Kapitel 12

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Hier saßen wir jetzt. Mit heulenden Kindern und hustenden, alten Menschen in einem Wartebereich.
Ich hasste Krankenhäuser...
Seit wir hier waren, war Hinata beunruhigend still gewesen.
Plötzlich erinnerte ich mich wieder.
Ja...das war das Krankenhaus, in dem Hinata den bisher traurigsten, einsamsten Teil seines Lebens verbracht hatte...
Ukai konnte das nicht wissen, damals war nur Herr Takeda unser "Trainer" gewesen.
Ich musste ihn einweihen.
Irgendwer musste es ja tun; und wer sollte das besser erklären können, als ich?

"Trainer...könnten wir kurz...?"
Ich deutete auf eine leere Ecke im Wartezimmer.
Er nickte.
"Ich bin gleich wieder da, Kleiner.", sagte ich.
Er schien mich nicht einmal gehört zu haben.
"Also...was ist los?"
"Ukai, ähm...wissen Sie...Hinata hat ziemlich traumatisierende Erinnerungen an dieses Krankenhaus..."
Er stutzte.
"W-Warum?"
"Er war mal sehr krank...Um genauer zu sein, hatte er Leukämie."
Er hielt sich eine Hand vor den Mund.
"L-L-Leukämie?! A-Aber...ist er deswegen so ruhig?!"

"Ja. Ich dachte, wir könnten ihn vielleicht ein bisschen aufmuntern? Naja...damals war ich der Einzige, der immer an seiner Seite war. Seine Mutter war völlig fertig und hat angefangen, zu trinken, seine Schwester war noch zu klein, um das alles zu verstehen und Hinata...war am Boden zerstört. Er hatte sich schon vor seinem Kampf gegen den Krebs aufgegeben. Er wusste nicht, wohin mit sich. Ich versuchte, auf ihn aufzupassen und ihn zum Kämpfen zu ermutigen. Irgendwann hatte er diese Krankheit besiegt und mit der Hilfe des Teams brachte ich ihn irgendwie zurück ins Leben. Aber jetzt, da er wieder hier ist..."
Ukai nickte verständnisvoll und legte mir eine Hand auf die Schulter.

"Ich hatte ja keine Ahnung...Ich finde es unglaublich bewundernswert, was du für ihn getan hast..."
Er klopfte mir noch auf die Schulter und setzte sich dann neben Hinata, dem seine Erinnerungen offenbar zu schaffen machten.
Ich entschied, mich dazu zu setzen.
"Hinata, alles okay?", fragte Ukai.
Er antwortete nicht und starrte auf seine Schuhe.
Ich wusste  ganz genau, was er jetzt brauchte.
Ich legte einen Arm um ihn und er legte seinen Kopf auf meine Brust...wie vor ein paar Tagen im Bus.
Mein Herzschlag schien ihn zu beruhigen...

"Schon gut, Kleiner. Das hier dauert nicht lange. Wir bringen das schnell hinter uns und fahren nach Hause, okay?"
Ich spürte, wie seine Haarsträhnen sich an meinem Kinn hin und her bewegten. Er nickte wohl.
Der Trainer lächelte mich an.
Dieser Moment war unbeschreiblich schön. Und diesmal hatte er seinen Kopf sogar von sich aus auf meinem Oberkörper abgelegt!
"Hinata?"
"Hm?"
"Woran denkst du gerade?"

Hinata
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Ich öffnete meine schweren Lider. Über mir nichts als Weiß. Ich sah mich um.
Weiß. Überall nur Weiß! Schon wieder...
Natürlich war auch diesmal niemand gekommen.
Meine Mutter schien sich mehr für ihren Alkohol als für ihren todkranken 16-jährigen Sohn zu interessieren.
"Verdammt...schon wieder hier."
Und es sollte tatsächlich Leute geben, die die Atmosphäre in Krankenhäusern als angenehm empfanden. Ekelhaft. Ich hasste es hier.

Schlechtes Essen- Es war wahrscheinlich gar nicht so übel, aber der Krankenhausgeruch schien es zu versauen-, Krankenschwestern, die so taten, als ob man schon tot wäre, und nicht zu vergessen: das Gefühl der totalen Einsamkeit.

Plötzlich öffnete sich die Tür und ich erwartete wieder eine dieser nervigen Frauen, die schon meine Beerdigung vor Augen hatten, doch es war zu meiner Überraschung jemand ganz anderes...
"Kageyama?! Was machst du denn hier?", fragte ich geschockt und sah den großen Jungen an, der lächelnd die Tür schloss.
Er kam näher und stellte einen Strauß Blumen, den er anscheinend extra vor der Schule gekauft hatte (er sah nicht sehr gesund aus), in eine Vase. Endlich mal jemand, der mich nicht mitleidig ansah!

Haikyuu Fanfiction-Wahrheit hinter diesen BlickenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt