51. Kapitel

908 46 19
                                    

"Tell the world I'm coming home, let the rain wash away all the pain of yesterday"

Ellie's POV

Lange Zeit im Flugzeug hatte ich Angst einzuschlafen. Ich wollte nicht wieder von Sophie und Dario träumen. Doch je länger es mich wach hielt, desto mehr dachte ich über damals nach und das war nicht wirklich besser. Also packte mich irgendwann die Müdigkeit und ich schlief ein.

Als ich dann wieder aufwachte, hörte ich etwas Musik und es tat ziemlich gut, die Kopfhörer wieder auf zu haben. Dennoch ging mir die Nachricht von Corbyn nicht aus dem Kopf. Warum hatte er mir geschrieben? Hat er mir verziehen?
Würde er mich vermissen? Denn ich würde es tun.

Ein The Vamps, Little Mix und Julia Michaels Album später beschloss ich, das Why Don't We Album 8 Letters  anzuhören. Es war komisch, sie nicht um mich zu haben. Ohne sie zu reisen. Und ehrlich gesagt fühlte ich mich gerade nicht komplett. Sie fehlten mir.
Ihre Stimmen in meinem Ohr zu haben machte das Gefühl etwas besser.
Als ich auch dieses zu Ende gehört hatte, tippte Alex mich am Arm an: "Mach dich bitte fertig, wir landen gleich."
Und automatisch kribbelte es im Bereich meines Magens vor Aufregung. Wie würde meine Familie reagieren, wenn sie mich sahen? Wie sollte ich mich benehmen? Sollte ich ihnen die Hand geben? Oder doch lieber eine Umarmung? Würden sie mich überhaupt mögen?

Als wir dann landeten, holten wir unsere Koffer ab und Alex bestellte uns ein Taxi. Wir standen vor dem Flughafengebäude und warme Luft empfing uns. Alex verschwand kurz, wahrscheinlich musste er aufs Klo.

Ich atmete tief ein und schloss dabei die Augen. Meine Wurzeln führten zurück in dieses Land - Mexiko. Und plötzlich war ich hier. Die verstörte Ellie aus dem Kinderheim, die ihr Leben gehasst hatte, hätte niemals geglaubt, einmal hierher zu kommen, hätte man ihr das erzählt. Dieses Land besuchen zu dürfen. Ihre Familie kennenzulernen, die sich tatsächlich auf sie freute.
Alex kam zu mir zurück mit zwei Bechern Kaffee in der Hand. Er gab mir einen davon und ich bedankte mich gähnend bei ihm. Den konnte ich jetzt gut gebrauchen. Ich nahm den ersten Schluck und automatisch erinnerte mich der Geschmack daran, wie sich Jonah zu jedem Frühstück mindestens zwei Tassen davon reinzog, sonst hätte er den Tisch nicht verlassen. Ich vermisste ihn. Es war komisch, ihn nicht an meiner Seite zu haben.

Als dann das Taxi ankam, luden wir die Koffer in den Kofferraum und stiegen ein.
"Jetzt noch eine Stunde Fahrt und wir sind endlich da.", seufzte Alex und kräuselte die Stirn. Ich stöhnte etwas genervt auf. Das Reisen war zwar schön, aber anstrengend. Und wenn man dann noch einen flauen Magen hatte vor Aufregung, wurde es unerträglich.
In der Hauptstadt Mexikos war am Nachmittag auf den Straßen die Hölle los. Schließlich wurden aus der einen Stunde Fahrt zwei Stunden, aber ich wollte mich nicht beschweren. So konnte ich die Stadt auch etwas mehr betrachten.

Und dann endlich kamen wir in Bernal, dem Wohnort meiner Großeltern, an. Wir fuhren auf etwas schmaleren Straßen, umringt von bunten, aneinandergereihten Häusern. Die meisten davon strahlten in warmen Farben. Von rot bis orange und gelb war alles dabei. Ich war so begeistert von meiner Umgebung, dass mir die Kinnlade hinunterfiel. Der Ort hier war ein Traum. Und ich mittendrin. Die Stadt war umgeben von einem Kalksteingebirge, das hatte ich bereits herausgefunden.

Wir fuhren eine schmale Gasse hinauf und so langsam wurde es im Taxi ziemlich warm. Ich fächelte mir mit meiner Hand etwas Luft zu. War es wirklich so heiß oder schwitzte ich vor Aufregung?

Plötzlich blieb das Taxi stehen.
"Wir sind da.", lächelte Alex mich an und ich atmete tief durch. Meine Hände begannen zu zittern und in meinem Bauch wurde das Kribbeln immer mehr.
Wir stiegen aus, holten unsere Koffer und Alex deutete mir mit einer Handbewegung an, dass er mir den Vortritt gewährte. Ich lächelte ihn bedrückt an.
"Gott, ich bin so aufgeregt.", hauchte ich und er legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich zuckte kurz darunter zusammen.
"Das musst du nicht sein, glaub mir. Sie werden dich lieben.", meinte er bestärkend, doch ich erwiderte nichts.
Mich lieben?

HOME - wherever that isWhere stories live. Discover now