Ohne Titel Teil 1

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Wie immer, nichts gehört mir. Ich verdiene auch kein Geld. Alle Rechte liegen bei der genialen Frau Rowling.


Ausgesperrt.


Mit unglaublich schlechter Laune machte Severus seine Runde.
Wie sehr er es doch hasste zu nachtschlafender Zeit durch dieses düstere Schloss zu wandern. Und das nur um ungehorsame Schüler aufzuscheuchen. Als wäre es ihm nicht vollkommen egal ob diese Plagen unerlaubt durchs Schloss geisterten oder nicht.
Wenn sie am nächsten Tag unausgeschlafen waren fiel das ohnehin auf ihre Noten zurück.
Und gefährlich war es hier auch nicht mehr, nicht seit Fluffy aus der Schule raus war. Wie er dieses Biest hasste, er hatte immer noch eine deutliche Narbe von dem blöden Köter. Und Albus hatte damals auch noch den Nerv sich über ihn lustig zu machen. Wie hatte er damals gesagt:
„Also wirklich Severus, du lässt dich von einem Hündchen überlisten? Unsere Erstklässler hatten keine Probleme mit ihm."
Pah, idiotischer Zausel. Hatte auch noch Spaß daran, dass drei seiner Schützlinge sich in Lebensgefahr begaben.
Bei DEM Direktor war es kein Wunder, dass es ihm so schwer fiel den Potter-Jungen zu beschützen.

Und jetzt auch noch Umbridge. Gut Albus war als Direktor schon hart an der Grenze, aber diese Frau. Welcher Idiot hielt es bitteschön für eine gute Idee, dieses Individuum auf Kinder und Jugendliche loszulassen?
Ach ja, der Minister. Noch so ein Fall. Anstatt seine Arbeit zu machen, zog er lieber über einen Teenager her, und die Öffentlichkeit machte da auch noch mit. Und die Schlangenfresse lachte sich ins bleiche Fäustchen. Der Typ war mit guter Laune noch schwerer zu ertragen als mit schlechter.
„Severus, mein treuer Diener, jetzt wo Dumbledore aus der Schule verschwunden ist, wird es dir sicher leicht fallen Potter für mich zugänglich zu machen."
Bevor er das tat, nahm er lieber ein Sonnenbad.

Immer noch wütend, machte er sich an den Aufstieg zum Astronomie Turm.
Wegen Umbridge musste er mittlerweile jede Nacht Runden drehen. Vermutlich versuchte sie ihn dadurch mürbe zu machen. Aber da konnte sie lange warten. Zwar mochte er die Schüler nicht, ganz besonders einige seiner eigenen. Aber er konnte auch nicht zulassen, dass sie dieser Frau schutzlos ausgeliefert waren. Nun da auch Minerva nicht da war.
Beugehaft, um von ihr den Aufenthaltsort von Albus zu erfahren. Als ob dieser alte Geheimniskrämer, der Frau etwas gesagt hätte.
Der hielt ja nicht mal seine eigenen Leute auf dem Laufenden, ein Wunder, dass ihm überhaupt noch jemand folgte.
Warum tat ER es noch mal? Ach ja, damit der Kerl nicht sein Geheimnis ausplauderte. Mieser Erpresser.

Endlich war er auf dem verfluchten Turm angekommen. Warum wurde das Ding nicht einfach abgesperrt? Dann müsste er sich jetzt nicht hier rauf quälen.
Leise öffnete er die Tür um eventuelle Nachtschwärmer nicht zu erschrecken. Bei seinem Glück würden die dann nämlich einen gepflegten Abgang nach unten machen. Und zerschmetterte Jugendliche machten sich nicht so gut auf dem Lebenslauf.

Er schloss die Tür und sah sich um.
Auf der Brüstung ihm gegenüber saß jemand. Na toll. Als er sich leise näher schlich konnte er eine schmale Gestalt sehen die etwas in der Hand hielt und streichelte.
War das eine Fledermaus? Sah ganz danach auch.
Im nächsten Moment gab das Tier einen hohen Schrei von sich vermutlich hatte sie Severus gehört
Die Gestalt, die es in der Hand hielt, blickte erschrocken auf.
Großartig! Es gab einen Gott. Er war eine Blondine und hasste ihn.
„Potter!"

„Professor Snape! Was machen Sie denn hier oben?"
„Das sollte ICH wohl besser fragen. Verdammt es ist ein Uhr Nachts, da sollten Sie in ihrem Bett liegen und nicht mit Fledermäusen kuscheln."
Erst als er den Blick von dem Bengel sah, wurde ihm bewusst, dass ER ja von den Schülern auch so genannt wurde.
Um sich nicht zu verraten, herrschte er den Jungen an.
„Gelten die Regeln etwa nicht für den großen Potter? Sind sie mittlerweile so arrogant wie ihr Vater?"
Der Junge sah ihn traurig an. Verflucht, wie er das hasste.
„Da ich meinen Vater nicht kannte, kann ich dazu nichts sagen. Aber was das andere betrifft. Da müssen Sie unsere derzeitige Direktorin fragen."
Das Wort Direktorin spukte er regelrecht aus.
„Was bitte soll das heißen? Drücken Sie sich gefälligst klarer aus."
Ohne etwas zu sagen, entließ Potter die Fledermaus aus seiner Hand, der schien das aber gar nicht mal so gut zu gefallen, und kletterte von der Brüstung. Dann ging er auf den Ausgang zu. Kurz davor blieb er stehen und streckte die Hand aus.
Sofort wurde der Junge von einem Stromschlag getroffen, der ihn nach hinten schleuderte.
Severus konnte gerade noch rechtzeitig reagieren um den Jungen vor einem schmerzhaften Aufprall zu bewahren.
„Was war das? Warum ist hier eine Sicherheitsmauer angebracht."
„Mauer würde ich das Ding nicht nennen, eher Elektrozaun. Und der Grund ist Umbridge.
Diese dumme Nuss hat mich heute kurz vor der Ausgangssperre raufgezerrt und mich hier abgestellt. Dann hat sie den Zauber angebracht und ist gegangen."

Einen Augenblick war Severus sprachlos.
„Warum hat sie das getan?"
„Als Strafe, wie sie meinte. Ich darf die ganze Nacht hier verbringen. Morgen holt sie mich wieder ab. Vermutlich mit einigen ihrer Speichellecker, damit es auch richtig schön demütigend ist."
„Als Strafe? Was haben Sie denn bitte getan um das hier zu verdienen?"
Der Junge zuckte nur mit den Schultern.
„Geatmet?"
Severus rieb sich die Nasenwurzel. Das war ja wieder mal wunderbar. Wollte die Frau ihn etwa umbringen? Immerhin hatten sie Mitte Februar.
Da fiel ihm etwas ein.
„Warum haben Sie keinen Wärmezauber verwendet?"
„Ist ein bisschen schwer ohne Zauberstab."
„Wollen Sie mir etwa sagen, sie stehen seit über drei Stunden hier in der Kälte?"
„Ja. Sie meinte es wäre die gerechte Strafe, um mich abzukühlen. Fragen Sie mich aber bitte nicht, was ich jetzt schon wieder getan habe. Seit dem ersten Mal Nachsitzen versuche ich diesem Monster aus dem Weg zu gehen. Aber sie findet immer wieder einen Grund um mich zu bestrafen. Und seit der Direktor nicht mehr hier ist, macht sie es auch ohne Grund. Und sie ist sehr einfallsreich.
Glauben Sie mir, ein Kampf mit Voldemort wäre mir im Moment echt lieber."
„Ich würde mir wünschen, dass Sie es endlich lernen seinen Namen nicht zu sagen."
Harry blickte ihn überrascht an.
„Warum? Es ist doch nur ein Name."

