Kapitel 11

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„Er hat dich geküsst?", rief Niall durch das Telefon.
„Ja... und dann wollte er abhauen, aber es geht ums Prinzip."
„Na dann hat sich das ja alles wenigstens gelohnt. Du glaubst ja nicht wie eklig die Rückfahrt mit Logan war." Niall machte ein würgendes Geräusch. „Er hat sich fast die ganze Fahrt noch übergeben...die arme Tüte..."
„Oh, bitte erzähl nicht weiter." Ich schüttelte mich. Mehr musste Niall wirklich nicht erzählen, ich hatte Logans Anblick noch nicht vergessen.
„Dabei hat er dann wie auf einem Trip die ganze Zeit gesagt: ‚Du hast mich vergiftet'. Naja und ich dann halt immer nur so: ‚sicher dass du nicht doch gegen Haselnüsse allergisch bist?' Das hat ihm jetzt nicht so gepasst." Na das kann ich mir vorstellen.
„Naja ich habe dich nicht darum gebeten.", sagte ich sachlich.
„Ja und bedankt hast du dich im Übrigen auch nicht.", sagte er beleidigt.
„Ich danke dir, großer Meister, dass du Logan Brechreiz beschert hast.", gab ich gespielt unterwürfig zurück.
„Gerne doch. Ich habe übrigens vorhin mit Louis geschrieben, Logan hat wohl keine bleibenden Schäden." Na Klasse, Niall wieder haarscharf an einer Anzeige vorbei. Trotzdem war ich ein bisschen verwirrt.
„Ihr schreibt?"
„Ja, ich glaube Louis ist mein neuer bester Freund." Ich konnte mir gerade vorstellen, wie Niall dabei genüsslich grinste und den Moment auskostete. Aber da ich nun mal ein Arsch bin gönne ich ihm das nicht.
„Dann kann Louis dir ja bestimmt als Dankeschön, dass du seinen Freund vergiftest hast Isabellas Nummer geben."
„Meinst du das ernst?", fragte er unschlüssig.
„Ja." Mir war klar, er würde anbeißen.
„Danke Harry", rief er durch den Hörer. „und Louis kann dich natürlich nicht ersetzten." Natürlich.

Später überlegte ich, ob ich Louis nicht vielleicht auch schreiben oder anrufen soll. Immerhin war die Rückfahrt in der Bahn nicht so reibungslos verlaufen. Ich meine, es war nichts schlimmes, aber Louis schien nicht wirklich in Gesprächslaune zu sein.
Ich entschied mich dazu, ihn anzurufen, doch nach langen Piepen, ging nur die Mailbox dran. Ich versuchte es kurz darauf noch einmal, jedoch mit demselben Ergebnis. Vielleicht hat er ja gerade einfach keine Zeit oder hat das Telefon auf Lautlos. Oder würde er mich tatsächlich ignorieren? Die Antwort auf diese Frage machte mir Angst.
Ich schüttelte den Kopf. Nein. Immerhin hatte er mich geküsst, sowas kommt ja nicht einfach von irgendwo. Ich schrieb ihm also noch eine Nachricht, darauf kann er auch antworten, sobald er wieder Zeit dafür hat. Um nicht direkt mit der Tür ins Haus zu fallen schrieb ich: ‚Hey, geht es Logan wieder besser? ' Natürlich war mir egal, wie es ihm ging, zumal Niall mir das ja schon mitgeteilt hat. Dann schrieb ich noch: ‚Tut mir leid wegen gestern'
Ich wartete, ich wartete lange. Aber ich bekam keine Antwort. Erst am Abend bekam ich eine Nachricht. Ich stürzte mich direkt voller Vorfreude auf mein Handy und sah dann, dass die Nachricht von Niall war. Das Date steht! Das verpasste meiner Freude sofort einen Dämpfer. Ich meine klar, das ist echt super für Niall, aber ich hingegen begann mir zunehmend Sorgen zu machen. Es war jetzt klar, dass Louis mich ignorierte, doch warum? Ich hatte mich entschuldigt und sonst wüsste ich nicht, was ich falsch gemacht habe. Heute war definitiv kein guter Tag.

