Kapitel 1 ~ Blütenkrone

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Crystals Sicht:

So langsam wurde es nervig. Es wurde nervig, wie alle zwei Sekunden eine andere Person genau das Gleiche - nämlich wie sehr sie sich doch für Cardan freute, dass er seine Liebe gefunden hatte, und dass sie hoffte, dass ich ihre Hilfe oder Geschenke annehmen würde - erzählte, ohne es wirklich ernst zu meinen. Und obwohl ich inzwischen den Wunsch hatte, abzuschalten, passte ich weiterhin genaustens auf, um nicht auf einen typischen Elefentrick hereinzufallen. Dann wäre ich ja selten dämlich gewesen. Jedes nette Wort, jedes angebliche Geschenk und jedes Angebot für Hilfe konnte ein verborgener Fluch sein. Zum Glück hatte ich Unterstützung von Leuten wie Jude oder Pandora, die mich in solchen Fällen wachhielten. Mich und Cardan...wobei er eindeutig besser damit klarkam, mit anderen Leuten zu sprechen und immer interessiert zu wirken. Zu Zeiten, in denen ich schon drei sehr starke Tees und eine gedankliche Ohrfeige pro Minute benötigte, um den Abend durchzustehen, lief er zu Hochtouren auf. So wie heute.

Ich tauchte aus meinen Gedanken wieder auf, als eine kleine Gruppe vor den Thron trat und hob den Blick. „Eure Majestät", sagte der geflügelte Elf, der scheinbar als Anführer fungierte, mir jedoch nichts sagte, „es freut uns, nach längerer Zeit wieder hier zu sein. Wir haben Euch ein kleines Geschenk mitgebracht." Während ich nur nickte und die ungewöhnlich großen Diamanten musterte, übernahm Cardan das Reden. Das ergab auch Sinn, noch waren wir nicht verheiratet und so war und blieb ich weiterhin die Hofartefaktorin. Vielleicht war ich die zukünftige Königin, aber eben nur die Zukünftige. Außerdem hatte ich darauf bestanden, auch nach der Hochzeit noch weiterzuarbeiten, sonst hätte ich mich schlecht gefühlt. Im Kopf ging ich die einzelnen Edelsteinartefakte durch, während ich zugleich Informationen über diese und die Berichte der Gäste abglich. Es sah gut aus, zumindest wenn mal davon absah, dass riesige Diamanten immer gefährlich waren. Es waren immerhin riesige Diamanten und die konnten ziemlich wehtun, wennn man sie fallenließ. Als Cardan fertig war, richtete er den Blick auf mich und legte fragend den Kopf schief. Ich nickte ihm zu. Die sind okay.

Er lächelte warm und wandte sich nun wieder an die Elfen vor uns. „Ich nehme euer Geschenk mit Freuden an, General Siofra. Ich hoffe, dass sie nach dem Überdenken unseres Angebotes als unser Partner gelten." Siofra neigte den Kopf und ließ seinen Blick für eine Sekunde auf mir ruhen. Ach, er war das! Mir fiel wieder ein, wie Jude und Cardan letzte Woche darüber diskutiert hatten, ob man ein Bündnis mit dem Hof der Geier, einem unseligen, aber mächtigen Hof, eingehen könnte, um das Heer zu vergrößern. Bis jetzt hatte ich noch nicht gewusst, wer dessen Anführer war. Dieser zog sich gerade mit einer Verbeugung und einem Flügelschlag zurück in die Menge um uns herum. Cardan vergrub grinsend seine Nase in mein Haar und nahm sich so eine kurze Pause. „Gut, dass Gift gerade nicht da war.", murmelte er neben meinem Ohr, was ein bisschen kitzelte. Ich musste aufpassen, um nicht zu lachen. „Warum das denn?"

„General Siofra war der Vater ihres Ex und die Blonde hinter ihm war seine Schwester. Ich weiß nicht, ob sie viel mit ihnen zu tun hatte, aber ich hoffe trotzdem, dass sie sich nicht über den Weg laufen. Irgendwie befürchte ich, dass der Deal dann wirklich geplatzt wäre." Ich zuckte mit den Schultern, verstand aber, was er meinte. Es wäre wirklich schlecht für unsere Pläne, wenn herauskommen würde, dass wir die Mörderin des Generalsohns beherbergten und schützten. Als Cardan den Kopf wieder hob, um einen Schluck aus seinem Kelch zu nehmen, legte ich die Stirn in Falten. „Ist alles okay? Du blinzelst so komisch." Er schüttelte den Kopf, schluckte und winkte ab. „Bitterer Wein...zu bitter, Himmel, was ist denn da drin? Könntest du kurz aufstehen?" Die Falten in meiner Stirn vertieften sich. Das war seltsam. Sehr seltsam. Sogar für Cardan und der war bekanntlich die Definition vn seltsam. „Was ist los? Wenn du wieder Blödsinn gemacht hast, dann ist das nicht schlimm, das kannst du mir doch sagen."

„Mach einfach und warte ab. Sonst ist doch der Überraschungseffekt weg.", meinte er nur, drückte mir einen Kuss auf die Nasenspitze und gab mir einen kleinen Klapps auf den Arm, „Ab mit dir, Faltermädchen." Zwar blickte ich äußerst skeptisch drein, stand aber auf und ging zum Rand des Podestes, bis ich fast im Schatten der Vorhänge stand. Kurz spürte ich einen wachsamen Blick auf mir und wandte den Kopf zu Jude, die etwas von mir entfernt stand und genauso verwirrt aussah wie ich mich fühlte. Ich hob die Schultern, da ich ihr auch nicht weiterhelfen konnte.

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