Unschöne Methoden

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Asi war dank ein paar Kräutern im Wein schneller weggenickt, als Loki seine Hose hatte loswerden können und er war verdammt dankbar dafür. Die Tatsache, dass der Junge ihn hintergangen und sogar ausgenutzt hatte, verletzte ihn mehr, als er es sich eingestehen wollte. Er fühlte sich benutzt und beschmutzt, wie die Dirnen der städtischen Freudenhäuser.
Nur ein sauberer Schnitt entlang Asis entblößter Kehle und alles wäre vergessen ...
Laut schnaubend riss Loki  sich zusammen und krabbelte von dem betäubten Soldaten, ehe er sich daran machte, dessen Körper und Kleidung zu durchsuchen. Tatsächlich dauerte es nicht lange bis er einen bereits geschriebenen und adressierten Brief fand, an einen Mann den Asi als Sorrow bezeichnete.


Gedankenverloren ließ Loki den Bericht durch seine Finger gleiten und überflog ihn kurz, wobei er am liebsten ausgespuckt hätte. Dieser verdammte Mistkerl!
Ansonsten gab nichts weiter Verdächtiges an dem betäubten Einherjar. Erst als er ihn vollkommen entkleidet hatte, bemerkte er eine winzige Tätowierung an der Innenseite des Oberschenkels, die ihm zuvor entgangen war. Es waren drei kleine schwarze Punkte, verbunden durch flammen ähnliche, unstete Linien. Loki fuhr mit einem Finger darüber, holte ein kleines Papier aus seiner Tasche und kopierte die Zeichnung.

Kurz bevor er fertig war, flog die Tür zum Zimmer förmlich aus den Angeln. Thor marschierte herein, gefolgt von einem reumütig dreinblickenden Balder, der mit einem entschuldigen Schulterzucken etwas wie Ich habs versucht!  gestikulierte.
Loki schmunzelte zwar, konzentrierte sich aber weiter auf die Linien, die er auf ein Stück Pergament übertrug. Er wusste wie das gerade aussehen musste, wie er halbnackt zwischen dem entblößten Soldaten kniete.

„Ist das wirklich nötig?", durchbrach Thor die Stille, sichtlich darauf bedacht seinen Ärger zurückzuhalten und irgendwo anders hinzusehen, doch beides gelang ihm nicht wirklich.
„Ist was nötig?", flötete Loki gut gelaunt zurück, ehe er sein Werk vollendete und sich von dem Bett erhob, um die beiden anzusehen. Balder löste sich als erster und nahm den Fetzen Pergament aus Lokis Hand, dann trat er zu dem nackten Soldaten um selbst ein Auge auf ihn zu werfen.
„Ist das jetzt die Art, wie du arbeitest?", wollte Thor gereizt wissen. „Soldaten verführen, die verdächtig sind?"
„Manche Dinge erfordern andere Mittel als Blut und Waffen, Thor." Seelenruhig knöpfte Loki seine Hose zu und begann seine restlichen Sachen vom Boden aufzusammeln. Kommentarlos streckte er dem Donnergott dann den gefundenen Brief entgegen, dann senkte er den Blick. Er konnte den Donnergott nicht ansehen, während dieser las. Immerhin wurde in dem Brief ausführlich darüber berichtet, wie Asi sich an Loki herangeschmissen hatte und dass es wohl stimmt, dass Loki mehr für den Donnergott übrig hatte, als nur Loyalität.

Thor las den gesamten Brief, gleich zwei Mal, wenn Loki richtig zählte, ehe er langsam an Asis betäubten Körper trat und einen Blick darauf warf, ein gefährliches Glitzern in den sturmblauen Augen.
„Woher?", wollte der Donnergott ratlos wissen und Balder zuckte nur mit den Schultern. Dann richtete er sich wieder auf, nachdem er das Tattoo und die Kopie betrachtet hatte.
„Ich vermute mal, die Kette der Spione reicht über hunderte Jahre zurück. Es scheint so, als hätten sie wirklich lange an ihrem Plan gearbeitet ..."

Loki zuckte zusammen als hinter ihm ein lautes, schlagartiges Knacken ertönte. Er fuhr überrascht herum, nur um zu sehen, wie Thor Asi mit einem Schlag die Nase brach. Balder schien entsetzt, aber auch ein wenig befriedigt und Loki selbst brachte ein seltenes, kurzes Lächeln zustande.
„Ist das jetzt die Art wie du arbeitest, Thor?", schnurrte er dem Donnergott voller Genugtuung entgegen.
„Manche Dinge erfordern andere Mittel als gutes Zureden und Geduld", entgegnete der Thor und schenkte Loki ein verschmitztes Lächeln über Schulter. 

Der alte Thor war also immer noch da. Irgendwo hinter dieser Maske aus königlichen Pflichten und aufgezwungenen Entscheidungen versteckt, aber, er war da. „Danke, Thor."
„Das ist wohl das Mindeste", murrte der Donnergott angewidert und haderte offensichtlich  damit, einen zweiten Schlag zu setzen, doch Balders Hand auf seiner Schulter beugte dem vor; Thor fuhr sich ungehalten durch die blonde Mähne. „Tut mir leid, ich ... es ging mit mir durch."
Balder lächelte aufmunternd. „Er hat es verdient, aber ich fürchte ein weiterer Schlag würde sein Gesicht zerbrechen wie eine fragile Glaskugel. Und wir wollen ihn schließlich noch befragen."
„Von mir aus könnt ihr ihm währenddessen die Eier abschneiden", kommentierte Loki ihr Vorhaben vom anderen Ende des Raumes.
„Hervorragende Idee", stimmte Thor zu.
Balder seufzte ergeben, kam aber nicht umhin zu grinsen. „Wie wäre es, wenn ihr beiden die Befragung einfach mir überlasst und euch darüber unterhaltet, wie das alles hier weiter gehen soll? Skandale dieser Art können wir uns nicht leisten. Loki?"
„Ich werde sehen, was ich über diesen Sorrow herausfinden kann." So locker Loki schon aus der Tür wollte, Balders strenger Blick aus gehobenen Brauen sprach Bände und Loki ließ die Türklinke seufzend wieder los. Es wurde wohl Zeit für das Gespräch.

Balder öffnete die Tür und winkte ein paar Wachen herein, die Asis reglosen Körper nach draußen trugen, dann folgte er ihnen und schloss die Tür hinter sich. Eine Weile war es bedrückend still in dem Zimmer und Thor war der Erste, der diese Stille brach.
"Warst du oft hier?", wollte er mit belegter Stimme wissen.
"Das spielt keine Rolle und es sollte dich nicht kümmern", gab Loki gleichgültig zurück.
Er würde sich sicher nicht vor Thor rechtfertigen, mit wem er schlief oder eben nicht. Tatsächlich schwieg der Blonde daraufhin und wartete, doch Loki musste eine ganze Weile nach Worten suchen. "Du hast den Brief gelesen, Thor", fing er schließlich an. "Balder kam deswegen zu mir und ... jedenfalls scheint es jenseits von Asgard die Vermutung zu geben, dass wir eine Affäre haben und genau dort wollen die Rebellen dich treffen. Je unsicherer der Thron für die Außenwelt scheint, desto leichter kann man ihn zerstören."
Thor hörte ruhig zu, doch seine Miene wurde finster. "Ich werde nicht zulassen, dass diese Mistkerle versuchen dir oder mir zu schaden. Ich werde sie festnehmen lassen, sofort!"
"Thor ...", Loki seufzte ausgiebig, als versuche er einem ahnungslosen Kind die Welt zu erklären. "Wir wissen nicht, wer es ist. Der Spion ist seit hunderten von Jahren nicht aufgefallen und er wird es auch jetzt nicht, nur weil du das willst. Aus diesem Grund haben Balder und ich eine Gegenmaßnahme ergriffen."

Der Donnergott hob lediglich beide Brauen in Unverständnis.

"Wir sind jetzt ein Paar", machte Loki es dann überdeutlich, auch wenn er Angst  vor der Reaktion des Donnergottes hatte. 

Herz über Kopf #2Where stories live. Discover now