Damien

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Damiens p.o.v.

Noch immer stand ich am Baum gelehnt und ließ das ganze Gespräch mit diesem Typen Revue passieren.
Mit ihrem Mate.
Den sie mir verschwiegen hatte.
Hatte sie etwa Angst, ich würde ihm was tun?

Nun, wenn ja, war ihre Angst nicht ganz unberechtigt.
Tatsächlich war mir dieser Gedanke gekommen. Dieser Typ war zwar nicht schmächtig, aber auch nicht so muskulös wie ich.
Ich könnte ihn im Handumdrehen überwältigen.

Allerdings...er war ihr Mate. Das stellte alles auf den Kopf.
Ich selbst hatte keine Mate, aber wie jeder Werwolf wusste ich darüber Bescheid.
Sie könnte mir das nie verzeihen, sie würde mich hassen und wahrscheinlich nicht tun, was ich wollte.

Andererseits....was, wenn ich ihr damit so viel Angst einjagen könnte, dass sie sich mir ergab?
Dass sie tat, was auch immer ich von ihr verlangte?
Ich machte mir keine Illusionen, ich wusste, dass es früher so gewesen war.
Sie hatte all diese Dinge nicht getan, weil sie mich etwa mochte oder so.
Nein. Sie hatte sie getan, weil sie Angst vor mir hatte. Zu Recht.

Aber hatte sie auch heute noch Angst?
Ich hatte nichts riechen können. Außerdem war etwas an ihr anders. Sie wirkte irgendwie....taffer.
Wenn auch nur die kleinste Chance bestand, dass ich Erfolg haben würde, würde ich ihrem Mate sofort Schaden zufügen.
Aber sie machte nicht den Eindruck auf mich, dass das funktionieren würde.

Also konnte ich es letztendlich wohl nicht riskieren.
Aber ich konnte auch nicht  meinen ursprünglichen Plan beibehalten.
Der lautete nämlich, sie in mich verliebt zu machen.
So würde sie aus Liebe tun, was ich wollte und wir beide wären glücklich.

Ich hätte mit ihr eine mächtige Frau an meiner Seite, niemand würde es wagen, sich mir in den Weg zu stellen.
Und dann könnte ich meinen Plan verwirklichen.

Tja. Nur fiel das jetzt ins Wasser. Auch wenn sie ihn noch nicht markiert hatte, so liebte sie ihren Mate zweifellos.
Schließlich waren sie füreinander bestimmt.

Für einen Moment schloss ich die Augen. Da hatte ich all diese Monate nach ihrer Flucht ihre Tagebücher studiert, um herauszufinden, was sie mochte, wie sie tickte.
Wobei man nicht gerade von Tagebüchern sprechen konnte.
Es waren eher Gedichtbände. Gedichte, die aber genauso gut Einblick in ihr Leben gewährten.
Und jetzt war das alles umsonst.

Aber daran durfte ich jetzt nicht denken. Ich musste fokussiert bleiben.
Vielleicht nützten mir ihre Gedichte ja doch. Schließlich hatten sie mir einen Einblick in ihre Persönlichkeit gegeben, und das konnte mir nur hilfreich sein.

Ich musste nun einen anderen Weg suchen.
Natürlich könnte ich versuchen, ihren Mate zu kidnappen.
Aber hinter ihm stand ein Rudel. Ich konnte ohne Lilly an meiner Seite keinen Rudelkrieg riskieren.
Nicht, wenn das Rudel so groß war.
Als wir am Montag hergekommen waren, mussten wir uns dem Rudel natürlich vorstellen. Ich hatte so viele verschiedene Gerüche wahrgenommen wie noch nie bei einem Rudel.
Und da ich einen großen Teil meines eigenen Rudels zu Hause gelassen hatte, hätten wir erst Recht keine Chance.

Das war auch noch so eine Sache.
Sie hatten um Bedenkzeit gebeten. Solange durften wir uns in ihrem Revier aufhalten.
Ich hoffte, ihre Entscheidung würde positiv ausfallen.
Wenn nicht, würde ich zwar einen anderen Weg finden, aber der wäre um einiges umständlicher.

Ich seufzte. Eigentlich sollte ich wieder reingehen.
Aber ich hatte nicht jedes Fach mit Lilly zusammen, obwohl ich darauf geachtet hatte, genau das zu wählen, was sie auch wählen würde.
Und gerade hatte ich überhaupt keine Lust, mir das Gelaber irgendeines Lehrers anhören zu müssen.

Ich hatte gerade Dringenderes zu klären. Und das nannte sich Lilly.

Ich musste sie davon überzeugen, dass sie wieder in mein Rudel kommen sollte.
Ich musste sie davon überzeugen, dass ich mich geändert hatte.
Dass ich nur um ihr Wohl besorgt war.

I wanna be free, MateWhere stories live. Discover now