Für einen Augenblick vergaß Severus seine Wut auf Umbridge.
„Soll das heißen, Sie wissen nicht, warum niemand den Namen des Dunklen Lords verwendet?"
„Weil die Menschen Angst vor ihm haben?"
Wieder rieb sich Severus die Nasenwurzel.
„Merlin steh mir bei. Nein Potter, der Grund ist, dass auf seinem Namen ein Tabu liegt. Wenn man ihn ausspricht weiß der Lord sofort wo Sie sind und kann seine Greifer schickten."
Eine Weile dachte Harry nach.
„Aber er weiß doch, dass ich im Moment in der Schule bin also macht es doch keinen Unterschied."
Perplex sah in Severus an. Gegen diese Logik war nichts einzuwenden.
„Aber wenn Sie sich außerhalb der Schule aufhalten, und damit meine ich auch das Dorf, dann."
„Dann werde ich in nicht beim Namen nennen versprochen."
Einige Zeit herrschte Stille, Severus nutzte die Zeit um einen nonverbalen Wärmezauber auf den Jungen zu sprechen.

„Warum hassen Sie mich eigentlich so?"
Völlig überrumpelt von der plötzlichen Frage, sah Severus auf sein Gegenüber.
„Ich habe mich bis jetzt nie getraut Sie zu fragen. Peinlich oder? Der große Held der Zauberwelt, der schon mehrmals gegen Voldy gekämpft hat, hat Angst vor seinem Tränkeprofessor."
Natürlich war es Harry nicht klar, aber dieses Geständnis war für Severus ein Schlag ins Gesicht. Er dachte zwar immer, dass der Junge ihn nicht mochte, oder gar, auf kindliche Art, hasste. Aber das er Angst vor ihm hatte, war ihm nicht klar gewesen.
Der Tränkemeister musste, einen dicken Klos schlucken.
„Das wollte ich nie. Und ich hasse Sie auch nicht. Es ist ganz anders."
Zum Ende hin war der düstere Mann immer leiser geworden. Er hatte immer vermeiden wollen, dass es so weit kommt. Hatte sogar seine Seele an Albus verkauft, nur damit es nicht ans Licht kam. Aber so wie es aussah, hatte er bald keine andere Möglichkeit mehr als die Wahrheit zu sagen. Und das nur wegen diesem unschuldigen Satz von Harry:
„Verraten Sie es mir?"
Mit großen Augen sah der Junge zu ihm auf. Severus konnte nicht anders als den Blick abzuwenden. Wie sollte er denn das sagen?
Harry deutete seine Geste als Abwehr und drehte sich von ihm weg.
„Tut mir leid, ich hätte es nur gerne gewusst."

Harry war wieder an die Brüstung getreten und starrte nach unten.
„Wissen Sie, es gibt einen Weg wie ich aus diesem Turm komme."
Damit streckte er den Arm aus und hielt ihn über den Abgrund.
Im ersten Moment wusste Severus nicht was Harry meinte doch dann wurde es ihm schlagartig klar.
„Sie meinen doch nicht etwa?"
„Ich nicht, aber Umbridge. Auch wenn viele was anderes behaupten, Lebensmüde bin ich nicht. Aber unsere reizende Direktorin hat es natürlich nicht versäumt mir zu sagen, dass mir diese Möglichkeit jederzeit offen steht. Dummer Trampel, als würde ich so etwas tun."

Severus atmete kaum hörbar aus. Im ersten Moment dachte er wirklich der Junge wollte springen.
Ach was solls. Mehr als angewidert konnte er nicht sein.
Severus trat nah hinter seinen Schüler. Er breitete seinen Umhang aus und schloss Harry darin ein.
Überrascht drehte der Junge seinen Kopf.
„Danke Professor, aber mir ist nicht kalt."
„Ich weiß."
„Aber?"
Tief atmete Severus ein.
„Ich habe dich nie gehasst."
Dann senkte er langsam seinen Kopf nach unten. Nur flüchtig berührte er die Lippen seines Gegenübers.
Als er sich wieder zurückzog sah er in die weitgeöffneten Augen von Harry.
Severus hielt ihn noch immer in seiner Robe, war aber darauf gefasst, dass sich der Junge jederzeit losreisen könnte.
Umso überraschter war er als genau das nicht passierte.

