Kapitel 17

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Draco begann, zu Harrys Verwunderung, das alte Bücherregal schwerfällig zu verschieben. Sein Kopf fing bei dieser Anstrengung bereits an zu brummen, jedoch ließ er sich davon vor Harry nichts anmerken. Zum Vorschein kam ein unauffällig kleines Loch in der Wand, gerade klein genug, um darin ein paar Flaschen Alkohol zu deponieren. Harry wurde schlagartig misstrauisch. "Wirklich, Malfoy? Alkohol? Ist das nicht ein bisschen traurig, wenn du dich hier alleine betrinkst?" "Bin ich doch gar nicht. Du bist doch da."entgegnete Draco trocken, ohne Harry dabei in die Augen zu sehen. Er hatte Recht. Es war mehr als traurig, es war schon allzu erbärmlich. Doch Betrunken schafften die Erlebnisse ihn nicht einzuholen, für einen kurzen Augenblick schien es, als könne er ihnen entkommen. Er behielt natürlich für sich, dass er diese Prozedur schon eine ganze Weile vollzog. Es war klischeehaft, ja, aber der Alkohol ließ ihn vergessen. Vergessen, wie sehr ihn jeder verabscheute und, noch wichtiger, wie sehr er sich selbst verabscheute. "Woher weiß ich, dass das hier nicht wieder einer deiner dummen Witze ist?" Harry musterte Malfoy misstrauisch, worauf er lediglich einen fragenden Blick zugeworfen bekam. "Schau mich doch mal an, Potter." Er verwies auf sein nahezu leichenblasses Gesicht und den von Wunden überströmten Rest seines Körpers. "Sehe ich so aus, als wäre ich in der Stimmung für Scherze? Trink oder verpiss dich. Ist mir egal." Harry musste schlucken, er sah wirklich schlimm aus. Aber da hatte er gut Reden. Geleitet von dem Gefühl, das alles sowieso bereits keinen Sinn mehr hatte, beschloss er, sich Draco anzuschließen. Er setzte sich also schwerfällig vor ihn auf den Teppich und begann, seine Flasche zu leeren.
Es schmeckte furchtbar, so wie erwartet, aber davon ließ sich Harry selbstverständlich nichts anmerken. Draco hingegen kippte das Zeug runter, als wäre es Wasser. Die Stimmung schien eine Mischung aus gegenseitigem Misstrauen, Unbehagen, aber auch dem wohligen Gefühl, nicht allein zu sein zu sein. Tief im Inneren genossen es die Jungen, gerade nicht gequält von Albträumen in ihrem klapprigen Krankenbett zu liegen. Nicht viel Zeit verging in dieser Nachr und beide fanden sich bereits recht angetrunken vor. Harrys Blick begann leicht schleierhaft zu werden, sein Kopf fühlte sich sowohl ungewohnt leer als auch unglaublich voll an. Er schloss kurz seine Augen, um sich seinen Sinnen wieder klar zu werden. Malfoy hingegen saß stiller als zuvor in dem großen grünen Sessel. Der Alkohol vertrug sich nicht wirklich gut mit den Schmerzmitteln, was seine Wirkung nur noch verstärkte. Beide blickten sie in die Leere, versunken in ihren eigenen, schwammigen Gedanken, bis die Stille von einem leicht gelallten "Was ist gestern mit dir passiert Malfoy?" aus Harrys Richtung unterbrochen wurde. Dieser hob langsam den Kopf, als hätte man ihn gerade in die Realität zurückgeholt und blinzelte stark. "Was meinst du?", versuchte er das offensichtliche zu verbergen. "Du weißt was ich meine..warum bist du im Krankenflügel gelandet, hm?" Harrys Blick wurde immer unklarer, sein Kopf begann sich regelrecht zu drehen. Er war sich nicht sicher, ob er dieses Gefühl genoss oder hoffen sollte, dass es einfach nur endete. Gedrungen vom Alkohol blieb Draco schließlich bei der Wahrheit.

Trust |Drarry|Where stories live. Discover now