Prolog

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Es ist Geisterstunde - diese Zeit in der Mitte der Nacht, in der die Menschen ruhen, in der die Kreaturen der Dunkelheit ihren Atem hören, ihr Blut riechen und in ihre Träume sehen. Es ist die Zeit, in der die Welt uns gehört, in der wir jagen, töten, beschützen. Es ist die Zeit, in der es mich am meisten nach Nahrung verlangt. Aber ich muss mich zurückhalten. Denn nur wenn ich mich zurückhalte, wenn ich nur jene Tiere jage, deren Blut niemals pulsiert vor Verlangen, deren Herzen nicht jauchzen vor Glück, deren Sehnsüchte nicht in Träumen münden, habe ich mein Schicksal unter Kontrolle. Ich kann mich von der dunklen Seite fernhalten. Ich kann meine Macht kontrollieren. Und genau deshalb muss ich dies niederschreiben - in einer Nacht, in der ich überall um mich herum But riechen kann, in einer Nacht, in der ich weiß dass ich mich binnen eines Augenblicks mit der Macht verbinden könnte, der ich so lang widerstanden habe und der ich für alle Ewigkeit widersterben werde. Indem ich meine Geschichte niederschreibe und dabei beobachte, wie sich Szene um Szene, Jahr um Jahr aneinanderreiben und miteinander verknüpfen, ähnlich wie die Perlen einer unvergänglichen Kette, kann ich mit dem Wesen verbunden bleiben, das ich war- damals, als Mensch; als das Blut, das ich in meinen Ohren rauschen und in meinem Herzen stampfen hörte, einzig und allein das meinige war...

AM ANFANG DER EWIGKEITWhere stories live. Discover now