Louis ignorierte meine Nachricht jetzt schon zwei ganze Tage. Und das verletzte mich. Niall meinte zwar, dass er vermutlich nur Zeit zum Nachdenken braucht, aber das tröstete mich nicht im Geringsten.
Am Nachmittag, wo ich schon gar nicht mehr damit gerechnet hätte, schrieb er. ‚Können wir reden? Logan lädt dich heute Abend um 19 Uhr zu seiner Hausfeier ein'. Mit ihm reden, mehr wollte ich gar nicht. Aber warum würde Logan mich einladen? Und möchte Louis jetzt nur reden, weil Logan mich einlädt? Oder wollte Louis, dass ich komme?
Zu viele Fragen schwirrten mir im Kopf herum. Ich setzte mich hin und versuchte einen klaren Kopf zu fassen. Keine der Fragen konnte ich beantworten oder ausschließen. Aber sicher war, dass ich heute dahin gehen muss.
Als ich auf die Uhr schaute, bemerkte ich, dass es nicht mehr ganz so lange bis 19 Uhr war, also begann ich mich langsam fertig zu machen. Auf Logans langweiligen Partys musste man sich nämlich sehr schick anziehen. Ernsthaft, er wollte mich einmal nicht hereinlassen, weil ich statt einer Stoffhose zum Anzug eine dunkle Jeans trug. Wäre Louis nicht gewesen hätte er mich vermutlich wirklich Draußen stehen lassen.

Ich hatte mir Mühe gegeben und ich sah gut aus. Das musste Louis einfach auffallen. Als ich vor Logans Haustür stand, sah ich auf die Fußmatte herunter und fragte mich, ob Logan nach dem Einbruch noch immer den Schlüssel dort versteckte. Bevor ich dem Drang nachgeben konnte, drunter nachzusehen, öffnete mir ein Mädchen mit schwarzen Haaren die Tür. Es war eine von Logans bösen Schwestern. Ich weiß bis heute ihre richtigen Namen nicht.
Sie lächelte nicht, sie sagte nicht Hallo, sie musterte mich nur. „Netter Anzug.", sagte sie dann schlicht, wobei ich sie danach noch ein ‚Glück gehabt' murmeln hörte. Danach winkte sie mich hinein und ließ mich im Flur alleine zurück. Das Haus der Parks, hier wird Gastfreundschaft groß geschrieben.
Da ich mich auskannte war das kein Problem, aber deswegen trotzdem nicht nett. Kopfschüttelnd lief ich ins Wohnzimmer und suchte den Raum nach Louis ab, aber er fand mich zuerst.
„Harry.", sagte er, als er hinter mir auftauchte. Ich nickte ihm nur zu, woraufhin er leicht gekränkt aussah. Das tat mir leid, aber dann erinnerte ich mich, dass ich wohl auch zwei Tage lang gekränkt ausgesehen haben musste, als ich auf der Couch auf seine Nachricht gewartet habe. „Lass uns in die Küche gehen, da können wir ungestört reden.", schlug er vor und ich folgte ich ihm.
In der Küche waren wir allein und als die Tür zufiel nahm man die Feier nur noch gedämpft war. Kurz war es zwischen und still. Ich hätte etwas sagen können, aber ich wollte, dass er anfängt.
„Harry es..." Er haderte. „mir tut es leid, dass ich dich ignoriert habe. Ich brauchte Zeit... also ich wusste nicht wie... ich..." Er drehte sich von mir weg und atmete hörbar tief ein. Dann drehte er sich etwas gerötet wieder zu mir. „Ich mag dich und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.", platze es dann schließlich aus ihm heraus. Ich hätte wohl mit allem gerechnet, nur nicht damit.
„Du magst mich? Also so richtig mögen-mögen?", fragte ich ungläubig. Er nickte, dann küsste ich ihn. Der Kuss war lang aber sanft und er erwiderte. In diesem Moment war mir auch egal, ob ich damit alles wieder kaputt machen würde. Meinetwegen könnten jetzt auch Logan und sein Gefolge hereinstürmen und es wäre mir egal.
Als wir uns lösten sah er verlegen zur Seite. „Aber Harry was ist mit Logan? ... ich bin verwirrt." Dann sah er mich traurig an.
„Erinnerst du dich noch an die Hochzeit, wo ich fotografieren soll? Komm doch einfach mit als mein Date, vielleicht wirst du dir dann über deine Gefühle klarer.", schlug ich ihm vor. Das klang logisch, da sagt er bestimmt ja. Vielleicht nicht sofort aber nach ein wenig Überredungskunst wird das schon.
„Okay gut.", sagte er schließlich. Das war einfacher als ich es erwartet hatte.
Wir verließen zusammen die Küche und liefen dabei direkt Logan in die Arme. „Harry mein Freund!", rief er und legte einen Arm um mich. Dann zog er mich so ins Wohnzimmer. Als ich mich noch einmal zu Louis umdrehte, sah er uns verwirrt hinterher.
„Weißt du Harry, ich habe nachgedacht." Er nahm sich zwei bereits gefüllte Sektgläser und drückte mir eins davon in die Hand. „Wir können das doch auch friedlich lösen. Wir müssen keine Feinde sein." Er betrachtete sein eigenes Glas, drehte es kurz und trank dann einen Schluck heraus. Ich war immer noch sichtlich verwirrt von der ganzen Sache. Erwartend sah er mich an aber ich hatte keine Ahnung was er von mir wollte und nachdem ich ihm keine Antwort gab, seufzte er. „Okay von mir aus... Ich weiß, dass du auf Louis stehst. Ich weiß aber auch, dass du nur nach einer schnellen Nummer suchst. Wie klingt etwas Geld für dich, damit du ihn in Ruhe lässt?"
Erst sagte ich nichts, dann begann ich zu lachen. Das konnte er doch wohl kaum ernst meinen, ich meine das war doch vollkommen lächerlich. „Ich denke eher nicht.", winkte ich ab.
Dies schien ihm nicht zu gefallen, aber nachdem er kurz verärgert schaute, setzte er wieder sein normales Gesicht auf. „Gut. Gut, verstehe. Ich bin wohl nicht ganz deutlich geworden. Nenne mir einfach deinen Preis, meinetwegen auch eine lächerlich übertriebene Summe, mir egal. Ich bin bereit dafür zu Zahlen dich aus seinem Leben zu löschen.", versuchte er es noch einmal.
„Nein.", sagte ich. Wie verzweifelt muss er bitte sein. Außerdem würde ich jetzt wo ich so kurz davor bin Louis wieder zu haben nie zulassen, dass er bei diesem Irren bleibt.
„Okay du hast es so gewollt." Seine Augen verengten sich zu schlitzen. „Meinetwegen lehne mein, übrigens sehr großzügiges, Angebot ab, aber ich weiß, dass du hinter dem Einbruch steckst und Niall mich vergiftet hat. Wenn du dich Louis noch einmal näherst, zeige ich euch an!", fuhr er mich an. Seine Geduld mit mir neigte sich offensichtlich dem Ende.
„Weißt du..." Ich schmunzelte und beugte mich nach vorne, sodass ich neben seinem Ohr redete. „deine leeren Drohungen schüchtern mich nicht ein. Ohne einen Beweis kannst du uns rein Garnichts und selbst wenn, wäre es mir egal. Genauso egal wie du Louis bald bist." Daraufhin platze er vor Zorn. „Du verlässt sofort mein Haus!", schrie er und alle starrten uns verwundert und neugierig zugleich an. Jetzt wusste er auch endlich mal wie es mir immer gegangen ist, als er diese Show mit mir abgezogen hat.
„Gerne doch.", sagte ich unbeteiligt und zuckte mit den Schultern. Beim Umdrehen, trank ich in einem Zug mein Sektglas aus und ließ es achtlos auf den Boden fallen. Ich spürte, wie mir alle Blicke folgten, als ich durch den Flur lief und anschließend das Haus verließ.
Das würde wohl keiner so schnell vergessen.

Can you love me again? (Larry AU)Where stories live. Discover now