Toni x Taeyong

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Ich kannte Taeyong schon mein ganzes Leben lang.
Wir hatten in unserer Kindheit beinahe jeden Tag zusammen verbracht.
Gingen in die selbe Klasse der Grund-, Mittel- und Oberschule.
Kurz gefasst waren wir unzertrennlich gewesen.
Doch wie es im Leben häufig so war, hatten wir uns nach unserem Abschluss auseinander gelebt.
Wir beide waren verschiedene Wege gegangen.
Er hatte sich voll und ganz der Musik gewidmet und hatte seit ein paar Jahren eine eigene Band.
Er war sogar der Leader der ganzen Gruppe, die sich nochmal in vier Untergruppen teilte.
Zu der Zeit, wo er von SM Entertainment aufgenommen wurde, war unser Kontakt noch wirklich eng gewesen, weshalb ich seine Anfänge mitbekommen hatte, doch sobald NCT geboren war, hatte er kaum noch Zeit.
Auch ich hatte zu der Zeit bei einem kleinen Musik- Unternehmen angefangen.
Zwar nicht als reine Sängerin, aber als Pianisten und Background- Sängerin.
Mittlerweile hatte ich den Kontakt zu Taeyong beinahe vollkommen verloren.
Geschrieben hatten wir uns seit langer Zeit nicht mehr, doch ich dachte noch oft an ihn.
Enge Kindheitsfreunde vergisst man nicht so einfach.
Aber mir war bewusst, dass er viel zu tun hatte, weshalb auch ich mich zurückhielt und ihm weder schrieb, noch ihn anrief.
Doch jedes Mal wenn ich ihn und seine Band im Fernsehen sah, wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn vermisste.

