Kapitel 6

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Ich schubste Michael von mir weg und starrte ihn geschockt an.
"Woher weißt du meinen Namen?" Fragte Ich ihn mit zittriger Stimme, denn keiner hier wusste ihn. Ich hab ihn damals für mich behalten, quasi als "Neuanfang". Wollte einfach alles hinter mir lassen und in die Zukunft blicken, denn mir wurde als Kind beigebracht immer alles Positiv zu sehen... naja glaubte ich zumindest, laut Michael sind ja alle meine Erinnerungen falsch, aber sowas kann doch nicht gehen oder? Ich hätte doch niemals eine Gehirnwäsche zugelassen und an Magie glaubte ich nicht.

„Lass es mich dir erklären" sagte nun Michael zu mir, der vorsichtig versuchte mir näher zu kommen und egal was er mir vorher für einen Quatsch erzählte, seine Augen strahlten pures Vertrauen aus.
„Woher kennst du meinen Namen?" Schrie ich ihn an, ging einen Schritt zurück und spürte hinter mir schon die kalte Wohnzimmerwand.
"Ich habe dir doch schon gesagt,dass ich dich von früher kenne und ich deine Erinnerungen löschen musste,damit dir nichts geschieht" gab er mir als Antwort zurück und kam immer näher.
Wäre die Situation nicht so "komisch" würde ich es sogar schön finden,denn seine Nähe hatte irgendwas.

Michael der nun sehr nah vor mir stand musterte mich von oben bis unten bis seine Augen bei meinen ankam.Sein warmer Atem kitzelte mein Gesicht und bei jeden warmen Atemzug zuckte ich ein wenig zusammen.
"Du wirst es noch verstehen,warum ich dir falsche Erinnerungen gegeben habe" flüsterte er mir ins Ohr und legte seine Hand an mein Gesicht,als ich versuchte meinen Kopf zur Seite zu drehen.
Mir fiel nicht ein was ich sagen sollte, deswegen blieb ich still und versuchte seinen Augenkontakt zu entkommen,was allerdings nicht ging ,denn er zwang mich regelrecht ihn anzusehen.

"Und warum darf ich nicht raus?" Fragte ich ihn und er blickte mich verwirrt an. Er hat wohl gedacht,dass ich weiter über meine wahren Erinnerungen sprechen möchte,aber da mir kein Konter einfiel wollte ich es erstmal so belassen.
Irgendwann kommt doch jede Wahrheit raus oder?

„Das war nur ein Schutz. Vielleicht hätte ein Gesicht oder ein falscher Satz da draußen dir deine wahre Identität wieder gegeben....."

„Und was ist,wenn wir gemeinsam rausgehen?" unterbrach ich Michael,der mich nun fragend anstarrte aber damit einverstanden wirkte,denn er löste sich von mir und ging Richtung Tür.
„Was los? Wolltest du nicht raus?" fragte er lächelnd und lief weiter.

Ich stand kurz wie angewurzelt an der Wand bis ich begriff,was Michael da tat. Löste mich endlich von meiner Starre und lief ihn hinterher.
Mein Herz machte Freudensprünge und nach langem spürte ich wieder ein wenig Glück.
Ich zog mir meine Schuhe an und ging raus zu Michael , der auf den kleinen Weg auf mich wartete.
Zusammen liefen wir Richtung Park. Die wenigen Menschen da draußen freuten sich als sie ihn sahen , aber sprachen ihn nicht an. Jap hier kannten ihn alle und freuten sich,wenn er mal kurz Zeit hatte.

Lange herrschte peinliche stille,bis ich versuchte dies zu unterbrechen.
„Wie war ich vorher?" fragte ich ihn und er blieb kurz stehen und musterte mich wieder.
„Du warst stur" sagte er und lief nun wieder weiter. Seine langen Haare bebten bei jedem Schritt.
„Aber mit voller Liebe und dennoch konnte man dich von nichts abhalten,wenn du dir was in deinen Kopf gesetzt hast" sagte er und lächelte mich an.
„Ich kann mir nicht vorstellen stur zu sein" gab ich ihn zurück und nun lachte er lauthals.
„Oh glaub mir manchmal konntest du ne kleine Furie werden,wenn nicht das passierte was du wolltest,aber nur eine liebevolle Gestik von dir reichte um jeden wieder um den Finger zu wickeln." sagte er und setzte sich auf eine Bank im Park.

