Kapitel 45

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Kellys POV

Als ich aufwachte lag Jellal nicht mehr auf meinem Schoß. Ich sah mich um und machte seine Silhouette aus, die sich zügig entfernte. Ich wusste dass ich ihm folgen musste, doch ich blieb einfach sitzen. Ich hatte Angst wie der Professor reagieren würde, wenn er erführe das Jellal entkommen war, schließlich hatte er mir ohne mit den Wimpern zu zucken ein Mittel für Jellal mitgegeben, dass ihn fast getötet hätte. Ich war mir ganz sicher - dieser Mann wäre zu jeder Untat fähig. Dennoch konnte ich mich nicht überwinden, auch nur zu versuchen, Jellal einzuholen. Ich wollte diese Art von Mensch nicht sein. Ich dachte, ich könnte es, aber so war es nicht. Es war mir unmöglich, mich für einen Mord verantwortlich zu machen. Egal wie unmoralisch ich mich manchmal verhielt, ich wollte Jellal nicht sterben lassen.
Langsam stand ich auf und folgte den Spuren, die der Magier hinterlassen hatte. Meine Schritte waren klein und gemächlich, ganz darauf bedacht Jellal niemals zu erreichen. Es war mehr ein Spaziergang, oder ein Spiel, bei dem man versteckten Hinweisen folgen muss. Bei nahe machte es Spaß ihm so hinterher zu gehen, Fußabdrücken und aufgewirbeltem Laub folgend.

Erza's POV

Die Nacht verbrachte ich, fest in Jellals Jacke gewickelt, im Wald. Es war schwer zu schlafen, ein ziemlich lauter Uhu saß irgendwo in der Nähe und außerdem war es furchtbar kalt. Als ich aufwachte waren meine Füße von der Kälte ganz taub und meine Finger schmerzten. Der Himmel war noch ziemlich dunkel, einerseits weil es früh war, andererseits weil es schon November war. Es wird Winter... Seufzend stand ich auf und ging weiter. Von Zeit zu Zeit drehte ich den Kopf nach rechts, um zu überprüfen ob der Waldrand noch irgendwie hinter den Bäumen zu erkennen war. Ohne es zu merken hatte ich mich immer weiter von diesem entfernt, aber er schimmerte noch zwischen den Ästen hindurch. Nach einer ganzen Weile bemerkte ich, dass zu meiner linken Seite ebenfalls ein Waldrand zu sehen war. Ich begann schräg darauf zu zu laufen und kam schließlich auf einem Kohlfeld heraus. Ich überquerte dieses, wobei ich sicher einige der Pflanzen zerstörte, und ging dann auf der Straße dahinter weiter. Sie führte an Koppeln und Wiesen vorbei und irgendwann an einigen Häusern mit Reetdächern. Auf einem der Höfe stand eine Frau und pflückte Äpfel. Sie war zierlich und blass und so klein, dass sie die Früchte kaum erreichte. Ich ging zu ihr hinüber, pflückte die oberen Äpfel für sie und fragte dann nach dem Weg zur Stadt, die ich ihr auf der Karte zeigte. Sie begann sich überschwänglich zu bedanken und schnekte mir gleich zwei der Äpfel aus ihrem Korb. Dann erklärte sie mir lachend, dass die Stadt die ich suchte direkt am Fuße des Hügels lag und man sie doch schon sehen konnte. Außerdem schwärmte sie noch eine kleine Ewigkeit von den schönen Brunnen und den kulinarischen Spezialiten von "Blommaby", und dass es sich wirklich lohnte dort hin zu reisen. Ich nickte und bedankte mich höflich und machte mich dann auf in die Stadt. Als ich ankam wurde mir klar, dass die Frau recht gehabt hatte. Es war wunderschön. Die Kopfsteinpflasterstraßen waren von Blumenkübeln gesäumt und obwohl es noch früh am Morgen war, waren die Geschäfte geöffnet. Ein paar Straßenmusiker erfüllten die Luft mit fröhlichen Melodien und das Plätschern eines Brunnens erklang aus der Ferne. Es roch unglaublich gut, nach frisch gebackenem Brot und Blumen. Jede Menge Blumen, überall hingen sie an den Fensterbänken oder standen vor den Läden. Ich sog die Gerüche ein und schloss die Augen. Es war vermutlich eine der idyllischsten Städte, in denen ich je gewesen war. Da ich sowieso keine Ahnung hatte, wie ich weiter vorgehen sollte, nun dass ich in Blommaby angekommen war, setzte ich mich erstmal auf eine Bank und lies die Eindrücke der bunten Stadt auf mich wirken.  

