Kapitel 4

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Rauchschweif sah Ampferjunges zusammengerollt in ihrem Nest liegen, neben ihr bewachte Sandsturm sie. Feuerstern kam mit Rußpelz hinter der schwarzen Kätzin nach. ,,Armes Kleines Ding" flüsterte Sandsturm zu Feuerstern leise. ,,Sie wäre beinahe gestorben. Wir müssen etwas unternehmen wegen Dunkelstreif." Feuerstern warf Rauchschweif einen besorgten Blick zu. ,,Dunkelstreif könnt ihr mir überlassen." sagte Feuerstern entschlossen. Rauchschweif ließ sich neben Ampferjunges nieder. ,,Wir sind froh, dass du aufgewacht bist, Ampferjunges. Kannst du mir erzählen, was passiert ist?" miaute die schwarze Kätzin sanft. Die kleine Schildpattkatze blinzelte zu ihr auf. ,,Schlammjunges und Regenjunges haben in der Kinderstube geschlafen", hob sie mit leiser Stimme an. ,,Ich war aber nicht müde. Meine Mutter hat nichts gemerkt, also bin ich an der Böschung spielen gegangen. Ich wollte eine Maus fangen. Und dann sah ich Dunkelstreif." Ihre Stimme fing an zu zittern und sie stockte. ,,Erzähl weiter." ermutigte Feuerstern. ,,Er kam allein die Böschung hinauf. Ich wusste, dass Farnpelz bei ihm sein müsste, und ich... ich wollte wissen, wo er hingeht. Also bin ich ihm gefolgt. Mir ist eingefallen, dass er Brombeerpfote und Bernsteinpfote einmal mitgenommen hat, aus dem Lager, und da dachte ich, ich könnte auch so ein Abenteuer erleben." Die kleine Kätzin geriet wieder ins Stocken. Rauchschweif fuhr ihr mit der Zunge sanft über die Ohren. ,,Ich bin ihm ganz weit gefolgt." hob Ampferjunges wieder an. ,,So weit war ich noch nie vom Lager weg gewesen. Ich habe mich auch vor Dunkelstreif versteckt, er hat mich nicht bemerkt. Und dann traf er eine andere Katze, die ich noch nie gesehen habe." erzählte Ampferjunges. ,,Was für eine Katze? Wie hat sie ausgesehen? Wie hat sie gerochen?" fragte Feuerstern eindringlich. Ampferjunges sah ihn verwirrt an. ,,Den Geruch kannte ich nicht." miaute sie und rümpfte dabei die Nase. ,,Aber er war ekelig. Es war eine große weiße Katze, größer als du, Feuerstern. Mit schwarzen Pfoten." Rauchschweif zuckte kaum merklich zusammen. ,,Schwarzfuß." murmelte sie leise. Feuerstern starrte sie an. ,,Tigersterns Stellvertreter. Das war der Geruch vom SchattenClan, Ampferjunges." fügte Feuerstern hinzu. ,,Und wieso trifft sich Dunkelstreif mit dem Stellvertreters des SchattenClans auf unserem Territorium?" knurrte Sandsturm. Bestimmt wollte er sich erkundigen wie gut Dunkelstreif mit seinem Auftrag voran kommt, dachte Rauchschweif bitter. Sie sah zum Anführer, der scheinbar erriet was sie dachte. ,,Und was ist dann passiert?" drängte Feuerstern weiter. ,,Ich bekam Angst. Ich rannte zum Lager zurück, aber ich glaube, Dunkelstreif hat mich gehört, weil er mich an der Böschung eingeholte hatte. Ich dachte, er wäre wütend, weil ich ihm hinterherspioniert habe, aber er meinte nur, ich wäre schlau gewesen. Er gab mir ein paar rote Beeren zur Belohnung. Sie sahen lecker aus, aber als ich davon gegessen habe, wurde mir richtig schlecht... Und mehr weiß ich nicht, außer, dass ich hier aufgewacht bin." erzählte Ampferjunges und ließ ihren Kopf auf die Pfoten sinken. Rußpelz untersuchte die junge Kätzin vorsichtig mit der Schnauze und überprüfte die Atmung. ,,Das waren Todesbeeren. Die darfst du nie, nie, nie wieder essen." miaute die Heilerin. ,,Mach ich nicht, Rußpelz, versprochen." flüsterte das Junge. Rauchschweif fuhr Ampferjunges mit der Zunge über ihre Ohren. ,,Du warst ganz tapfer." schnurrte die schwarze Kätzin, ehe sie aufstand und zu Sandsturm und Feuersturm trottete. ,,Du weißt, wenn du ihn gehen lässt haben wir keine Kontrolle mehr über ihn." warnte Rauchschweif. Sandsturm legte wütend die Ohren an. ,,Nach dieser Sache kann er nicht beim DonnerClan bleiben. Es gibt mehr als eine Katze, die ihm für ein paar Mäuseschwänze die Kehle durchbeißen würde." erklärte die hellfarbene Kätzin mit eiskalter Stimme. ,,Überlasst ihn mir." miaute Feuerstern entschlossen und lief zum Hochstein. Sandsturm sah die schwarze Kätzin eindringlich an. ,,Warum sieht er dich so an?" miaute sie eifersüchtig und deutete auf Feuerstern. Rauchschweif schnurrte belustigt. ,,Leg das Fell an Sandsturm, er liebt dich und daran wird sich auch nichts ändern." miaute sie und lief zum Hochstein. Alle Katzen versammelten wieder auf der Lichtung. ,,Was will unser edler Anführer jetzt?" fragte Dunkelstreif verächtlich, der von Graustreif aus dem Kriegerbau geführt wurde. Nebelschweif setzte sich ruhig neben Rauchschweif. ,,Ampferjunges ist aufgewacht." verkündete Feuerstern. Dunkelstreif erwiderte ein paar Herzschläge seinen Blick, ehe er wegsah. ,,Hast du eine Versammlung einberufen, um uns das mitzuteilen?" hakte Dunkelstreif spöttisch nach. Rauchschweif sah dennoch wie sein Fell sich voller Unbehagen sträubte. ,,Katzen des DonnerClans." hob Feuerstern an. ,,Ich habe euch zusammengerufen, damit ihr alle hören könnt, was uns Dunkelstreif zu sagen hat. Ihr wisst, was Ampferjunges gestern zugestoßen ist. Sie ist jetzt wach und Rußpelz sagt, dass sie sich erholen wird. Ich habe mit ihr gesprochen und sie bestätigt das, was Graustreif uns berichtet hat. Dunkelstreif hat ihr Todesbeeren gegeben. Nun, Dunkelstreif, was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?" fragte Feuerstern an den dunklen Tigerkater gerichtet. ,,Sie lügt." gab Dunkelstreif zurück. Rauchschweif fauchte wütend, auch aus den anderen Ecken der Versammlung kam verärgertes Fauchen. ,,Vielleicht hat sie sich geirrt. Junge hören nie zu, wenn eine Katze mit ihnen redet. Sie hat mich offensichtlich nicht richtig verstanden, als ich ihr sagte, dass sie sie nicht essen soll." fügte er hinzu. Nebelschweif erhob sich mit gesträubtem Fell. ,,Alles Mäusedreck, du kannst dich nicht mehr herausreden." fauchte sie verächtlich. ,,Ampferjunges lügt nicht und sie hat sich auch nicht geirrt." miaute Feuerstern. ,,Und sie hat mir etwas Interessantes erzählt; warum du ihr die Todesbeeren gegeben hast. Sie hat gesehen, dass du dich mit Schwarzfuß triffst, dem Stellvertreter des SchattenClans und zwar auf unserem Territorium. Würdest du uns vielleicht verraten was das alles soll?" Dunkelstreif sah kurz zu Rauchschweif und Nebelschweif. Feuerstern brachte mit einem Schwanzzucken die Katzen zur Ruhe. ,,Vor einem Hauskätzchen muss ich mich nicht rechtfertigen." knurrte er. Feuerstern funkelte ihn wütend an. ,,Genau das wirst du tun. Ich will wissen, was du mit Tigerstern ausheckst." knurrte er. ,,Dunkelstreif, du weißt, was Tigerstern uns antun wollte. Die Hundemeute hätte den ganzen Clan in Stücke gerissen. Wie kannst du nach dieser Sache auch nur daran denken, ihm zu folgen?" fuhr Feuerstern fort. Dunkelstreif sah ihn feindselig an. ,,Du hättest ein wertvoller Krieger werden können. Ich habe dir mehr als eine Chance gegeben, dich zu bewähren. Ich wollte dir vertrauen und ..." wollte Feuerstern erklären. ,,Mir Vertrauen?" fiel Dunkelstreif ihm ins Wort. ,,Du hast mir nie vertraut. Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, dass du diesem roten Idioten befohlen hast, mich zu beschatten?" Er spuckte die letzten Worte Farnpelz ins Gesicht, der noch neben ihm saß. ,,Hast du erwartet, dass ich bis zum Ende meiner Tage mit einem Schatten weiterlebe?" knurrte der dunkle Tigerkater, sein Blick blieb an Nebelschweif hängen. ,,Aber ist es denn nicht so, dass sie Tigersterns Junge ausliefern wollte, nur um ihr eigenes zu schützen. Was ist mit ihr und ihrer Bestrafung!" fauchte er. Die weiße Kätzin sah zu Boden. Die anderen Katzen murmelten erschrocken. Feuerstern jaulte auf und brachte die Katzen zum Schweigen. ,,Nein, ich habe erwartet, dass du deine Treue beweist. Nebelschweif hat das mehr als einmal getan." fauchte Feuerstern. ,,Du bist in diesem Clan geboren, mit diesen Katzen bist du groß geworden. Bedeutet dir das nichts? Nach dem Gesetz der Krieger bist du verpflichtet, sie mit deinem Leben zu beschützen!" rief Feuerstern Dunkelstreif in Erinnerung. Dunkelstreif erhob sich. ,,Dieser Clan ist nicht meiner. Jetzt nicht mehr. Der DonnerClan wird von einem Hauskätzchen angeführt und es gibt nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Der DonnerClan ist mir egal. Die einzige Katze im ganzen Wald, die es wert ist, ihr zu folgen, heißt Tigerstern!" fauchte Dunkelstreif reuelos. ,,Dann folge ihm. Du bist nicht länger ein Krieger des DonnerClans. Wenn wir dich heute nach Sonnenuntergang noch in unserem Territorium entdecken, werden wir dich wie ein Feind behandeln. Jetzt geh." gab Feuerstern kühl zurück. Dunkelstreif sah noch einmal auf Rauchschweif und dann zu Nebelschweif. ,,Und was ist mit ihr? Dann soll sie auch mit mir kommen, diese Verräterin." fauchte der dunkle Tigerkater. Angsterfüllt sah Nebelschweif zu Feuerstern. ,,Nein, sie wird ihr Leben als DonnerClan-Katze hier beenden, weil sie es sich verdient hat. Du musst mit leeren Pfoten zu Tigerstern zurückkehren. Geh!" knurrte Feuerstern. Dunkelstreif wandte sich um und lief zum Ginstertunnel. Die Katzen fauchten ihm hinterher, bis er verschwand. Nebelschweif zog sich sofort in den Ältestenbau zurück. ,,Ist Dunkelstreif zum SchattenClan?" fragte Bernsteinpfote. Feuerstern starrte die Schülerin an. ,,Ich weiß es nicht. Dunkelstreif kann gehen, wohin er will. Von nun an gehört er nicht mehr zum DonnerClan." Dann wandte sich der Anführer an die anderen Katzen. ,,Wenn ihr ihn oder irgendwelche Katzen aus dem SchattenClan riecht, sagt mir oder Weißpelz Bescheid. Und dabei fällt mir ein; Dornenkralle hat streunende Katzen in unserem Territorium gerochen. Haltet auch nach ihnen Ausschau und berichtet mir alles, was euch auffällt." teilte er mit, ehe er vom Hochstein sprang. 

Warrior Cats- Sturm der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt