4 ~ Telefonieren wäre besser als zu schreiben

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Lis' Sicht

Als ich am nächsten Morgen aufwachte und in den Spiegel sah, erschrak ich. Ich sah aus wie eine lebendige Leiche. Meine Haare standen in alle Richtungen ab, ich war kreidebleich und meine Schminke vom gestrigen Abend war komplett zerlaufen, denn nachdem ich mich gestern langsam wieder beruhigt hatte, hatte Jule mich nach Haus gefahren, wo ich mich nicht einmal umgezogen, sondern direkt ins Bett hatte fallen lassen und nur wenige Minuten später eingeschlafen war.

Es tat mir leid, wie ich mich Kai gegenüber verhalten hatte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber immer wenn mich jemand auf meinen Vater ansprach, musste ich daran denken, was er getan hatte. Wie er mich behandelt, mich belogen und uns allen etwas vorgespielt hatte. Ich hatte ihm bis heute noch nicht verzogen und ich wusste auch nicht, ob ich es jemals könnte.

Jedenfalls hatte ich mich dazu entschlossen mich zu entschuldigen, was ja wohl das mindeste nach meinem Verhalten war.

Also schwang ich meine Beine aus dem Bett, nahm mein Handy, das auf meinem Nachttisch lag, und öffnete den Chat mit Kai auf WhatsApp. Er hatte mir seine Nummer gestern Abend als wir an der Bar gesessen hatten gegeben. Und so schrieb ich: >Heyyy, ich wollte mich entschuldigen dafür, wie ich nicht gestern verhalten hab, das war echt nicht ok. Ich hoffe ich kann das irgendwie wieder gut machen. Lis<

Es dauerte nicht lange, da vibrierte mein Handy und als ich sah, wer mir geschrieben hatte, zog sich ein kleines lächen auf mein Gesicht. Kai hatte mir geantwortet: >Schon ok. Was war denn los? Ich würde mich freuen wenn wir uns mal treffen können. Wie wärs mit morgen? Ich weiß ist ein bisschen kurzfristig aber wenn du willst?<

Ein leichtes Grinsen zog sich auf mein Gesicht, ich hätte nicht gedacht, dass er sich mit mir treffen wollte, schließlich kannten wir uns erst seit gestern und da hatte ich nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen. Ein Grund mehr auf das Treffen einzugehen um ihm die Situation zu erklären. Also schrieb ich ohne groß weiter drüber nachzudenken: >Morgen passt perfekt, meine Eltern sind nicht zu Hause, ich wäre also sowieso sonst die ganze Zeit allein. Allerdings hab ich Schule bis 13:00 Uhr könnte also erst am Mittag<

Und da fiel es mir wieder ein: die Schule! Vor nichts hatte ich größere Angst als vor meinem ersten Schultag. Ich hasste es die neue zu sein und das ich dort Niemanden kannte machte es nicht besser. Immer wieder versucht ich mich aufzumuntern indem ich mir sagte, dass ich sicher nicht die einzige bin der es so geht und ich viele neue Freunde kennenlernen würde, aber mittlerweile brachte das leider nicht mehr sonderlich viel.

Das Vibrieren meines Handys riss mich aus meinen Gedanken, als ich auf dem Display sah wer mir geschrieben hatte, entsperrte ich schnell mein Handy, wo ich neugierig auf Kais Chat ging und mir seine Antwort durchlas: >Ja klar, wenn du willst kann ich dich dann von der Schule abholen, wir gehen was kleines essen oder so und am Nachmittag kann ich dich wieder nach Hause fahren. Wie wäre das?<

Wow, sowas hatte ich gar nicht erwartet. Das er direkt nach einem Treffen gefragt hatte, fand ich schon...naja...nicht komisch aber schon etwas voreilig oder vielleicht auch ungewöhnlich, aber das er selbst vorschlägt mich direkt von der Schule abholt ist definitiv nicht das was ich erwartet hatte. Außerdem war es nicht selbstverständlich jemanden abzuholen und rumzukutschieren, vor allem weil wir uns erst seit gestern kannten.

Erneut riss mich das Vibrieren meines Handys aus meinen Gedanken und wieder sah ich auf dem Display den Namen Kai, jedoch rief er mich diesmal an, woraufhin ich den annahm.

„Ehm...hey" - „Hey" 

Wow hey, mehr nicht? Das is alles? Jetzt sag doch endlich was, bevor es peinlich wird!

Beschwerte sich meine innere Stimme, wie ich sie doch hasste, leider hatte sie viel zu oft recht, wofür ich sie nur noch mehr hasste. Und auch diesmal hatte sie recht, denn die Stille die sich nach der „Begrüßung" entwickelt hatte, wurde langsam unangenehm, bis Kai diese endlich brach „ich dachte telefonieren wäre vielleicht besser als zu schreiben" - „da hast du wohl recht" ich legte eine kleine Pause ein „was das mit dem abholen und so betrifft, es ist wirklich nicht nötig, das ist doch alles Arbeit für dich und ich kann auch gut mit der U-Bahn in die Stadt kommen und..." - „nichts da, das ist gar keine Arbeit oder so für mich. Ich mach das gern wirklich. Also, sind wir uns einig?"

Kurz überlegte ich. Normalerweise hätte ich jetzt abgesagt, da wir uns kaum kannten, aber bei Kai war es irgendwie anders. Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte da dieses Gefühl. Dieses Gefühl, dass ich ihm vertrauen kann und er ehrlich war. Und ich sah keinen Grund nicht zuzusagen.

„Lis? Hallo? Bist du noch dran?" - „Ja, sorry was hast du gesagt?" antwortete ich schnell, als er leicht lachte „Ob das dann jetzt mit morgen klappt?" - „Achso, jaja. Wenn es dir wirklich nichts ausmacht?" - "Ach Quatsch. Allerdings müsste ich wissen bei welcher Schule ich dich abholen soll?" - „Achso, stimmt. Also ich geh auf die Sportschule hier in Leverkusen" - „Das passt ja dann perfekt, ist nämlich gar nicht so weit weg von den Fußballplätzen, wo wir morgen früh Training haben" - „dann passt das ja" - „ja" - „gut dann...ehm...also gute Nacht" - „Ehm...ja, gute Nacht. Bye"

Sehr gut, jetzt triffst du dich morgen mit einem berühmten Fußballer und jeder wird denken du bist seine Freundin, was das wohl die Presse schreiben wird?

Ach sei still, befahl ich meiner inneren Stimme, aber sie hatte recht, schon wieder. Die Presse wird denken wir wären zusammen oder so. Zumindest wenn wir in der Öffentlichkeit wären. Schon oft war so was passiert, als ich mit Jule unterwegs war. Und auf Dauer ist es schon echt nervig. Aber egal ich freu mich einfach jemanden neues kennen zu lernen, was mir eigentlich sehr schwer fiel, denn seit dem Vorfall mit meinem Vater, hatte ich nur nur noch wenigen Menschen vertraut und hatte auch herzlich wenig Interesse neue Menschen kennenzulernen, von denen man letztendlich nur Mitleid bekam, wenn sie von meiner Vergangenheit erfuhren. Weshalb ich diese auch so gut es ging versuchte zu verdrängen und Fragen darüber auszuweichen.

Ich war mir gerade die Zähne am putzen und nebenbei Musik am hören, als ich eine Intagram-Anfrage von Kai bekam, welche ich ohne zu überlegen akzeptierte. Daraufhin suchte ich auch seinen Account und folgte ihm sofort. Ich schaute mir ein paar seiner Bilder an und bei fast jedem Bild fielen mir seine grünen Augen auf, die einen glänzenden Schein hatten und mich in einen Bann zogen. Sie waren wunderschön. Seine hervorgehobenen Wangenknochen und seine Grübchen ,die er bekam wenn er lachte zierten sein Gesicht. Seine dunkelbraunen, etwas lockigen Haare, waren auf jeden Bild perfekt gestylt. Er sah einfach perfekt aus.

Nicht sabbern

Ich mein ja nur, es ist nun mal die Wahrheit. Man konnte wirklich nicht sagen, dass er nicht gut aussieht. Er war echt verdammt hübsch und soweit ich das beurteilen konnte auch ziemlich nett.

So jetzt hast du genug geschwärmt. Geh lieber mal ins Bett, sonst bist du an deinem ersten Schultag schon müde oder verschläfst noch oder so.

Ach stimmt der erste Schultag, daran wollte ich gar nicht erinnert werden. Ich war so nervös, denn die Angst mich komplett zu blamieren und ausgelacht zu werden, war riesig. Aber um nicht doch noch morgen zu verschlafen, wusch ich mir noch schnell das Gesicht, zog meinen Schlafanzug, welcher eigentlich nur aus einem viel zu großen T-Shirt bestand, welches Jule mir mal gegeben hatte, an und legte mich in mein Bett.

Noch lange dachte ich an diese grünen Augen. Sie wollten mir einfach nicht aus dem Kopf gehen, bis ich nach einer Weile, doch ins Land der Träume fiel.

Geschrieben von julwolf21

Was wohl alles so am ersten Schultag passieren wird und wie wohl das erste Treffen von Lis und Kai verlaufen wird?

Sorry das ihr so lange auf das Kapitel warten musstet. Aber ich hatte echt eine Schreibblockade.
Ich weiß ist etwas langweilig. Hoffe es gefällt euch trotzdem.

See you

Trust me ~ Kai Havertz FFWhere stories live. Discover now