Nicht einmal wilde Pferde können mich wegtragen

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Michaela schlürfte langsam durch das Camp. 

Ihr Kopf war gesenkt und ihre Hände hatte sie in die Taschen des, ihr viel zu großen, Parkas von Hawkeye eingeschoben. Dieser triefte bereits.

Es hat immer noch nicht aufgehört, in dieser Stärke wie vorhin, zu regnen und dieser scheint allmählich das Lager überfluten zu wollen. Er klopfte einen Rhythmus auf ihrem Kopf.

Ihre Haare klebten in ihrem Nacken und an dem Stoff der Jacke.

Nur ihre Tränen, die wurden durch den peitschenden Regen, der sich mit kleinen Tropfen auf ihren Wangen niederlegte, verschleiert. 

Es war bereits die fünfte Runde, die sie zog.

Wie konnte man sie nur so anlügen. Ihr ganzes Leben stand auf dem Kopf und sie verstand die Welt um sich herum nicht mehr.

Ich hasse die Army.

Ihre Beine fühlten sich schwer an, als würde jeglich existierendes Blut in ihre Füße gesackt sein. Ihr Kopf pochte vor Schmerz und konnte beim besten Willen nicht so viele Eindrücke auf einmal verarbeiten.

Ihre Marke klimperte, bei jedem Schritt.

Sie stolperte über die offenen Schnürsenkel und fiel mit den Knien in den Matsch. Michaela rappelte sich wieder auf.

Ihr Armband, mit den kleinen Granatsplittern, pikste sie am Handgelenk, da ihre Hand sich krampfhaft an die Innenseite der Tasche klammerte. Dies war ein ertragbarer Schmerz.

Sie fühlte sich verlassen und hintergangen. Als wäre sie nichts auf dieser Welt wert, als mit Füßen getreten zu werden. 

Ich will nur noch nachhause und die Zeit soweit zurückspulen, wo alles noch in Ordnung war.

Ein Tornado aus Gefühlen wütete in ihr und riss diese mit sich; sie fühlte sich taub an, als wäre sie dazu unfähig, irgendetwas zu spüren, was der Hass nicht überdeckte.

Oder war diese Wut nur ein Schleier vor etwas größerem, das sie nicht wahrhaben wollte.

Oder sie war am Ende ihres Lebensmutes. Sie wusste es nicht.

Oder will ich doch lieber ins Grab.
Ins McLennon Familiengrab. Mit einem Strauß voll Mohnblumen und ich wäre glücklich.

Durchweicht bis auf die Knochen konnte sie nichts anderes tun, als nur im Kreis, auf einem fast schon Treibsand anfühlenden Boden zu laufen, als würde sie dadurch ihr Uhrwerk am Laufen halten. Doch ihr Herz spürte sie schon gar nicht mehr.

Michaela wusste nicht einmal mehr, was denken war.
Sie tat es jede Sekunde, dennoch.

Ihr Kopf war wie leer gefegt und nichts anderes als ein dunkler endloser Raum, der auf alles mit einem Hall der gedachten Worte antwortete. 

Fühlte es sich so an, wenn man sein Leben Teil für Teil aufgab?

Sie kannte so etwas wie aufgeben nur aus Büchern, hatte immer vermieden, dies als eine Option anzusehen. Doch in diesem Augenblick der Verzweiflung, scheint es präsenter denn je.

Warum hat Hawkeye kein Skalpell in seiner Jacke vergessen.

Der Father hatte sie beobachtet und stand bereits unter seiner leicht geöffneten Tür. Doch Michaela war so in ihrer Wolke vertieft, dass sie ihn nicht bemerkte. 

Sie hörte selbst nicht einmal mehr den Regen auf das Dach des Hospitals hämmern. Einzig und allein das Rauschen ihres Bluts und ihr Atem. Ihr Hals war gefüllt mit einem dicken Kloß, den sie nicht mehr bewältigte. Ein krampfhafter Schmerz zog um ihre Bauchgegend.

[2] M*A*S*H | Chemical ToxicityWhere stories live. Discover now