Es war hier alles so ruhig. Es fehlten kleine Eichhörnchen,die auf den Bäumen kletterten und von einem Baum zum nächsten sprangen ,grillen die abends ihre Lieder spielten und Frösche die mitmachten. Es fehlten Kinder die fange spielten und ihre Eltern die auf der Bank saßen und sie stundenlang beobachteten.

„Was ist?" fragte mich Michael und holte mich damit aus meinen Gedanken.
„Es fehlt was" gab ich ihn als Antwort zurück und schaute mich weiter um.
Es war ein kleiner Park. Mit ein paar Bäumen und Bänken,aber die einzig übriggebliebene Natur nach den Bomben.
„Du wohntest neben mir" fing Michael an. Ich sah zu ihm hoch und schwieg.
„Am Anfang warst du mein einziger Halt. Du standest immer hinter mir egal was ich tat... doch dann trennten sich unsere Wege und alles ging den Bach runter."

Egal was er mir da erzählte , irgendwie konnte ich gerade nicht wütend sein.
Ich war verwirrt,aber mein Kopf war leer.
Den ganzen Abend unterhielten wir uns und Michael erzählte mir immer mehr von meiner Vergangenheit.
Ich zog damals mit meiner Mutter neben ihn und weil sie viel auf Arbeit war, verbrachte ich meine Zeit mit ihm.
Ich besuchte eine Schule und er lernte alles zuhause. Trotzdem wirkte er sehr schlau.

Es dauerte nicht lange,bis mir kalt wurde und Michael legte nun sein Jackett über meine Schultern ,zog mich zu sich ran und drückte mich gegen seinen Brustkorb.
„Als könntest du Gedankenlesen" sagte Ich und schmiegte mich an Michael ran.
„Vielleicht kann ich das" gab er zurück und ich lachte leise auf.

Nach all dem Mist was da draußen passierte, gab es nun mal ein was positives in meinen Leben. Wir saßen lange so auf der bank. Und obwohl mein Kopf mich anschrie, dass ich mich lieber fern halten sollte tat ich es nicht.
Eine Apokalypse kann ziemlich einsam sein und wenn ich Michaels Worten glauben schenken kann,kannte ich ihn vorher und dann darf man das doch oder?

Meine Augen wurden immer schwerer und die Müdigkeit siegte,egal wie sehr ich dagegen ankämpfte.
Ich spürte noch wie jemand mein Haar küsste bevor ich richtig einschlief.

Und nun war es das erste mal,dass ich ein Traum real anfühlte. Ich lief zu Michaels Haus und klopfte an die Türe.
Es war dunkel aber von vielen Raben umgeben. Da er mir nicht aufmachte,kletterte ich durchs offene Küchenfenster. Es war so unfassbar warm in diesem Haus.
Ich blieb kurz auf den Tresen sitzen,bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
„Michael?" schrie ich,doch bekam keine Antwort. Irgendwas sagte mir,dass er trotzdem hier ist.
Langsam kletterte ich den Tresen runter und lief raus in den Flur.
„Michael?" schrie ich erneut , doch es kam nichts zurück.
Kurz herrschte eine gruselige stille ,bis ich ein Geräusch hörte.
„Aus dem Keller?" murmelte ich vor mich hin und lief zur Tür. Mein Kopf schrie mich an.. ich soll sofort das Haus verlassen,aber meine Hand machte dennoch die Tür auf und meine Beine liefen die Treppe runter.
Meine Augen blieben an einem Raum stehen,wo Kerzen brannten. Langsam lief ich dorthin,bis ich ein Mädchen schreien hörte. Ich zuckte kurz zusammen und drückte meine Hand vor meinen Mund.
Meine Knie wurden weich,aber trotzdem lief ich weiter,bis ich an den Kerzen ankam.
Ich versteckte mich hinter der Wand und hörte eine vertraute Stimme.
Langsam versuchte ich rein zu gucken und sah 4 Personen mit einem schwarzen Umhang und eine leblose Frau auf einem Tisch.
Mein Atem stockte als ich Miss Mead sah und Michael der gerade ein Herz in der Hand hielt.

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Guten Abend ihr Lieben.
Ich versuche jetzt öfter ein neues Kapitel zu posten damit niemand so lange warten muss. Leider hatte ich sehr viel Stress auf der Arbeit und kaum frei.

Wünsche euch trotzdem viel Spaß beim lesen 😋

Neues Leben (Michael Langdon ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt