Kapitel 21: Genesung

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POV Lucinda
Schweigend saß ich im Bett und wartete darauf, dass Giyuu zurückkam. Ich merkte wie körperlich angeschlagen ich war und ich hasste das Gefühl der Schwäche, das damit einherging. Ich hatte mich ja noch nicht mal ohne Hilfe aufsetzen können! Finster ließ ich meinen Blick durchs Zimmer streifen, welches glücklicherweise leer war. Ich hatte gerade noch weniger Lust auf Gesellschaft als sonst, Giyuu ausgenommen.
Moment.
Was.
Seit wann bitte schön war mir die Gesellschaft von irgendeinem Menschen willkommen.! Frustriert musste ich mir eingestehen, dass ich es selber nicht wusste. Irgendwie... wenn er bei mir war, dann löste das immer eine seltsame Wärme in mir aus. Nicht viel, aber gerade so viel, dass sie mich auf dem Frostpass weiterkämpfen ließ...
‚Ist das eins dieser... Gefühle.', dachte ich. Wenn ich Mitsuri wieder treffen würde, würde ich sie danach fragen, die kannte sich ja mit sowas aus.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Giyuu wieder mit einem Tablett in der Hand auftauchte. Sanft stellte er es auf der Decke auf meinen Beinen ab während ich ein leises ‚Danke' murmelte. Immer noch fühlte sich dieses Wort seltsam an. Da ich bereits gemerkt hatte, dass ich meinen rechten Arm nur wenig bewegen konnte, musste ich meine linke Hand benutzen. Auch wenn ein stechender Schmerz durch den Arm schoss, versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. ‚Lass ihn nicht denken, du seist schwach.', schoss es mir durch den Kopf als ich den Becher Wasser hochhob und zu meinem Mund führte. Auch wenn ich versuchte den Schmerz zu verbergen, schien Giyuu es bemerkt zu haben und nahm mir kurzerhand einfach den Becher ab und drückte meine Hand wieder sanft auf die Matratze. „Sag es doch einfach wenn du Schmerzen hast.", meinte er nur kopfschüttelnd während ich durstig trank. Mein Gesicht wurde heiß und ich wandte den Blick ab. „Das ist doch echt lächerlich.", lachte ich bitter. „Bin ich schon so schwach geworden-" Ich wollte gerade weiterreden als mir Giyuu ein Reisbällchen in den Mund schob. Während ich verdutzt kaute, sagte er: „Jetzt hör mal zu: du bist nicht schwach, du warst es nie und wirst es auch nie sein. Du hast es geschafft von dem Tal, verletzt und mit Nezuko!, nach oben auf den Frostpass zu klettern und hast auch noch den Sturz hinunter überlebt. Ich will also nichts von schwach hören, kapiert?" Völlig verdattert sah ich ihn an. Seit wann redete der denn so viel. Hatte ich was verpasst.
Er musste schmunzeln als er meinen Gesichtsausdruck sah. Bildete ich mir das gerade ein oder klopfte mein Herz wirklich ein klein wenig schneller.
Ich stieß einen langen Seufzer aus und antwortete mürrisch: „Wenn du unbedingt meinst..." Wieder musste er schmunzeln. „So ists gut.", sagte er belustigt. Empört blaffte ich zurück: „Behandel mich nicht so wie dein Schoßhündchen, wenns sein muss, kann ich immer noch zuschlagen."
„Dir gehts wirklich ausgezeichnet wenn du wieder solche Sprüche bringst.", meinte er nur darauf.
„Tch."

Für mehrere Wochen war ich quasi an mein Bett gefesselt und konnte kaum irgendwas ohne Hilfe tun, was mich trotzdem zutiefst beschämte...
