Kapitel 18

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Steve

Buckys Eltern umarmten uns stürmisch als wir aus dem Hogwarts Express ausstiegen. Seiner Mutter kamen fast die Tränen. Ich sah, dass Bucky die Umarmung nur mit dem Arm erwiderte, welcher noch aus Fleisch und Blut bestand. Ich biss die Zähne zusammen. Daran war Pierce schuld. "Steve, ist alles gut?", fragte mich Buckys Vater und musterte mich mit einem fragenden Blick aus seinen hellen Augen. Jap, Bucky hatte definitv die Augen seines Vaters geerbt. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich mich vollkommen versteift hatte bei dem Gedanken an Pierce. "Nichts", sagte ich und lächelte. "Ich will einfach nur nach Hause."

"Mein Gott, James. Du bist ja eiskalt!", sagte Vanessa, Buckys Mutter, und hielt eine Hand an seine Stirn. Er wich zurück. "Ist auch in den letzten paar Tagen ziemlich viel passiert. Ich denke wir brauchen beide einfach nur Ruhe", antwortete ich für Bucky, der mir einen dankbaren Blick zuwarf. "Also gut. Gehen wir", entschied Thomas, Buckys Vater. Er nahm mir das Gepäck ab und wir gingen durch die Säule, die zur Mugglewelt führte und ließen Gleis 9 3/4 hinter uns. Buckys Eltern gingen voraus und legten ein ziemlich schnelles Tempo vor, weshalb Bucky Mühe hatte mit seinen humpelnden Schritten mitzuhalten. Er warf mir verzweifelt einen Blick zu und schaute kurz zu meiner Schulter, ich nickte bloß. Freundschaftlich legte Bucky einen Arm um meine Schultern, sodass ich ihn stützte und wir so schnell wie möglich durch die Menschenmasse hindurchkamen. Er hatte ja keine Ahnung wie viel mehr mir das bedeutete. Die Muggle hasteten an uns vorbei. Manche mit einem Koffer, andere mit einem Telefon am Ohr.

Letztendlich kamen wir aus dem Bahnhof heraus und Bucky nahm seinen Arm von meiner Schulter, ehe sich seine Eltern zu uns umdrehten. "Wir nehmen den Portschlüssel von Heimdalls Wahrsagerladen vorne an der Ecke. Das geht am schnellsten", erklärte Buckys Vater und wir machten uns auf den Weg. "Heimdall? Ist das nicht ein Freund von Thors Eltern?", fragte mich Bucky. "Ich denke schon, bin mir aber nicht sicher", entgegnete ich.

Die Heimreise verlief relativ normal. Wir betraten Heimdalls Laden, der voller Kristallkugeln beinahe überquillte, und fragten ihn ob wir mit seinem Portal nach Hause könnten. Sein vielsagender Blick aus seinen bernsteinfarbenen Augen ruhte kurz auf Bucky, als wüsste er, was er durchmachte, und ließ uns dann ohne ein weiteres Wort passieren. Im Allgemeinen hatte er nicht ein Wort von sich gegeben.

Mithilfe von Flugpulver reisten wir dann letzten Endes nach Hause. Es war wie immer ein unangenehmes Gefühl von den grünen Flammen verschlungen zu werden, doch es verflog sofort als ich im Wohnzimmer mit der grünen Tapete der Barnes landete. Das beige Sofa mit dem verblichenen Blumenmuster, der kleine Beistelltisch neben der Tür und die Vitrine mit den Porzellanfiguren. In einer Ecke stand der mit silbernen Kugel geschmückte Weihnachtsbaum, der mich daran erinnerte, dass eigentlich Weihnachten war. All das strahlte eine Ruhe und Vertrautheit aus, die mir die Wochen zuvor in Hogwarts gefehlt hatte. Hinter mir stolperte Bucky aus dem Kamin. Auch er wirkte jetzt viel entspannter. "Tut gut wieder zu Hause zu sein", murmelte er und lächelte mich an. Auch seine Eltern stießen nun zu uns.

"Bringt eure Sachen nach oben. Ich rufe euch dann zum Essen", sagte Vanessa. "Machen wir", sagte Bucky und lächelte sie an. Ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass es nicht echt war.

Oben angekommen lässt sich Bucky mit dem Gesicht in sein Kissen fallen und blieb so liegen. Vielleicht war er schon wieder eingeschlafen. Ich weckte ihn nicht, stattdessen räumte ich unsere beiden Sachen wieder in unseren Schrank. Ja, wir teilten uns ein Zimmer. Neben der Tür stand der Schrank, an den beiden Wänden standen unsere Betten und dazwischen war das Fenster. Ein paar Plakate von Quidditch-Teams und Bands hingen an der Wand. Meinen Rennbesen hatte ich für diese Woche in Hogwarts gelassen, ich würde ihn hier ja sowieso nicht brauchen. Es fühlte sich gut ab, wieder zu Hause zu sein. Während dem Ausräumen stieß ich auf das Bild von Bucky, welches ich während der Zugfahrt gezeichnet hatte und versteckte es unter meinem Kissen.

Nach einiger Zeit rief uns Vanessa zum Abendessen und ich weckte Bucky indem ich ihn auf die Schulter tippte. Mit einem Grummeln regte er sich. "Du solltest dich vielleicht noch umziehen", meinte ich und verließ daraufhin unser Zimmer.

Unten begrüßte mich der leckere Geruch von gebratenen Speck und Spiegelei. Vanessa hantierte noch mit den Pfannen.  Thomas saß am bereits gedeckten Tisch und laß Zeitung. Auf der Titelseite war Director Fury zu sehen, der auf einem Sprecherpult von dutzenden Kameralichtern andauernd beleuchtet wurde. Die Schlagzeile: Wie sicher sind unsere Kinder wirklich? Ich schluckte trocken. Zwar hatte ich mich auf das gemeinsame Abendessen gefreut, aber jetzt kam mir der Gedanke, dass Buckys Eltern uns mit Sicherheit mit Fragen durchlöchern würden. "Bucky kommt gleich", sagte ich und setzte mich an den Tisch. Während Buckys Mutter das Brot und die Spiegeleier auf den Tisch stellte, betrat Bucky das Esszimmer. Er trug einen dunklen Kapuzenpulli, seinen Metallhand hatte er in einer der Seitentaschen versteckt. Er wirkte noch immer müde aber nicht mehr ganz so kaputt wie in Hogwarts. Die Haare hatte er zu einem Zopf zusammengebunden. Bucky setzte sich an den Tisch und sein Vater legte die Zeitung weg.

Wir begannen mit dem Abendessen. Nach einer kurzen Stille fragte letztendlich Buckys Vater: "Was genau ist in Hogwarts passiert? Am... letzten Schultag." Er sah Bucky an, jedoch übernahm ich das Antworten. "Es war schrecklich", sagte ich nur und vor meinem geistigen Auge sah ich erneut die verstörenden Bilder vor mir. Ich kniff die Augen zusammen und schluckte hart als das Bild von Stephens zertrümmerten Fingern durch meinen Geist schoss. Erwartungsvoll sahen mich Vanessa und ihr Ehemann an und ich konnte es ihnen auch nicht verübeln, schließlich wollten alle wissen was da passiert ist. "Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern aber als Hydra aufgetaucht ist, war ich wie erstarrt. Ein Freund, Stephen, hat mich zur Seite gestoßen, wurde aber selbst von Hydra getroffen. Er wurde ohnmächtig. Währenddessen randalierte Hydra. Die Große Halle ist... zusammengestürzt. Ein... ein Felsblock ist von der Decke auf Stephens Hände gefallen. Ich konnte ihn nicht in Sicherheit bringen. Als ich den Stein weggehoben hatte, sah ich dass... dass seine Hände... sie-" Ich brach ab. Mir kam die Galle hoch. Ich umklammerte die Gabel so fest, dass meine Knöchel weiß hervortraten. "Steve?", fragte Bucky und ich spürte seine Hand auf meiner Schulter. Ich blinzelte um die Bilder zu vertreiben, doch es brachte nichts.

Mit einem Ruck stand ich auf, so schnell, das der Stuhl nach hinten umkippte und mit einem lauten Knallen auf dem Boden aufschlug. Doch ich beachtete es nicht und rannte stattdessen ins Badezimmer, dessen Tür ich verschloss ehe ich meinen Magen über der Kloschüssel entleerte. Schweratmend lehnte ich mich gegen die geflieste Badezimmerwand, den sauren Geschmack meines Erbrochenen noch immer im Mund. Verdammt, ich sollte mich doch unter Kontrolle haben. Wie soll ich Bucky beschützen wenn ich mich nicht einmal selbst unter Kontrolle habe? Ich fuhr mir mit den Händen übers verschwitzte Gesicht und setzte mich auf um den sauren Geschmack in meinem Mund los zu werden. Nach einiger Zeit klopfte jemand and die Tür. "Kann ich rein kommen?", fragte Bucky. Ohne eine Antwort zu geben drehte ich den Schlüssel im Schloss und lehnte mich dann anschließend wieder gegen die Badezimmerwand. Kurz zögerte Bucky noch, ehe er eintrat. Hinter sich schloss er wieder die Tür. Mir fiel sofort auf, dass er seine Hände in den Hosentaschen verborgen hatte. "Meine Eltern müssen sich mit dem zufrieden geben, was ich ihnen erzählt habe." Nervös knetete ich meine Hände, blickte aber auf. "Und was hast du ihnen erzählt?", wollte ich wissen. "Das als wir gekommen sind schon vieles kaputt war, ich dich nicht finden konnte und wir Hydra schließlich vertrieben haben", erläuterte er monoton. Ich überlegte kurz. Noch nie hatte ich Buckys Version vom letzten Schultag gehört. Doch ich schob den Gedanken beiseite. "Haben sie Fragen gestellt?", fragte ich. "Nein. Aber ich denke, sie würden gerne. Aber nachdem du-", er brach ab. "Wie geht es dir, Steve?" Ich gab keine Antwort und biss stattdessen fast gewaltsam auf meine Unterlippe. Ich mied seinen Blick.

"Niemand von uns ist unkaputtbar. Wir sind alle hin und wieder schwach", meinte Bucky und lehnte sich neben mich gegen die Wand. "Aber ich sollte nicht schwach sein. Ich sollte stark sein, um dich zu beschützen", murmelte ich ziemlich unverständlich. Mir stiegen Tränen in die Augen und meine Stimme bebte als ich sagte: "Verdammt, Bucky, ich habe Angst. Angst um dich." "Ach, Steve", seufzte Bucky und umarmte mich.

Die Avengers in Hogwarts [Avengers x Harry Potter Crossover]Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora