Kapitel 34 ~ Hingabe

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[dieses Kapitel verläuft zeitlich parallel zu dem vorherigen]

Noch immer sind Sefias Sinne wie benebelt, doch sie wird alles in ihrer Macht stehende tun, um sowohl ihre Mutter als auch Felix aus der Gewalt des Teufels zu befreien. In der Eingangshalle bleibt sie stehen und sieht sich verwirrt um; wo muss sie nur hin? Bis gerade eben ist sie einfach wahllos in eine Richtung gestürmt, welche sie für richtig hielt, doch jetzt fühlt sie sich verloren. Sie blickt hinauf zu einem der Steinpanther - waren seine Augen zuvor nicht grün? Jetzt scheinen diese statt aus Jade aus Rubinen zu bestehen und wenn Sefia sich nicht täuscht, blitzt an seinem Maul etwas Weißes hervor, was zuvor ganz sicher noch nicht da war. Der andere ist noch genauso wie vor Beginn des Balles; ist das das Werk des Teufels?

Plötzlich ist sie sich sicher, wo sie hin muss und eilt ohne weiter zu zögern hinter den Sockel der Statue. Dieser ist so groß, dass man von dem Rest der Halle aus nicht mehr gesehen werden kann. Die perfekte Wahl. Kurz bevor sie wirklich dahinter tritt, sieht Sefia ein letztes Mal zurück. Mittlerweile bereut sie es keinen der Anderen bei sich zu haben, denn sie wird das nicht alleine schaffen. Ganz sicher nicht. Schnell beginnt sie zu rennen, um ihre Freunde zu holen - in diesem Moment kommt es ihr beinahe so vor, als wären all ihre Sinne wieder frei. Kann das wirklich sein? Freudig läuft sie weiter, da sie den Einflüssen des Teufels zum ersten Mal richtig entkommen konnte, sie hofft schon bald auf die Anderen zu treffen, doch dann ist die Welt plötzlich wieder stumm und ihre Beine knicken ein - ohne, dass sie irgendetwas dagegen tun könnte. Hart kommen ihre Knie am Boden auf, allerdings spürt sie es nicht, sie kann den Schmerz, den sie eigentlich gefühlt hätte, nur vermuten.

„Püppchen, du denkst wirklich, du könntest mir einfach so entkommen? Rührend, wirklich rührend", vernimmt sie in ihrem Kopf die tiefe Stimme des Teufels. Danach ertönt sein donnerndes Lachen und es legt sich eine unerträgliche Kälte um Sefias Körper. Schwach hebt sie ihren Kopf an und sieht direkt vor sich eine seifenblasenähnliche Wand. Als sie versucht ihre Hand hindurch zu strecken, spürt sie deren Widerstand. Gegen Stein, Holz oder andere feste Stoffe zu drücken fühlt sich anders an, das hier ist eher ein Energiefeld. Ob es warm oder kalt ist, weiß sie nicht, denn es ist wie Feuer und Eis gleichzeitig. „Du lässt dich so leicht manipulieren. Wie bist du auch nur auf die Idee gekommen deine Tarotkarten mitzunehmen? Eigentlich hättest du wissen müssen, dass ich dich dadurch einkreisen und teilweise kontrollieren kann. Das Beste ist, dass niemand mehr hier herein kann ohne eine weitere der großen Arkana zu besitzen", ertönt wieder das Donnern des Teufels und Sefia fasst geschockt an den Beutel für ihre Karten. Sobald sie ihn fest in den Händen hat, will sie ihn losreißen und versuchen durch die Barriere zu werfen, doch sie kann ihn nicht einmal von ihrem Körper lösen. „Niedlich - nur leider kannst du das nicht tun. Allein ein Anderer hätte die Macht dein Deck nach draußen zu befördern, dafür allerdings bräuchte er - wie ich bereits erwähnt hatte - eine der Großen Arkana. Hach, wie schade! Du befindest dich in einer Zwickmühle, mein Püppchen", fügt er hinzu und sein schadenfrohes Grinsen ist deutlich in seinen Worten hörbar, bevor wieder alles verstummt.

Und dann durchschneidet plötzlich ein angsterfülltes Kreischen die Stille, es lässt Sefia das Blut in den Adern gefrieren und dringt bis in das Mark ihrer Knochen. Ihre Mutter! Was wurde ihr nur angetan? Bevor sie weiter darüber nachdenken kann, springt sie schon auf, hat wieder Kraft, die ihr vor dem Bruchteil einer Sekunde noch gefehlt hatte, und sie dreht sich in Richtung des Panthers. Jetzt sind deutlich seine spitzen weißen Zähne zu sehen in seinem zu einem Grinsen verzerrten Gesicht. Es sieht genauso aus wie das des Teufels. In ihrem Kopf vernimmt Sefia nun auch das Jammern eines Kindes und sie stürmt sofort auf den Sockel zu. Sie muss Felix und ihre Mutter retten! Allerdings hat sie noch immer kaum Gefühl in den Beinen und stolpert eher umher als zu rennen. Sobald sie ankommt, fällt sie gegen die steinerne Fläche und sieht weiter nach hinten. Dort starren sie die roten Augen des Teufels an, während er seine Klauen um Sybillas Hals gelegt hat. Um ihren zitternden Körper hängen Ketten aus demselben Material wie die Barriere und ebenfalls ist sie über sie mit einem kleineren Menschen verbunden. Erst hat Sefia Probleme ihn zu erkennen, da kaum Licht oder Wärme von ihm ausgeht, doch als er seinen Kopf hebt und sie mit schmerzerfüllten Augen ansieht, erkennt sie ihn - Felix! Wer sonst hätte es sein sollen? Seine Erscheinung flimmert und ist dadurch manchmal unsichtbar; die Ketten müssen unglaublich kalt sein und ihm alle Energie entziehen.

„Na, willst du denn deine ach so geliebte Mutter und deinen toten Freund nicht befreien? Jetzt bin ich wirklich enttäuscht von dir, mein Püppchen. Ich hätte so viel mehr von dir erwartet", spottet der Teufel hämisch und verstärkt seinen Griff ein wenig, wodurch Sybilla um Luft ringen muss. Offensichtlich werden gleichzeitig die Ketten enger gezogen, denn immer mehr verblasst Felix' übriges Licht. Jetzt ist der Zenit überschritten! Verärgert rafft Sefia sich auf weiterzugehen und schleppt ihren gefühllosen Körper näher zu ihrem Feind. Etwa zwei Meter von ihm entfernt bricht sie ein weiteres Mal zusammen und richtet sich so gut es geht nur ein wenig auf ihre Arme gestützt auf. „Lass die beiden los", verlangt sie mit brüchiger Stimme. Entgegen ihrer Erwartungen folgt der Teufel tatsächlich ihrem Befehl und lässt sowohl mit seiner Hand von ihrer Mutter ab als auch die Ketten zu Boden fallen. Kraftlos hebt Sybilla den Kopf und schenkt ihrer Tochter ein dankbares Lächeln, bevor sie sich zu dem kleinen Engel herabbeugt und ihn umarmt.

 Kraftlos hebt Sybilla den Kopf und schenkt ihrer Tochter ein dankbares Lächeln, bevor sie sich zu dem kleinen Engel herabbeugt und ihn umarmt

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Wie sehr hatte Sefia das nur vermisst... Früher hatte sie ihre Mutter täglich lächeln sehen können, doch in den letzten sechs Jahren war das nie möglich. Allerdings wird diese Freude schon in der nächsten Sekunde zerstört, als sie von kalten Klauen am Kragen auf die Beine gezogen wird. Da sie stur auf den Boden starrt, umfasst der Teufel ihre Haare und zwingt sie somit ihn anzusehen. Er ist unsagbar hässlich und seine Fratze strotzt nur so vor Hohn. „Solange du mir gehörst, werde ich deinem Willen immer folgen, mein Püppchen", verspricht er zynisch grinsend und fährt mit dem Zeigefinger seiner freien Hand, aus welchem ein spitzer, vergilbter Fingernagel herausragt, fast schon sorgsam über ihre Lippen. Obwohl sie angeekelt davon ist wie von sonst nichts, bleibt sie still und leistet keinen Widerstand - wenn sie sich nicht wehrt, wird er bestimmt friedlich bleiben und sie kann in einem für ihn unerwarteten Moment zuschlagen. Deutlich ist zu hören, dass Sybilla ansetzt zu reden, doch mit einem Schnippen des Ziegenmenschen verstummt sie sofort wieder. „Nun sag es: Sag, dass du mich liebst", fordert er die in seinem Griff so zerbrechlich wirkende junge Frau auf. Geschockt reißt sie daraufhin die Augen auf und beginnt mit dem Kopf zu schütteln - das kann sie nicht! Nie würde sie es schaffen das zu jemanden zu sagen, für den sie das nicht empfindet, oder ihn gar verabscheut. Nun umgreift der Teufel ihren Kiefer grob mit seiner Hand und will sie ein weiteres Mal davon überzeugen. Allerdings wehrt sie sich weiterhin dagegen und sobald er einsieht, dass es keinen Sinn mehr hat, stößt er sie leicht von sich weg. Sefia ist erleichtert, doch dann passiert es - schrecklicher Schmerz durchzuckt sie und es ist ihr unmöglich einen Schrei zurückzuhalten. Ein weiteres Mal greift er nach ihr und sticht ihr mit seinen Klauen in ihre Augäpfel. Gleichzeitig scheinen sie zu gefrieren und nun erstirbt auch ihre Sehkraft. Obwohl sie die Arme, die sich von hinten um sie legen, nur dumpf spürt, bemerkt sie, wie sie nach hinten weg- und an einen warmen Oberkörper herangezogen wird.

„Sefia... ich - ich verspreche nun wieder auf dich aufzupassen!"

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Hey (":
Es tut mir so unglaublich leid, dass ich am Mittwoch kein Kapitel veröffentlich habe, ich kam einfach aus mehreren Gründen nicht zum Schreiben. Allerdings hoffe ich, dass ich es nächste Woche wieder normal hinbekomme!

[19.10.19]

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