Umso erleichterter war ich, als Shinobu mir schließlich wieder erlaubte zumindest ein wenig rumzulaufen, wenn auch mit Krücken. Meiner Schulter und meinem Arm ging es auch schon wieder besser, am meisten zu schaffen machte mir jedoch die Wunde an der Seite, die sich zu allem Übel entzündet hatte, und einige gebrochene Rippen, die nur langsam heilten.
Immer wieder wollte ich wissen wann ich endlich wieder normal trainieren konnte und jedes Mal kam nur ein Kopfschütteln als Antwort.
Umso mehr motiviert war ich nach einigen weiteren Wochen die Erlaubnis bekam ein leichtes Rehabilitationstraining zu machen.
Dieses beinhaltete eine seltsame Behandlung um die versteiften Körperteile zu lockern, ein Reaktions-, Geschwindigkeits- und Krafttraining. Da ich keine Lust auf den übermäßigen Körperkontakt bei ersterem hatte, machte ich eigenständig Dehnübungen. Himmel, war ich erleichtert als ich sah, dass ich mich wieder normal bewegen konnte auch wenn es teilweise immer noch schmerzte. Nach ein paar weiteren Wochen waren meine ursprünglichen Kräfte wieder größtenteils hergestellt und alles verheilt was verheilen sollte.
Giyuu war in den ganzen Wochen kein einziges Mal aufgetaucht, was mich, warum auch immer, ziemlich verstimmte. Shinobu wusste nicht wo er war und so beschloss ich ihn auf eigene Faust zu suchen.
Warum.
Keine Ahnung.

Ich brach also im Morgengrauen auf, natürlich nicht ohne mich vorher zu verabschieden und meine Schwerter mitzunehmen. Mein erstes Ziel würde Oyakatas Anwesen sein, selbst wenn er nicht dort war, wüsste Oyakata bestimmt wo Giyuu sich aufhielt.
Somit stapfte ich an diesem Morgen den Pfad entlang während die Sonne anfing über den Horizont zu klettern. Es war angenehm warm und eine leichte Brise durchfuhr meine offenen Haare.
Nach kurzer Zeit war ich auch schon beim Hauptquartier der Demon Slayer angekommen. Als ich eintrat, sah ich zu meiner Überraschung mehrere Säulen, darunter auch Mitsuri, in einer Gruppe zusammenstehen. Ich trat auf sie zu und ihr Gespräch verstummte. Ich ignorierte ihre Blicke einfach und sagte nur: „Wisst ihr wo Giyuu ist." Mitsuri antwortete mir lächelnd: „Er sollte jeden Moment hier eintreffen, wir haben gleich eine wichtige Besprechung. Bist du wieder gesund?" Ich nickte als ich plötzlich die Stimme von einer von Oyakatas Töchtern hinter mir hörte. „Tretet ein, er erwartet euch bereits."
Während die anderen in den Raum gingen, blieb ich neben der Tür sitzen und versuchte herauszufinden worum es ging.
Zwar konnte ich nur Satzfetzen ausmachen, doch anscheinend ging es darum, dass die Teufelsmonde stärker wurden und ein Mann namens Muzan Kibutsuji. ‚Wer ist dieser Typ.', dachte ich, leider konnte ich aber nichts weiter herausfinden.
Als das Treffen beendet wurde, schlich ich mich schnell weg, damit niemand mitbekam, dass ich sie belauscht hatte. Schließlich trat ich aus der Tür heraus und lehnte mich draußen gegen die Hauswand. Nacheinander kamen die Säulen heraus und als ich Mitsuri sah, packte ich sie kurzerhand am Ärmel und sagte: „Kann ich dich kurz sprechen." Fröhlich nickte sie. „Klar immer gern doch.", antwortete sie und entfernte sich mit mir von den anderen. Als wir weit genug weg waren, dass uns niemand belauschen konnte, ließ ich ihren Ärmel wieder los und setzte zum Reden an. „Also... das ist jetzt etwas schwer zu erklären. Seitdem ich hier bin-", ich machte eine flapsige Handbewegung, „habe ich gemerkt, dass ich irgendwie... einige Gefühle entwickelt hab. Zum Beispiel als ich Nezuko beschützt habe oder so!" Mitsuris Augen leuchteten begeistert auf. „Das ist toll!", rief sie und strahlte förmlich. ‚Uff, sie ist viel zu nett für diese Welt...', dachte ich unwillkürlich und redete weiter. „Da ist allerdings so ein Gefühl, das ich nicht kenne. Es ist... wie eine Art Wärme die mich innerlich erfüllt und manchmal... in... bestimmten Situationen, da habe ich so ein Kribbeln im Bauch und... ach keine Ahnung!", etwas peinlich berührt wandte ich mich von der Liebessäule ab und ließ meine Haare nach vorne fallen. Wieder stieg diese seltsame Hitze in mein Gesicht und ich hörte wie Mitsuri hinter mir kicherte. „Oh Lucinda, ich glaubs ja nicht. So wie du das beschreibst, klingt es als hättest du dich verliebt!", sagte sie lächelnd als ich mich wieder zu ihr drehte. ‚Verliebt.', dachte ich verwirrt. „Kannst du... kannst du mir das bitte erklären.", sagte ich langsam. „Aber natürlich.", gab Mitsuri zurück und sah wieder lächelnd zu mir. „Liebe ist... wenn du immer bei einer Person sein willst und dich die ganze Zeit um sie sorgst. Wenn du bei ihr bist, dann fühlst du dich automatisch glücklich und wie du es beschrieben hast, fühlst du so eine Wärme und auch Kribbeln im Bauch.", erklärte sie verträumt während ich in meinen Gedanken war. ‚Kann das wirklich sein....', dachte ich, bevor ich wieder aus meinen Gedanken gerissen wurde. „Achja und du träumst meist vor dich hin.", fügte sie schmunzelnd an.
„O-okay. Danke... Mitsuri. Bitte erzähl niemandem davon.", mit diesen Worten wandte ich mich ab und lief so schnell wie möglich zurück. ‚Zum Glück hat sie nicht gefragt, wen ich meine...', schoss es mir durch den Kopf.
Ich kehrte auf direktem Wege zum Hauptquartier zurück, in der Hoffnung, dass ich Giyuu dort noch antraf. Schon von weitem sah ich wie er an der Wand des Gebäudes lehnte und auf jemanden zu warten schien. „Giyuu!", rief ich und winkte ihm zu. Als er zu mir rüber sah trat kurz ein Ausdruck von Erleichterung auf sein Gesicht und mein Herz begann unwillkürlich etwas schneller zu sagen. ‚Ist es wirklich möglich...', dachte ich. Schnell schob ich die Gedanken wieder beiseite, darüber würde ich einmal in Ruhe nachdenken. Als ich vor ihm stand musterte er mich einmal von Kopf bis Fuß und fragte: „Bist du wieder gesund."
Ich nickte zur Antwort. Sein Blick blieb nun fragend an meinem Gesicht hängen. „Warum bist du hier?" - „Ich hab dich gesucht." - „Wieso?"
Darauf wusste ich keine Antwort und sah einfach zur Seite. „Weil halt. Willst du mich loswerden.", brachte ich schließlich heftiger als gewollt heraus. Entsetzt schüttelte Giyuu den Kopf und trat etwas zurück. „Ich hätte nur nicht gedacht, dass du... zu mir zurückkommen wolltest.", antwortete er leise. Ich zog nur eine Augenbraue hoch und antwortete: „Nun ja, du siehst, dass das nicht stimmt. Also, wo geht unsere nächste Reise hin."
Mit einem deutlich erleichterten Ausdruck in seinen Augen sah der Schwarzhaarige mich an.
„Wir werden weiterhin die Teufelsmonde jagen."

Frozen Blossom ||•Kimetsu No Yaiba FanFiction•||Where stories live. Discover now