Harry drehte sich wieder zu den Ländereien und dachte nach. Immer wieder berührte er seine Lippen. Er konnte es nicht glauben, sein Lehrer hatte ihn geküsst. Er hasste ihn nicht, aber.
„Seit wann?"
Verwirrt sah der Lehrer nach unten. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Aber er war dem Jungen eine Antwort schuldig.
„Am Anfang war es nur ein familiäres Gefühl. Ich wollte in dir eine Art Sohn sehen. Aber schon bald habe ich gemerkt, dass diese Bezeichnung absolut nicht passt. Es war im ersten Jahr bei der Sache mit dem Troll. Nein, keine Angst."
Severus drückte den erschrockenen Jungen wieder an seine Brust.
„Damals dachte ich, dass Bruder wohl die bessere Bezeichnung wäre.
In deinem dritten Jahr dann war ich eifersüchtig auf Black. Ich wollte damals an seiner Stelle sein. Also nicht auf der Flucht vor dem Gesetz. Ich wollte deine Zuneigung so wie er sie nach bereits einem Abend hatte.
Aber, dass ich mehr für dich empfinde ist mir dann letztes Jahr klar geworden. Damals als du aus dem Labyrinth gekommen bist. Als ich dann von Crouch hörte, was er mit dir vorhatte sind bei mir einige Sicherungen durchgebrannt. Wenn die Dementoren ihn nicht erwischt hätten, dann hätte ich ihm den Gar ausgemacht.
Allein die Vorstellung, dass der Lord dich beinahe getötet hätte hat bei mir ausgereicht um mein denken komplett auszuschalten.
Ab da war mir dann klar, dass ich dabei war mich in dich zu verlieben."

Still hatte Harry dem Geständnis des Mannes zugehört.
„Aber ich bin doch nur ein Kind."
„Nicht für mich. Du bist so unglaublich stark, du trittst für deine Freunde ein, und stehst zu deiner Überzeugung. Du hast dich ja sogar mit dem gesamten Ministerium angelegt. Und vor Voldy, wie du ihn so schön nennst, scheinst du auch keine Angst zu haben."
„Von wegen, Angst habe ich sehr wohl. Nur keinen Respekt.
Aber warum haben Sie sich dann immer so abweisend verhalten."
„Nenn mich bitte beim Vornamen wenn wir alleine sind. Und um deine Frage zu beantworten. Ich komme mit Gefühlen nicht wirklich klar. Und ich hätte auch nicht gewusst wie ich dir meine Zuneigung zeigen soll.
Albus hat bereits in deinem ersten Jahr was gemerkt. Allerdings glaubt er bis heute, dass ich dich als eine Art kleinen Bruder ansehe."
„Darum hat er mir immer wieder gesagt ich könnte dir vertrauen."
„Ich nehme an, dass du das nicht getan hast."
„Doch, nach meinem ersten Jahr schon. Nur hatte ich eben immer Angst vor dir."
Severus verstärkte seinen Griff um Harry und vergrub sein Gesicht in dessen Haaren. Er liebte den Geruch des Jungen so sehr.
„Es tut mir leid."
Zur Antwort schlang Harry seine Arme um die seines Lehrers.

Dieses Mal durchbrach Harry die Stille.
„Eine Familie."
„Bitte?"
„Eine Familie, das war immer alles was ich wollte."
Severus wusste nicht was er mit dieser Information anfangen sollte. Aber nach einiger Zeit hatte er eine Ahnung.
Sein Herz begann schneller und unregelmäßiger zu schlagen. Und so wie Harry schmunzelte konnte der das auch spüren. Verräterisches Teil.
Langsam drehte Severus den Jungen in seinen Armen um und legte zwei Finger unter dessen Kinn. Sanft hob er den Kopf des Grünäugigen.
„Harry, darf ich um dich werben?"
Die grünen Augen fingen an zu leuchten.
„Ja, sehr gerne."
Wieder senkte Severus seinen Kopf um seine Lippen auf die des Kleineren zu legen.
Er fühlte sich im Moment so befreit. Und er nahm sich vor seine Chance zu nutzen. Severus würde alles tun um Harry zu beweisen, dass er der richtige war.


ENDE


So, ich hoffe doch, dass ich euch mit der kleinen Geschichte eine Freude machen konnte.
Über eure Meinung würde ich mich sehr freuen.
LG
Shiorinekoi

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