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Harrys Blick wanderte zu mir. „Geh zurück" sagte er mit fester Stimme, aber sein Gesichtsausdruck war sanft und spiegelte so viel Leid.

Ich lief einige Schritte rückwärts, ohne die beiden aus den Augen zu lassen.

Harry lockerte seinen Griff um Eleazers Hals. „Was gedenkst du damit zu bezwecken?"

Eleazer befreite sich aus der Umklammerung und stand nun bebend vor dem Lockenkopf. „Gerechtigkeit nennt sich dieses Wort, dass dein Wortschatz nicht beherbergt!" schrie er so unfassbar laut, dass er Vögel aufschreckte.

„Du bist doch nur wütend auf dich selbst. Weil du Coroline weggeschickt hast, als sie sich offenbart hat. Aber Louis.." er hob seinen Blick an und sah zu mir. „..er blieb bei mir. Er war stark genug alle Seiten an mir zu akzeptieren." Harry sprach mit dieser ruhigen Stimme, der man nur zu gerne lauschte. Sie schien auch von Eleazer Besitz zu ergreifen. Er gab seine Kampfeshaltung auf und ließ seinen Kopf sinken.

Ich fühlte diesen kalten Windhauch, der selten etwas Gutes anzukündigen hatte. Hände griffen nach mir und bekamen mich zu fassen. Doch es waren nicht Eleazers, sondern Harrys. Fest, an der Grenze zu schmerzhaft, packte er mich an meiner Hüfte und hob mich hoch. Meine Beine hatten den Boden verlassen. Aber nun verließen mich auch Harrys Hände. Er trug mich nicht. Er hatte mich geworfen. Ich befand mich im freien Fall. Entfernt vernahm ich tiefes Knurren und lauten Donnerhall.

Der Boden kam rasend schnell näher. Noch bevor ich aufschlagen konnte, wurde ich gefangen. „Ich hab dich" hörte ich Corolines Stimme. Die Luft zog schneiden an uns vorbei. Das Geräusch von aufeinanderprallenden Felsen, nahm ich nur noch entfernt war. Coroline hatte mich bereits von der Lichtung weg und aus dem Wald gebracht. Als sie das Tor aufzog, warf sie mich mit einem Schwung hinein. Ein Teppich dämpfte meinen Fall und dennoch schmerzte es. Coroline verzog sich in eine Ecke. Ihre Beine waren angezogen, ihr Kopf ruhte auf ihren Knien. Ihre scharlachroten Augen leuchteten.

Ich wollte auf sie zu rutschen, doch sie stoppte mich. „Nicht Louis. Meine Beherrschung ist immer noch minimal."

Ich setzte mich in die Ecke, die der gegenüber lag, in der Coroline saß. „Was ist mit Harry?"

Sie hielt sich die Hand vor die Nase, als sie zu ihrer Antwort ansetzte. „Der ist wohl auf sich alleine gestellt."

Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. In den letzten Stunden war so vieles passiert. Zu viel. „Er wird es schaffen, Louis. Immerhin reden wir hier von Harry", sagte sie, als sie meinen beunruhigten Blick sah. Ich nickte. Sie hatte Recht. Harry würde es schaffen. Warum auch nicht? Er war Eleazer überlegen.

Ich begann auf meinen Nägeln herumzukauen. Mittlerweile war einiges an Zeit vergangen und Harry war immer noch nicht hier. Ich versuchte tief Luft zu holen und mich zu entspannen, doch bei jedem Atemzug schmerzte mein unterster Rippenbogen. Ich zog mein Oberteil hoch. Blaue Flecken kennzeichneten, wo Harry mich gepackt hatte. Ich zog die Luft scharf ein, als ich über die schmerzenden Stellen fuhr.

Weitere Minuten vergingen, aber es passierte nichts. Harry war nicht wieder aufgetaucht.

Meine Gehirnwindungen hatten mittlerweile wieder ihre Arbeit aufgenommen. Immer wieder ging ich das Gespräch zwischen mir und Eleazer durch. Und immer wieder blieb ich an derselben Stelle hängen. Das Grande Finale.

„Coroline!" rief ich und sprang auf meine Beine. Sie sah mich aus bereits müder werdenden Augen an. „Eleazer hat gesagt, mein Tod wäre das Grande Finale....Das...muss bedeuten, dass das nicht alles ist. Ich bin nicht alles. Er muss noch etwas anderes geplant haben!"

Plötzlich bewegten sich Corolines Augen wild umher, als würde sich etwas in rasender Geschwindigkeit vor ihr bewegen, was sie visuell einzufangen versuchte. „Du warst gar nicht sein Ziel" flüstere sie leise vor sich hin. Ich sah, wie sich ihr Kiefer anspannte. Ihre Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepresst

"Was ist los?" fragte ich panisch.

Keine Reaktion. Sie schien mich nicht zu hören. Ihre Augen sprangen immer noch wild umher. Plötzlich stoppten sie und schienen wieder fokussiert zu sein.

„Harry" wisperte sie. „Harry war das Ziel."

Wir haben fast das Ende erreicht xx

Der Graf || Larry StylinsonWhere stories live. Discover now