CHAPTER FIFTEEN

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"Ist Rica im Bett?", fragte Lucy direkt nach ihrem geheimnisvollen Auftauchen an Molly gewandt. Diese brauchte kurz, um den Satz zu verstehen, bevor sie meinte: "Jaja, ich hab sie oben in Freds altes Bett gebracht. Das ist das einzige, das frisches Bettzeug drauf hat, schließlich... du weißt ja."

Lucy nickte knapp. "Danke dir. Aber wir werden jetzt wieder gehen. Ich hole sie am Besten gleich?," beschloss sie stirnrunzelnd. Während sie sich schon in der nächsten Sekunde zur Treppe aufmachte, sprang allerdings George in ihren Weg.

"Luce, du kannst jetzt nicht einfach gehen! Du musst uns einige Dinge erklären!", meinte er, die Arme ausgebreitet, um sie am Weitergehen zu hindern.

Ernst blickte seine ehemalige Jugendfreundin in seine Augen.

"Nein George, ich muss gar nichts. Das hat Molly versprochen und ich dachte ihr haltet euch daran. Außerdem ist es ungesund für euch, zu viel über mich nachzugrübeln. Das ist gefährlich, vor allem für Rica. Also lasst es. Ich werde jetzt meine Tochter holen, und dann verschwinden. Es war ein Fehler zurückzukommen!"

Kraftlos ließ der Rothaarige seine Arme fallen und rieb sich über seine Bartstoppeln, während er beobachtete, wie Lucy über die Treppe nach oben verschwand. Schon kurz später erschien sie wieder, ihre schlafende Tochter in den Armen haltend. Sie nicke noch einmal allen zu, bevor sie vorsichtig, um ihre Tochter im Schlaf nicht zu stark zu erschüttern, zur Terrassentür huschte.

"Lucy, warte", George lief zu ihr hinüber. Doch bevor sie den Mund aufmachen konnte um ihn noch einmal abzuwimmeln, schüttelte er auch schon stumm den Kopf.

"Ich bring euch nachhause. Und wenn etwas ist, komm zu mir in die Winkelgasse. Brich nicht wieder den kompletten Kontakt ab. Ja?", bat er sie flüsternd.

Einen Augenblick lang blickte Lucy ihm reglos in die Augen, dann ruckte sie, sich eine Zustimmung abringend, mit dem Kopf und lief gemeinsam mit George über den Hof aus dem Garten. Als sie die Appariergrenze erreicht hatten, nahm George vorsichtig Ricas kleine Hand und legte seine andere auf Lucys Schulter.

Eine Sekunde später standen sie vor dem Gebäude, in dem sich Lucys Wohnung befand. "Kannst du kurz...?", fragte Lucy, da nahm ihm George auch schon das kleine Mädchen ab und Lucy konnte in ihrer Jackentasche nach dem Hausschlüssel kramen. Als sie die Tür geöffnet hatte, wandte sie sich wieder an George. Für einen Moment betrachtete sie erstarrt das Bild, welches sich ihr bot.

So sanft und vorsichtig wie es irgend ging, hatte der junge Mann das kleine Mädchen auf dem Arm. Nahe hatte er es an sein Gesicht gehoben und mit einem unendlich traurigen, aber zugleich liebevollen Lächeln musterte er jede Einzelheit in ihrem runden Gesichtchen. Da regte sich Rica und schmiegte sich im nächsten Moment nur noch enger an George, der dies zu Lucys Erstaunen mit einer kleinen Träne im Augenwinkel quittierte.

"Du kannst... du kannst sie gerne besuchen kommen. Uns beide. Ich werde ihr wohl bald von Fred erzählen, dann will sie bestimmt ihren Onkel kennenlernen", raunte Lucy zögernd, während sie ihre Tochter wieder auf den Arm nahm.

Ein Funkeln erleuchtete Georges Augen und froh vergaß er für einen Augenblick, dass er leise sein sollte. "Oh ja, das würde ich wirklich gerne!". Verschlafen bewegte sich Rica wegen der Lautstärke, schlief jedoch selig weiter.

"Na dann... bis bald." "Gute Nacht", verabschiedeten sich die beiden Erwachsenen und nachdem Lucy die Treppe nach oben zu ihrem Appartement verschwunden war, schwenkte George ein, zweimal seinen Zauberstab, um Schutzzauber und eine Appariergrenze über das Haus zu legen und dann verschwand auch er mit einem leisen Knall. Londons Seitenstraße war wieder Zaubererfrei und still.

Nachdem Lucy ihre Tochter ins Bett gebracht hatte, betrat sie ihr Arbeitszimmer, das mit der Couch auch gleichzeitig als Wohnzimmer fungierte. Als sie das Gepäck erblickte, dass sie tatsächlich nur zwei Tage lang gebraucht hatten, ließ sich Lucy stöhnend auf das Sofa fallen. Da müsste sie dann wohl morgen auch noch aufräumen. Müde stützte Lucy ihre Ellenbogen auf den Tisch und strich sich die blonden Locken aus dem Gesicht, als sie direkt vor sich ein Stück Papier entdeckte.

Nein Moment, das war kein Papier! Es war Pergament. Definitiv musste es von Ginny hiergelassen worden sein! Lucy zog es vorsichtig unter einem ihrer Kitschromane hervor, unter dem es eingeklemmt war, dabei rollte plötzlich ihr Zauberstab hervor und hastig zog Lucy ihre Finger weg, um ihn ja nicht zu berühren.

Warum hatte Ginny ihn auf den Tisch hier gelegt? Das Pergament herumdrehend, erkannte Lucy auch schon die Buchstaben und las Ginnys geschwungene Nachricht:

Luce, es hilft nichts. Manchmal muss man einsehen, dass man niemals alles aufgeben kann und sollte. Nimm deinen seltsamen Stab in die Hand und erschaff die unglaublichen Zauber, die du vor Jahren aufgegeben hast.

All the love, Ginny

Nachdenklich blickte Lucy zu ihrem Zauberstab hinunter, der unschuldig an der Stelle lag, an der er aufgehört hatte, sich zu bewegen. Was sie schon alles mit ihm erschaffen hatte war... unfassbar magisch. Jahrelang hatte er sie begleitet und hatte dabei allerdings auch all das Seltsame und Befremdliche in ihr Leben gebracht. Damals war es ihr niemals schlecht oder falsch vorgekommen, doch nun, nachdem all das geschehen war... sie sollte ihn nicht mehr berühren.

Mit einem Seufzen erhob sich Lucy wieder. Morgen, morgen würde sie entscheiden, was sie tun konnte und wollte.

TOMORROW   ||Fred Weasley||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt