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Im Osten grenzte Elár an den Wald der Weisheit

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Im Osten grenzte Elár an den Wald der Weisheit. Das letzte Mal, als ich diesen betreten hatte, war ich tränenüberströmt zu Thoans Anwesen zurückgekehrt. Und nun war ich wieder von den faszinierenden Bäumen umgeben, während ich versuchte, mit Eathiran Schritt zu halten. Wir hatten nicht mehr viel gesprochen, seit er die Verbindung zwischen Thoan und mir gelöst hatte, was bestimmt schon eine Stunde her sein musste. Der Glyth musste es längst gemerkt haben. Ich wusste zwar nicht, wie es sich anfühlte, mich zu spüren, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Umstand, dass er es nicht mehr konnte, spurlos an ihm vorbeigegangen war. Ob er wütend war?

„In etwa zwanzig Minuten sollten wir eine kleine Hütte erreichen. Dort können wir erst einmal unterkommen", riss mich Eathiran plötzlich aus meinen Gedanken. Ich war so überrascht und bereits so gewöhnt an die Stille zwischen uns, dass ich einen Moment brauchte, um seine Worte zu verarbeiten.

„Wem gehört sie?", fragte ich, eigentlich nur um mir Zeit zu verschaffen. Ich wusste nicht, wie ich auf dieses Angebot oder was auch immer seine Aussage über die Hütte gewesen war, reagieren sollte. Ich wollte eigentlich nicht länger als nötig in seiner Nähe bleiben und er hatte mir versichert, dass ich tun und lassen konnte, was auch immer ich wollte, sobald wir aus der Gefahrenzone heraus waren. Aber...wohin sollte ich gehen? Ich kannte mich ja noch nicht einmal in diesem verfluchten Wald aus, ganz zu schweigen davon, dass ich sowieso nicht wüsste, was mein Ziel wäre. Jetzt hatte ich weder ein Zuhause noch etwas, was dem nahe kommen könnte.

„Sie gehört niemand bestimmtem. Es ist eine Art Rückzugsort, von dem nur gewisse Leute wissen." Ein Rückzugsort also. Bestimmt gab es dort ein Bett und es war wärmer als hier draußen. Und vielleicht würde sich sogar etwas zu Essen in dieser Hütte finden. Es war verlockend. Verdammt verlockend.

Und als ich schon kurz davor war, der Versuchung nachzugeben, blieb ich stehen.

„Ich denke, wir sind weit genug vom Palast entfernt. Ich werde ab jetzt alleine weitergehen", gab ich bekannt und es gelang mir nicht so ganz, das leichte Zittern in meiner Stimme zu verbergen. Ich war nicht sicher, was ich in diesem Moment mehr verabscheute: Die Tatsache, dass er mein Feind war oder das Gefühl, welches mich beschlich, als ich daran dachte, den Rest der Nacht an irgendeinem magischen Baum zu kauern und mich halbtot zu frieren.

Er blieb stehen und drehte sich nur langsam zu mir um. Mit hochgezogener Augenbraue sagte er: „Das ist dein gutes Recht. Aber – wenn ich fragen darf – was hast du vor? Wo willst du hin?"

Nein, verdammt nochmal, er durfte nicht fragen!

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht", entgegnete ich also schnippisch und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Er sollte sich gefälligst aus meinen Angelegenheiten heraushalten. Auch ohne seine penetrante Anwesenheit gab es bereits genug Probleme in meinem Leben.

„Lass mich raten: Du hast keine Ahnung, wo du hin sollst. Die Vorstellung von einem Dach über dem Kopf ist mehr als verlockend, aber du willst die Chance nicht ergreifen, weil du dann weiterhin meine Gesellschaft ertragen müsstest." Er lehnte sich, nun ebenfalls mit verschränkten Armen, gegen einen der Bäume in seiner Nähe und ein aufgesetztes Lächeln zierte seine Lippen. Es erreichte seine Augen nicht. „Korrigiere mich doch bitte, sollte ich mich irren."

Riscéa - Schuld und LügeWhere stories live. Discover now