Heute war offiziell der schlimmste Tag meines Lebens.
Nachdem mir noch immer mein Gehalt des letzten Monats fehlte, hatte ich beschlossen mit dem Unternehmen zu reden.
Das Gespräch hatte auch wirklich gut angefangen, bis zu dem Punkt, an dem mir das Management mitgeteilt hatte, dass meine Leistung nicht so wie erwartet war, weshalb sie mir nicht die vollständige Summe auszahlen wollten.
Eventuell hätte ich nicht im Büro anfangen sollen zu schreien.
Vielleicht hätte ich auch nichts negatives über das Unternehmen sagen sollen.
Nach dem Gespräch wurde ich kurzerhand entlassen, wobei mir mein nicht vollständiges Gehalt, was mir noch fehlte, trotzdem noch zugesagt wurde.
Leider war meinem Vermieter das eindeutig zu spät, da ich mit den Mieten zurück hing.
Also warf er mich kurzerhand auf die Straße.
Ich überlegte mit einem Anwalt zu drohen, doch wenn ich ehrlich war, fehlte mir dafür ebenfalls das Geld.
Also versuchte ich das beste daraus zu machen.
Was nicht mehr war, als sich einzureden, dass eine Nacht im Freien, bei der angenehmen Sommerluft doch eine schöne Abwechslung war.
Ich besaß wenig Kontakte.
Die meisten waren geschäftlicher Natur.
Also wusste ich auch nicht so recht wo ich hätte hingehen können.
Nach einigen Stunden ziellosem Herumirren, fand ich mich an einer Bushaltestelle wieder.
Ich hatte noch ein klein wenig Geld zurückgelegt, doch wenn ich meine Möbel nicht verlieren wollte, musste ich in den nächsten Tagen eine Unterkunft finden, wo ich meine Einrichtung unterbringen könnte, da der Vermieter damit gedroht hatte, andernfalls für die Entsorgung zu sorgen.
Und neue Möbel waren im Moment wirklich nicht erschwinglich.
Also musste ich jegliches Geld behalten bis mich mein Gehalt erreichen würde.
Seufzend ließ ich mich auf die Bank der Bushaltestelle sinken.
Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht, bevor ich die Hände auf meine Knie stützte.
Ich musste einen freien Kopf bekommen und überlegen, wie ich weiter vorgehen könnte.
Doch viel Ruhe wurde mir nicht gegönnt, da sich plötzlich jemand neben mir räusperte.
Erschrocken drehte ich den Kopf zu meinem Sitznachbar.
Seit wann saß er da?
Ich musterte den jungen Mann neben mir.
Er schien im gleichen Alter wie ich zu sein. Sein Haar hatte er gefärbt, sodass seine blonde Strähnen einen deutlichen Kontrast zu seinen ansonsten dunkelbraunen Haaren bildeten.
Er warf mir ein Lächeln zu.
„Hey, fährst du auch in die Stadt?", begann er das Gespräch und lehnte sich lässig zurück.
Ich war wirklich nicht an einem Gespräch interessiert, weshalb ich verneinte und den Blick von ihm abwand.
Für ihn hingegen hatte das Gespräch wohl gerade erst begonnen.
„Wo fährst du denn hin?"
„Ich warte nur auf einen Freund", log ich.
„Du solltest nicht alleine hier sitzen. Es ist schon spät und es kann viel passieren", meinte er und wenn ich mich nicht irrte, rutschte er ein Stück näher.
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und zuckte mit den Schultern.
„Wenn du willst, kann ich mit dir warten. Dann nehme ich einen Bus später. Es ist wirklich gefährlich alleine hier draußen."
Der einzig gefährliche, den ich erkannte, war er.
Doch ich riss mich zusammen, meine Gedanken nicht auszusprechen.
„Ich kann gut auf mich selbst aufpassen", erwiderte ich und lehnte mich mit verschränkten Armen zurück.
„Bist du dir da sicher? Die Straßen Seouls sind am Abend unberechenbar. Ich finde es wirklich unverantwortlich von deinem Freund, dir das zuzumuten.", meinte er, bevor er auf seine, ziemlich teure wirkende Armbanduhr sah, „Der Bus kommt frühestens in 15 Minuten. Vielleicht sollten wir uns solange irgendwo reinsetzen."
Langsam zerrte der Typ wirklich an meinen Nerven.
Zudem machte es mich doch etwas nervös, da er der einzige in meiner Umgebung war.
„Mir geht es bestens. Kümmere dich um deinen Kram", meinte ich, unfreundlicher als geplant.
„So solltest du nicht mit einem Mann reden, der dir seine Hilfe anbietet", meinte er und erhob sich, was mir plötzlich eine Gänsehaut bereitete.
„Und du solltest auf eine Frau hören, die deine Hilfe offensichtlich nicht will", hörte ich jemanden hinter mir sagen.
Überrascht fuhr ich herum und erkannte eine männliche Gestalt mit Mundschutz und Kapuze, die sein halbes Gesicht verdeckte.
Mein Blick wanderte wieder zu dem anderen Gegenüber, der jetzt die Arme verschränkte.
Er wollte etwas sagen, doch schien eingeschüchtert.
Mit einem leisen Murmeln wand er sich von uns ab und wechselte die Straßenseite.
Meine Anspannung löste sich auf und ich atmete erleichtert aus, bevor ich mich wieder der Gestalt hinter mir zuwandte.
Seine Gestalt kam mir vertraut vor.
Vorsichtig schob er die Maske etwas herunter und zog die Kapuze ein Stück zurück, sodass ich sein hell-lila gefärbtes Haar erkennen konnte.
Auf meinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, während ich mich erhob.
„Tae", sagte ich leise, damit niemand, der vorbeikam, auf ihn aufmerksam wurde.
Auf seinem Gesicht machte sich ebenfalls ein Lächeln breit.
Ohne etwas zu sagen zog er mich in eine feste Umarmung.
„Es ist schön dich zu sehen", meinte er, bevor er mich aus seinen Armen freigab.
„Ich freue mich auch dich zu sehen. Ich hab dich wirklich vermisst."
Er legte einen Arm um meine Schulter.
„Es tut mir so leid, dass ich mich kaum gemeldet habe. Ich hatte wirklich viel zu tun und... tut mir wirklich leid."
Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu.
„Schon in Ordnung. Ich hätte mich ja auch gemeldet, nur wollte ich dich nicht stören. Geht es dir gut? Was machst du hier?"
Er lächelte.
„Du könntest mich nie stören. Ja, es läuft momentan alles wirklich gut. Ich komme gerade aus dem Aufnahmestudio. Wie geht es dir? Was machst du im diese Uhrzeit hier?"
Ich biss mir auf die Lippe.
Zwar versuchte ich meine Nervosität zu überspielen, doch Taeyong entging sie nicht.
„Hey, was ist los? Ist etwas passiert?", fragte er besorgt und musterte mich genau.
Mir entfuhr ein Seufzen, bevor ich zu einer leisen Antwort ansetzte.
„Ich hab meinen Job verloren. Und meine Wohnung. Kurz gesagt, heute ist nicht mein Tag."
Taes Augen wurden groß und voller Mitleid.
„Das tut mir schrecklich leid. Wo kommst du denn jetzt unter?"
Ich machte eine ausladende Handbewegung.
„Ich glaube jetzt passt der Satz ganz gut, 'Dir gehört die Welt'.", versuchte ich die Situation aufzulockern, doch Yongie schien nicht allzu amüsiert.
„Ich werde dich mitnichten hier draußen stehen lassen! Hättest du was dagegen mit zu mir zu kommen?"
Überrascht über das Angebot schüttelte ich den Kopf.
Es kam mir vor, als hätte ich meinen Freund keinen Tag missen müssen.
Obwohl wir so lange nicht geredet hatten, war er noch immer mein bester Freund, dass wurde mir gerade klar.
„Ich... macht es dir wirklich keine Umstände? Ansonsten würde ich gerne mitkommen", erklärte ich.
Der ältere lächelte amüsiert.
„Ich hätte dich nicht gefragt, wenn es mir Umstände machen würde. Aber ich sollte eventuell erwähnen, dass ich nicht alleine wohne", meinte er und wirkte auf einmal angespannt.
„Ein Mitbewohner klingt super", erwiderte ich und sah ihn freudig an.
Er wollte noch etwas hinzufügen, doch blieb schließlich still.
„Na dann, lass uns gehen", sagte er nach einem kurzen Moment und hielt mir seinen Arm so hin, dass ich mich einhaken konnte.
Das hatten wir als Kinder immer getan.
Mit einem Grinsen hakte ich mich bei ihm ein un machte mich mit ihm auf den Weg.

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