Jellal's POV

Ich gähnte und streckte mich. Im Vergleich zur vorigen Nacht hatte ich unglaublich gut geschlafen. Der Stand der Sonne, die durch das Fenster in das gemütliche Zimmer schein, verriet mir, dass es schon bei nahe Mittag sein musste. Ausgeschlafen und ein bisschen zerzaust stand ich auf. Da ich keine Kleidung bei mir hatte, hatte ich vorm zu Bett gehen lediglich meinen Mantel und die Hose ausgezogen. Ich schlüpfte jetzt also wieder in die alten, knittrigen Klamotten hinein und fuhr mir vor dem Spiegel durchs Haar. Keine Chance. Es sieht furchtbar aus. Ich muss außerdem dringend duschen... Gerade als ich mich mit den Handtüchern, die ich gestern von Maddy bekommen hatte, das Zimmer verlassen wollte klopfte es an der Tür. Davor stand eben jene kräftige Frau und grinste mich breit an. Dann musterte sie fast ein wenig schockiert meine Kleidung. "Du ziehst das nochmal an, mein Junge?! Um Gottes Willen! Zieh das bloß aus, ich wasch die Sachen während du duschen gehst. Also wirklich." Überrumpelt aber dankbar nickte ich. "Danke, das wäre unglaublich freundlich." Maddy schüttelte nur den Kopf. "Ach, was, du bist doch unser Gast. Da fällt mir ein, ich wollte eigentlich fragen, wann du zum Frühstück kommst?" Sie grinste breit, wobei ihre Augen ganz schmal wurden und die kleine Grübchen in den runden Wangen auftauchten. "Ich würde dann nach dem duschen runter kommen..." Mit einem freundlichen Schulterklopfen stimmte sie zu. "Das Bad ist am Ende des Ganges. Leg deine Klamotten einfach vor die Tür!" Also tat ich wie mir befohlen und nahm erstmal eine warme Dusche. Obwohl ich nur eine Nacht im Wald verbracht hatte fühlte ich mich als hätte ich mich ewig nicht gewaschen. Dementsprechend gut, tat das Wasser und die schäumende Seife. Als ich fertig war, stellte ich fest, dass eine Pyjamahose und ein grässlich hässliches Holzfellerhemd in blau und orange vor der Tür lagen. Schmunzelnd zog ich die Sachen an, da meine eigene Kleidung wohl noch nicht fertig war. Dann ging ich zum Frühtsücken, das zwar nicht mit dem Hotelessen mithalten konnte, aber doch fast. Es fand in einem kleinen Raum statt, in dessen Mitte ein runder Tisch stand. Darauf waren Croissants und Brötchen und Früchte und Ähnliches. Neben Milly, die selbst gerade erst aß, saßen auch Maddy und ein Ehepaar mittleren Alters am Tisch und alle unterhielten sich angeregt. Die familiäre Atmosphäre war unglaublich entspannend und ich fühlte mich sofort wohl und klinkte mich in die fröhlichen Frühstücksgespräche ein. 

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hehe, brauchte diesmal ein bisschen länger aber ich find es ist noch im Rahmen, hab schon mal 4x so lang gebraucht :') Danke fürs Lesen und bis nächstes Kapitel hoffe ich. Sehr süß dass ihr immer kommentiert und so♥

Und eine runde random stuff: Blomma ist schwedisch und heißt Blume, by ist "dorf" und ist oft die Endung von schwedischen Orten (→Steneby, Åsby, Lundby,...). Und deshalb heißt die Stadt so. Weils da Blumen gibt und weil ich Schweden so mag ._. ok. byebye xx

Rosen und Vergissmeinnicht (Fairy Tail, Jerza)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang