(Buch 1) Kapitel 16

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Adrenalin. Kampf oder Flucht. Dieses grauenvolle, bange Gefühl, das man bekam, wenn man wusste, dass etwas schrecklich schief gelaufen war, und einen plötzlich jede einzelne Zelle im Körper anschrie.

So fühlte ich mich beim Anblick von Cara, die in Drews Arme fiel.
   
Es war nicht unüblich für Cara, plötzlich und zu jeder Tageszeit gewaltsam krank zu werden. Für mich war es eines der angsteinflößendsten Dinge der Welt. Aber durch ihre Kondition hatte ich gelernt, die Panik über die Jahre hinweg im Griff zu haben. Ich hatte mich an den plötzlichen Terror gewöhnt und wusste damit umzugehen.
    
Aber diese Situation war anders, beunruhigend. Ich wusste wegen der Boy Band nicht, wie ich auf die in Ohnmacht gefallenen Cara reagieren sollte. Technisch gesehen war sie nicht krank, aber war sie okay? Der Gedanke schien dumm, doch ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sollte ich Mom und Dad anrufen?

„Oh mein Gott, wir haben sie umgebracht!", rief JJ. Sein Gesicht verfärbte sich unattraktiv grau und ein Schweißtropfen bildete sich auf seiner Stirn. Als Drew Cara zur Couch trug, schwirrte JJ mit einem besorgten Gesichtsausdruck im Gesicht um ihn herum. „Kommt sie wieder auf die Beine?"
   
„Alles in Ordnung", erwiderte Drew steif und versuchte, die Verärgerung aus seiner Stimme herauszuhalten. „Sie ist nur ohnmächtig geworden." Beim Klang von Drews Tonfall trat JJ einen Schritt zurück. JJ tat mir leid; Drew war nicht sauer auf ihn, aber stressige Situationen verwandelten meinen Bruder immer zu Eis.
   
Im Gegensatz zu JJ, der nicht aufhören konnte, sich zu bewegen, stand Xander direkt vor den Kissen, sein Gesicht war vor Schock zu Stein erstarrt.
   
„Xander...", sagte Drew und versuchte ihn dazu zu bewegen, sich zu regen, damit er Cara hinlegen konnte. Aber mit vollen Armen konnte Drew nichts tun außer dort wartend zu stehen, und ich trat rührte mich endlich.
   
„Xander?", wiederholte ich und kam einen Schritt auf ihn zu, als er nichts erwiderte. Dieses Mal schaute er beim Klang seines Namens auf, sein Mund war etwas geöffnet. „Denkst du, du kannst dich bewegen?", fragte ich und deutete auf meinen Bruder. Er wirbelte zu Drew, der hingegen Cara etwas weiter hochhielt, um sein Vorhaben zu unterstreichen: sie aufs Sofa zu kriegen.
   
„Oh, genau", sagte Xander und sprang aus dem Weg. „Tut mir aufrichtig leid", ergänzte er mit sanftem Tonfall.
   
„Ja, es tut uns unglaublich leid", sagte JJ und schob sich weg. „Sollen wir etwas un? Wollt ihr, dass wir gehen?"

„Stella", sagte Drew und ignorierte JJ. „Kannst du in der Küche einen kühlen Waschlappen holen gehen", fragte er ohne aufzusehen. Seine Konzentration war einzig und alleine auf Cara gerichtet, während er eine Strähne strahlend blondes Haar, das ihr ins Gesicht gefallen war, zurückschob.
   
Ohne etwas zu erwidern, flog ich förmlich in die Küche, mein Körper war auf Autopilot: Geh zum Schrank, nimm einen Waschlappen, schalte kaltes Wasser ein, mach es nass. Beim Zurückrennen in die Wohnstube fielen Wassertropfen auf den Boden.
   
„Hier, Drew", ich drückte den Lappen in seine Hände.
   
„Danke, Stella." Sehr vorsichtig setzte sich Drew an den Rand des Sofas neben Cara hin. Danach faltete er den nassen Lappen, schob ihren Pony zurück und drapierte es auf ihrer Stirn. „Cara, kannst du mich hören?", fragte er.
   
Ihre Augen zuckten, blieben aber geschlossen.
   
„Oh Gott sei Dank", flüsterte ich, als sie begann, sich zu rühren.
   
„Also haben wir sie nicht umgebracht?", hakte JJ nach und spähte über Drews Schulter.
   
„Vielleicht solltest du dich etwas zurückziehen", sagte Xander und zog seinen Freund zurück. „Wir wollen sie nicht noch einmal verängstigen."
   
Dankbar für seine Bedenken, warf ich Xander ein Lächeln zu.
   
„Drew?", wisperte Cara schwach, ihre Augen waren noch immer geschlossen. Sie hob ihre Hand an die Stirn, um den Waschlappen zu erfühlen.
   
„Ja, ich bin genau hier. Entspann dich einfach."
   
„Wo ist Stella?"
   
„Ich bin auch hier", sagte ich zu ihr und ging auf die andere Seite des Sofas, wo ich auf sie herabschauen konnte.
   
Cara lächelte. „Ihr würdet es mir nicht glauben. Ich hatte den besten Traum überhaupt."
   
Drew und ich tauschten besorgte Blicke miteinander aus. „Und um was ging es?", fragte ich vorsichtig.
   
„Xander und JJ von den Heartbreakers haben sich hinter unserem Sofa versteckt. Wie lustig ist das denn bitte?" Ich lugte kurz zu den beiden Jungs, die ein paar Meter hinter uns standen und unbehaglich dreinschauten.
   
Es war für ein paar Sekunden leise, ehe Drew etwas erwiderte. „Cara, wenn ich dir jetzt etwas erzähle, versprichst du dann, liegen zu bleiben und dich nicht zu bewegen?"
   
„Ähm, okay?", antwortete sie verwirrt über seine Bitte. „Mein Kopf fühlt sich immer noch ein bisschen komisch an."
   
„Okay, deinen Traum betreffend. Was wäre, wenn er wahr wäre?", fuhr Drew fort.
   
„Ha-Ha", meinte Cara sarkastisch. „Sehr witzig, aber die Heartbreakers würden niemals in unserem Wohnzimmer sein. Das ist einfach unmöglich."
   
„Nicht unmöglich, nur sehr unwahrscheinlich. Und wie ich Stella zuvor erklärt habe, sind wir nur die halben Heartbreakers", meinte JJ und hörte sich dabei wieder wie sein übliches besserwisserisches Selbst an.

The Heartbreak Chronicles [GERMAN TRANSLATION]Where stories live. Discover now