverzüglich bemerkbar machte, trottete er aus seinem Zimmer und wollte sich gerade in die Küche begeben, als er Stimmen aus dem Wohnzimmer vernahm.

Seine nackten Füße bewegten sich vorsichtig über den kalten Boden und er spähte schließlich in das spärlich beleuchtete Zimmer hinein, was zwar ungemein unhöflich war, doch seine Verwirrung darüber, dass es so aussah, als würde Taehyung mit seinem Date tatsächlich im Wohnzimmer sitzen und sich nicht stattdessen in seinem Schlafzimmer mit ihm vergnügen, überwog in diesem Augenblick.

Und tatsächlich saßen die beiden jungen Männer auf dem Sofa und aßen Pizza, während irgendein Film vor sich hin zu laufen schien.

Als Taehyungs Date den verschlafenen jungen Studenten im Türrahmen erblickte, begrüßte er ihn freundlich, stellte sich als 'Hoseok' vor und bot ihm sofort ein Stück Pizza an.
Jimin trat langsam ein und nahm das Angebot dankend an, was seinem leeren Magen eindeutig zugute kam.

"Ich dachte, ihr seid Essen gegangen.", murmelte Jimin an seinen Mitbewohner gerichtet.

"Das waren wir, aber wir kamen auf die glorreiche Idee uns noch etwas einpacken zu lassen und uns anschließend einen Film anzusehen."

Sein Date nickte energisch. "Setz dich doch dazu, wir haben noch eine Menge Pizza übrig."
Das ließ sich Jimin nicht zweimal sagen. Ihm gefiel die freundliche, offene Art von Hoseok sofort und er freute sich über die unerwartete Gesellschaft.

Die drei aßen still ihre Pizza, bis Hoseok nach einer Weile wieder das Wort ergriff.
"Taehyung und ich gehen morgen Abend auf den Jahrmarkt, um uns das Feuerwerk anzusehen. Kommst du auch mit?"
Der hübsche, junge Mann strahlte ihn erwartungsvoll an und Jimin wusste nicht recht, wie er darauf antworten sollte.

Er würde sich das Feuerwerk unheimlich gerne ansehen, aber würde er sich unter den beiden nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlen? Und was, wenn er Suga dort sehen würde? Jimin wusste nicht, ob er diese Peinlichkeit noch einmal ertragen würde.

"Ähm ... Ich-"
"Er würde sich freuen.", schnitt ihm Taehyung das Wort ab, denn er kannte seinen Mitbewohner schon lange genug um zu wissen, dass er mit sich kämpfte und das wegen belanglosen Kleinigkeiten, die ihm und einem lockeren und erfüllten Lebenstil im Weg standen, wie der Kunststudent fand.

Jimin seufzte resigniert und nickte schließlich. Dann würde er eben mitkommen, er war ja nicht dazu gezwungen lange zu bleiben.

Er konnte gehen, wann immer es in seinem Sinne war und mit Suga würde er ohnehin nicht reden, denn er würde sich meilenweit vom Süßigkeitenstand fernhalten. So viel stand fest.

Cotton Candy | Yoonmin [✔]Where stories live. Discover now