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"Wann hast du bitte das letzte mal geduscht, Prinzessin?" Alucard sieht mich misstrauisch an und rümpft die Nase. "Du stinkst." fügt er brummend hinzu und seine Augen werden klein. "Und wann hast du das letzte mal etwas getrunken? Und gegessen? Und wann hast du das letzte mal geschlafen?" Frage über Fragen die über mich hinweg rollen wie eine Lawine. Und ich bin der Idiot, der sie losgelöst hat. Aber ich antworte nicht, sondern lasse mich einfach nur hängen, während ich auf die Seite sehe. Ja nicht in seine Augen. "Sieh mich an!" Ich werde klein, als seine Stimme laut und dröhnend wird.

Langsam drehe ich meinen Kopf und seine Augen haben wieder das Feuerinferno in ihnen lodern. "Wann!" knurrt er und ich schlucke. Konnte er schon immer so einschüchternd sein? Ich schlucke und warte noch einen Augenblick. "Ich..." Seufzend lasse ich den Kopf hängen. "Getrunken vor zwei Stunden. Glaube ich. Der rest... seit... DEM Tag nicht." Weiter in das Detail möchte ich gar nicht gehen. Ich schäme mich einfach nur. Ich habe mich in den letzten Tagen wie ein kleines Kind benommen, dass einem Elternteil aus dem Weg geht um keinen Ärger zu bekommen. Ich weiß das! Aber... ich kann es nicht ändern.

Ein wütendes schnauben ist von ihm zu hören. "Darüber sprechen wir später. Jetzt gehst du erstmal Duschen. Und dann bekommst du Blut. Und dann wirst du schlafen!" Ich schüttle meinen Kopf. "Ich kann nicht! Ich muss weiter machen!" Alucard sieht mich stinksauer an. Und ich habe Angst. Wirkliche, ehrliche Angst. "Du machst, was ich sage!" seine Stimme ist leise. Aber auch wenn sie so leise ist, trägt sie doch mehr Drohung mit sich, als würde er schreien oder brüllen. Hunde die bellen, beissen nicht. Und er hat mir gerade ein warnendes schnappen zuteil werden lassen, dass ich auch zur Kenntniss nehme.

Ohne ein weiteres Wiederwort von mir zu hören und so wie ich ihn kenne, auch nur wahrzunehmen, packt er mich einfach unter seinen Arm und geht mit mir in mein Zimmer. Dort bin ich etwas überrascht! Mein Bett ist aufgebaut. Meine Couch ist da. Alles ist neu, frisch bezogen und fühlt sich heimisch an. Er knallt die Tür zum Bad auf, stellt mich mitten in den Fliesenbedeckten Raum und sieht mich von oben an. "Und wenn du dich nicht selbst duschst, werde ICH das für dich übernehmen. Ist das klar?" Ein leichtes nicken scheint ihm zu reichen, denn er verschwindet aus dem Bad.

Ich stehe derweilen etwas perplex da. Was... war das? Tagelang gehe ich ihm aus dem Weg und er geht mir aus dem Weg. Und jetzt... ist alles wieder in Ordnung? Aber ich habe keine Lust, dass Alucard seine Drohung wahr macht und so ziehe ich mich aus und steige in die Dusche. Der Sichtschutz ist über alle Glasseiten verteilt und ich stelle die Dusche auf mittel, ehe ich auf heiß schalte. Und das tut unglaublich gut. Das Wasser löst nicht nur den Dreck von meinem Körper, sondern auch den Schleier von meinen Augen. Oder zumindest habe ich so das Gefühl.

Zwischendurch scheint Alucard meine stinkende Kleidung zu holen und neue rein zu legen. Und ich will nicht wissen, wie lange er meinen Schrank durchwühlt hat. Ich dusche mir mehrmals mit Duschgel und Shampoo ehe ich das Gefühl habe, wieder sauber zu sein und nicht mehr zu stinken. Meine Haut ist rot und kribbelt von der Hitze, aber das geht in Ordnung. Als ich aus der Dusche steige, nehme ich mir ein Handtuch und rubble langsam meine Haare trocken. Vielleicht bin ich jetzt entspannt, aber immer noch Hundemüde. Und auch mein Körper braucht länger als sonst, zum abtrocknen.

Ebenso langsam ziehe ich mir die frische Unterwäsche an. Und was hat mir Alucard rausgesucht? Eine lange gemütliche Hose und ein Pulli mit der Aufschrift: 'Game Over!'. Und Flauschesocken. Fertig angezogen schlurfe ich nach draussen, wo Alucard auf der Couch sitzend schon wartet. "Um einiges besser. Jetzt leg dich auf dein Bett." Ich sehe die weiche Matratze an und dann wieder zu Alucard. Und entgegen seiner Anweisung und meines logischen Ich's, gehe ich auf Alucard zu, lege mich auf die Couch und liege mit meinem Kopf auf seinem Schoß. Total fertig mit allem und überraschenderweise noch am leben.

Der schwarzhaarige schiebt stumm seinen Mantel und seinen Hemdsärmel hoch und hält mir den Arm hin. Im ersten moment will ich gar nicht. Ich bin zu müde! Aber der Hunger überkommt mich, den ich die letzten Tage zurück gehalten habe. Ohne groß etwas dagegen unternehmen zu können, übernehmen die vampirischen Überlebensinstinkte und ich beisse in den Arm. Das Blut schmeckt köstlichst. "Nimm so viel du willst. Ich habe heute Wach-frei." brummt Alucard und das lasse ich mir nicht zwei mal sagen. Ich trinke, bis Alucard seine Erlösung gefunden hat und nur noch keuchend auf der Couch hockt. Diesmal blieb ich unbeteiligt.

Als ich mich löse, lecke ich die Wunde wieder sauber und sinke entspannt, sauber, satt und müde auf Alucard's Schoß zurück. Noch immer zittern seine Oberschenkel leicht und irgendwie macht mich das Stolz. An sich zeigt das nämlich, wie viel vertrauen er auch in mich hat, wenn er mir diese blöße zeigt. Wenn er mich daran, wenn auch nur ein kleines bischen, teilhaben lässt. "Könntest du noch einmal aufstehen, Prinzessin?" fragt er plötzlich leise und ich brumme nur. "Ich würde gerne meine Hose wechseln. Der Fleck... verhilft mir nicht gerade zur Integrität." erklärt er und ich richte mich mit halb offenen Augen auf.

"Dann zieh sie halt aus..." murmle ich und gähne. Mein Hirn hat sich abgeschalten und verbringt seinen wohlverdienten Urlaub wohl grad in Malle, wo es Sangria aus Eimern säuft. "Trotzdem brauche ich eine neue." erwiedert er, doch ich zucke nur mit den Schultern. "Ich bin Ärztin... Ich habe alles gesehen..." man merkt kaum, dass ich geistig schon lange nicht mehr da ist. Überhaupt nicht. "Prinzessin?" Aber ein Blick von mir bringt ihm zum schweigen. "Mir doch egal..." grummele ich, stehe auf und taumele kurz, ehe ich mein gleichgewicht wiederfinde und auf das Bett zusteuere. Ein kurzer Augenkontakt mit Alucard und ich lege mich ins Bett. Und mehr weiß ich nicht mehr, ehe ich komplett ausgeknockt einschlafe.

Vampirpest 2Where stories live. Discover now