Kapitel 1: Zusammengeklappt

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Als ich wieder zu mir komme steht ein Kreis von Schülerinnen um mich herum. Ich bin aber noch zu benebelt, als dass es mich stören könnte. "Oh mein Gott, Rebecca! Geht's dir gut?", fragt Larissa besorgt.
"Was ist passiert?", frage ich, anstatt ihr zu antworten.
"Du bist auf einmal umgekippt und auf den Boden gefallen.. es ging so schnell, deswegen konnte ich dich nicht festhalten.. es tut mir so leid!", antwortet Larissa.
"Ein Wunder, dass nur Rebecca zusammengeklappt ist", meint eine Klassenkameradin von uns. " Wir haben ja alle gesagt, dass wir bei dieser Hitze nicht rennen wollen, aber das hat den alten Grützner ja nicht interessiert."
"Ja, das ist total unverantwortlich von dem!"
"Finde ich auch, du solltest dich auf jeden Fall bei der Schulleitung beschweren, Rebecca!"
"Ja, ist in Ordnung, aber geht jetzt vielleicht alle mal weg, ich glaube, das hilft ihr gerade nicht weiter, wenn ihr alle durcheinander redet", schaltet sich Larissa wieder ein, wofür ich ihr sehr dankbar bin.
Meine Klassenkameraden verschwinden in Richtung Umkleide.
"Also, jetzt nochmal, wie geht's dir?", fragt meine beste Freundin.
"Ein bisschen komisch ist mir noch, aber ich glaube, es geht schon wieder. Mein Kopf tut ein bisschen weh, wahrscheinlich von dem Sturz, aber ist nicht so schlimm", beruhige ich sie.
"Bist du sicher? Du siehst immer noch ziemlich fertig aus, ich bringe dich lieber ins Krankenhaus", beschließt Larissa. Ich protestiere nicht, da das bei Larissa keinen Sinn macht. Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat, zieht sie es auch durch.

....

Als wir in der Notaufnahme der Klinik am Südring ankommen, kommt uns sofort eine junge Krankenschwester mit blonden Locken entgegen. "Hallo, ich bin Schwester Linda. Kann ich euch helfen?"
"Ja, wir kommen gerade aus dem Sportunterricht. Meine Freundin ist nach dem Rennen umgekippt", erklärt Larissa sofort.
"Oh ja, ich seh schon, ihr seht beide ziemlich angestrengt aus. Dann kommt mal mit ins Behandlungszimmer. Geht's bei dir mit dem Laufen?", sagt Schwester Linda mit einem Blick zu mir.
"Ja klar, alles in Ordnung", gebe ich zurück. Es ist mir unangenehm genug, hier in der Notaufnahme zu sein, da will ich den Schwestern und Ärzten so wenig Arbeit wie möglich machen.
"Okay, du kannst dich gleich mal auf die Liege setzen, die Frau Doktor kommt gleich zu euch."

Keine zehn Minuten später geht die Tür auch schon auf und eine junge Ärztin mit rotblondem Pferdeschwanz betritt den Raum.
"Hallo, Tabea Rohde ist mein Name, ich bin heute die diensthabende Ärztin in der Notaufnahme", sagt sie lächelnd und gibt uns die Hand. "Na, was ist denn passiert?"
"Sie..", will meine Freundin schon wieder ansetzten, aber diesmal komme ich ihr zuvor. "Wir hatten gerade Sportunterricht und mussten 20 Minuten über den Sportplatz joggen und danach ist mir kurz schwindelig geworden. Ist aber halb so wild, ich bin nur zu schnell aufgestanden."
"Okay, das heißt du.. Ich darf schon noch du sagen, oder?", fragt die Ärztin uns. Als wir beide nicken, fährt sie fort: "Okay, also, schwindelig geworden heißt, dir ist schwarz vor Augen geworden, oder? Bist du auch ohnmächtig gewesen?"
"Ja, ist sie!", bestätigt Larissa gleich, weshalb ich ihr kurz einen wütenden Blick zuwerfe. Muss das sein? Ich wollte doch der Ärztin so wenig Arbeit wie möglich machen.
"Bist du dann gestürzt?", wendet sie sich wieder an mich.
"Nein.. ja..", murmle ich, "also ich bin halt kurz umgekippt, aber ist wirklich nichts passiert."
"Bist du auf den Kopf gefallen?", fragt Dr. Rohde und tastet meinen Kopf ab. "Keine Ahnung.. au!", entfährt es mit, als sie eine schmerzende Stelle an meinem Kopf berührt.
"Okay, also hier hast du auf jeden Fall eine kleine Beule, also ich denke schon, dass du auf den Kopf gefallen bist", sagt sie. "Du könntest eine Gehirnerschütterung haben. Nicht erschrecken, ich leuchte dir mal kurz in die Augen." Sie leuchtet mir erst in das rechte und dann in das linke Auge.
"Okay, das sieht soweit gut aus, aber nochmal zu dem Schwindel zurück, der war schon da, bevor du gestürzt bist, oder? Ihr seid joggen gewesen, richtig?"
"Genau", kommt mir Larissa wieder zuvor, "wir haben für die Ausdauerleistung trainiert und das halt eben in der prallen Sonne. Danach haben wir uns auf den Boden gesetzt, um zu verschnaufen und als sie dann aufgestanden und ein paar Meter gegangen ist, ist sie umgefallen."
"Okay, ja, das kann natürlich schonmal passieren, dass wenn man sich so anstrengt und das in so einer Hitze, der Kreislauf schlapp macht. Hast du denn genug getrunken?", fragt sie mich. Als ich bejahe, sagt sie zu Schwester Linda: "Ich würde ihr trotzdem einmal eine Infusion geben, kannst du das gleich machen?"
"Klar, mach ich sofort", sagt sie.
"Super, dann sehen wir uns gleich wieder", sagt Dr. Rohde und verschwindet zum nächsten Notfall.

Klinik am Südring - RebeccaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt