|| Bücherregale - gute Musik

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Seine große Hand, die sonst immer so grob aussah, lag sachte auf meiner als würde sie immer schon dort hingehören und das Buch, in das ich vor einen Augenblick noch vollkommen konzentriert meine Nase hineingesteckt hatte, mich geradezu darin verloren hatte, in seiner anderen. Er hatte es mir ohne jegliche Vorwarnung sanft und bestimmt aus der Hand genommen, mich unweigerlich wieder in die Realität zu sich geholt. Zuerst hatte ich noch danach geschnappt, hatte gehofft es sofort wieder haben zu können weil die Stelle an der ich angelangt war besonders spannend war, ich nicht den Anschluss verlieren wollte oder den Absatz auf Anhieb wieder finden würde. Jedoch hatte ich schnell aufgehört als sich raue Lippen behutsam auf meine legten, ich einen mir bekannten Geschmack vernahm, von dem ich egal wie viel ich ihn schmeckte nie genug bekam und mich sofort über die Charaktere und ihre Auseinandersetzung vergessen ließ.

Meine Hände wanderten hinauf zu seinem Nacken, ich zog ihn, dürstend nach jeder Art von seiner Nähe noch ein wenig näher zu mir als er sonst schon war. Es war belanglos, wie oft wir diese Form von Zärtlichkeit austauschen und obwohl ich hauptsächlich die Person war, die sie herbei führte, erweckte dies immer wieder aufs neue Euphorie in mir, ließ metaphorische bunte Feuerwerke in mir explodieren. Also vertiefte den Kuss nur noch mehr, genoss bewusst die Hitze, die in meinem Körper wütete und meine Haut unter seinen Fingern kribbeln ließ.
Ushijima gab ein überrachsten Laut von sich, lehnte ich aber nur noch weiter in den intensiven Kuss, schloss die Augen und ließ das Buch aus der Hand gleiten, wo es nun mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden aufschlug.
Das Geräusch hallte von den hohen, weißen Wänden, den majestätischen Säulen, durch die große Bibliothek zurück zu uns, doch niemanden von uns beiden kümmerte das.

Die letzten Tage verbrachten wir ausschließlich damit dem anderen jede freie Sekunde zu schenken, zusammen vor seinen Freunden zu flüchten, denen wir manchmal nur mit Glück ganz knapp entgangen waren und uns an den kleinen Platz hinter den massiven Bücherregalen -unserem gemeinsamen Geheimplatz- zu verstecken, denn es kam so gut wie nie vor das sich jemand hier hin verirrte.
Hier verbrachten wir Stunden, gute Ewigkeiten in angenehmer Stille, lesend, für die nächsten anstehenden Prüfungen lernend oder einfach in den Armem des anderen vor sich hin dösend auf dem gemütlichen Sofa, dass in der Ecke stand.
In den späten Abendstunden, wenn die Bibliothek bereits geschlossen war, wurde es zur Gewohnheit, dass Ushijima noch bei mir an die Zimmertür klopfte und mit mir auf mein Dach saß, wir schlaftrunken über alles mögliche was uns in den Sinn kam philosophierten. So langsam konnte ich mich echt dran gewöhnen in Anwesenheit des Größeren Zeit zu verbringen, jemanden bei mir zu haben den ich mit jeder Faser meines Herzen meinen Freund nennen konnte, etwas was ich bis letztens noch für unmöglich hielt. Ich hatte wirklich gedacht ich wäre auf Ewig ein Außenseiter, der war ich auch in gewisser Weise immer noch, doch nun war ich nicht mehr so schrecklich einsam.

Mir war egal welchen Namen wir uns und unserer Beziehung gaben, um ehrlich zu sein reichte mir alleine schon der Gedanke, dass das was wir empfanden etwas reales war und das nur wir es mit uns teilten. Es war befereiend Gefühle nicht verstecken zu müssen, Gedanken einfach fließen zu lassen ohne Angst davor zu haben dem anderen damit zu Nahe zu treten.

Schritte näherten sich unserem kleinen Versteck, dumpfe Männerstimmen erklangen auf der anderen Seite des Bücherregals, dass uns von der Außenwelt abschrimte. Ruckartig löste sich Ushijima von mir, unterbrach unseren Kuss und rutschte automatisch an die andere Seite des Sofas, lauschte um sicher zu gehen ob die zwei Personen nicht gleich herein platzen würden.
Obwohl ich verstand, wie verheerend es für uns beide seien würde, wenn wir entdeckt werden würden, vor allem für ihn weil er dadurch alles verlieren würde, seinen guten Ruf, seine Freunde und wahrscheinlich dann wie ich behandelt werden würde, tat es mir immer noch irgendwo weh. Ich wollte nicht alles immer im geheimen unternehmen und wollte, dass er offen zu dem stehen würde was er in Wirklichkeit war aber das war längst nicht meine Entscheidung, ich konnte mich nicht so in sein Leben mit einmischen, wenn ich die Konsequenzen dafür nicht tragen müsste. Also versuchte ich das schmerzhafte Zeihen in meiner Brust zu ignorieren.

Bücherregale und gute Musik // UshitenWhere stories live. Discover now