💫 Mulled Wine and Cinnamon Stars 💫

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Während Yoongi eingewickelt in seiner dunkelblauen Lieblingsdecke - der flauschigsten, die er zur Zeit besaß - auf seinem Sofa saß und ein bisschen auf seiner Playstation zockte, fielen ihm spontan eine ganze Hand voll Gründe ein, warum man mit 25 nicht mehr zuhause wohnen sollte.

Mal abgesehen von den offensichtlichen Gründen wie beispielsweise dem Wissen, ein eigenes Reich zu haben, in dem man ganz einfach sein eigener Herr sein konnte, ohne dass irgendwer einem meinte vordiktieren zu müssen, wann man was zu tun und zu lassen hatte, käme da noch das signifikante Plus an Privatsphäre hinzu. Hätte Yoongi seine eigenen vier Wände, so würde ihm niemand sagen, dass er die Lautstärke seiner Musik doch reduzieren solle. Keiner würde ihn dazu drängen, die Pfandflaschen, die bereits unter sein schmales Bett gekullert waren und den Staubmäusen dort "hallo" sagten, einzusammeln und endlich wegzubringen. Er könnte sich Leute zum Zocken einladen, wann er wollte. Er könnte Leute hier übernachten lassen, ohne den Hintergrund der Personen darlegen zu müssen oder beim nächsten Essen mit seinen Eltern eine Rechtfertigung für den violetten Fleck geben zu müssen, der seinem blassen Hals dieses stark kontrastierte Tüpfelchen Farbe verlieh, an dem sich besonders seine Mutter so störte.

Warum wohnte Yoongi also nach wie vor unter dem selben Dach, wie seine Eltern, obwohl es unzählige Gründe gab, die für ein eigenes Heim sprachen? Nun, das war einfach erklärt, denn Yoongi studierte an der Universität in Seoul, hatte bisher zwar noch nicht seinen Master abgeschlossen, aber er war bemüht und wenn zukünftig die Dinge endlich mal glatt liefen, so könnte er schon bald einen Haken an den Punkt "Universität" machen, der in seiner geistigen to-do-Liste zur Zeit relativ hohe Priorität, wenn nicht sogar die höchste hatte. Das wäre dann auch gleichbedeutend mit einem Auszug von zuhause, nach dem er sich mehr als nur ein bisschen sehnte und das auch nicht erst seit gestern. Aber um auf den eigentlichen Punkt zurückzukommen: Yoongi wohnte aus dem simplen Grund noch zuhause, dass er sich derzeit keine eigene Wohnung leisten konnte, wenn er nicht gerade total weit vom Zentrum entfernt wohnen wollte und da Yoongi das nicht wollte, begnügte er sich eben nach wie vor mit seinem Kinderzimmer.

Ein Zimmer im Wohnheim? Nein, das war für Yoongi auch keine Option. Bevor er sich Küche und Bad mit anderen Studenten teilte, die potentiell absolut keinen Sinn für Hygiene hatten, ließ er sich lieber jeden zweiten Tag von seiner Mutter anmeckern, dass er schon wieder nicht sein Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte und mit dem dreckigen Porzellan stattdessen kreative Türmchen auf seinem Schreibtisch baute. An sich lebte es sich ja auch ganz gut zuhause. Er musste nicht kochen, hatte abgesehen vom Putzen seines Zimmers auch kaum Aufgaben im Haushalt zu bewältigen - lediglich dem Rausbringen des Hausmülls und dem Ausräumen der Spülmaschine musste er sich von Zeit zu Zeit widmen - und Geld wollten seine Eltern auch nicht von ihm haben. Eigentlich ein ganz guter Deal, wie er meinte. Vorallem wenn er an seinen besten Freund Taehyung dachte. Tae - so nannte er ihn seit gefühlten Äonen, jedenfalls schon seit sie gemeinsam "Kuchen" im Sandkasten gebacken hatten - erging es da leider etwas anders. Er wohnte jetzt im Wohnheim direkt gegenüber von der Bibliothek, da seine Eltern ihm keine finanzielle Unterstützung geben wollten und ihm sogar frühzeitig Druck gemacht hatten, doch endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Bei diesem Gedanken konnte Yoongi nur resigniert den Kopf schütteln. Tae konnte einem schon Leid tun, dachte er sich und suchte sich im Spiel einen Speicherpunkt, um seine heutige Session zu beenden. Zwar würde er liebend gerne weiter mit Rokurou, Laphicet und Co. Jagd auf Therions machen, doch der Lärm von unten übertönte die aktuell abgespielte Dialogsequenz mühelos, sodass Yoongi lieber das Spiel beendete, die Konsole ausschaltete und den Controller mit genervter Miene auf dem kleinen Couchtisch ablegte.

»Glaubst du ernsthaft, dass ich dir das jetzt noch abkaufe? Nach allem was du mit diesem dreckigen Flittchen in deinem Büro getrieben hast? Deine billigen Lügen kannst du dir sonstwo hin stecken, aber ich habe jetzt endgültig genug davon!«, drang die erboste Stimme seiner Mutter aus der Küche, die unglücklicherweise ein Stockwerk tiefer, quasi direkt unter seinem Zimmer lag, nach oben.

Mulled Wine & Cinnamon StarsWhere stories live. Discover now