~Dafür hat man Freunde~

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Roys Verhalten ist wirklich merkwürdig. Es macht mir mehr Angst zu wissen, dass er nicht über die Schwangerschaft redet und so tut als wäre nichts, als wenn er mich wütend anschreien würde.

Dann könnte ich wenigstens mit seinem Zorn umgehen. Doch dieses scheinheilige Verhalten von ihm ist absolut neu für mich. Ich verstehe, dass er unsere Beziehung retten will. Allerdings weiß ich nicht, ob eine Sache ignorieren und nicht drüber reden wirklich der richtige Weg ist.

Ich kann jedenfalls nicht dauerhaft verschweigen, dass Nick eigentlich der Vater meines Kindes ist.

Ich muss das irgendjemandem erzählen. Vorzugsweise Daisy. Als Mutter und liebende Ehefrau wird sie mich vielleicht verstehen. Sie ist eine gute Freundin und war immer für mich da.

Also fasse ich mir ein Herz und besuche sie direkt am Donnerstag Abend.

Lange habe ich überlegt, ob ich auch Nick besuchen soll. Doch ich fürchte mich vor seiner Ablehnung. Schließlich war ich es, die sich für Roy entschieden und Nick aus ihrem Leben verbannt hat.
Vermutlich hätte Nick weiterhin an unsere Freundschaft geglaubt, aber ich habe sie verraten. Wie kann ich ihm da je wieder unter die Augen treten?

„Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht", meint Daisy, als sie sich mit Mary auf dem Arm zu mir aufs Sofa setzt.
Ich nippe an meinem Saftglas, was sie mir schon vor einer Viertelstunde angeboten hat und sehe nervös auf den hellen Teppich unter meinen Füßen.

Es ist warm draußen. Deshalb trage ich ein leichtes Sommerkleid und Sandalen. Bald kommt die Regenzeit. Da muss man wieder festes Schuhwerk tragen. Da bin ich froh meine Füße noch etwas befreien zu können.

Doch jetzt habe ich die Schuhe ausgezogen und grabe meine Zehen in die weichen Fasern.
Dabei halte ich das Glas ganz fest in meinen Händen.
Durch die großen Fenster neben uns kann man sehr schön den Sonnenuntergang beobachten.

„Sophie, was ist los? Du heiratest in eineinhalb Wochen. Da solltest du eigentlich etwas fröhlicher aussehen. Du bekommst doch nicht etwa kalte Füße, oder?"

„Und wenn doch?"
Daisy ist von meiner Antwort überrascht.
„Okay erzähle mir alles", fordert sie nach einem Moment des Schweigens.

Ich seufze und stelle das Glas auf dem runden Tisch ab.
„Ich bin schwanger", gestehe ich ohne Umschweife.
Daisys Augen strahlen plötzlich. Klar das war zu erwarten.
„Das ist wunderbar, Sophie! Ich freu mich für dich."

Nachdem sie mein immer noch ernstes Gesicht sieht, erkennt sie, dass ich die Freude nicht teile.
„Ich verstehe, du willst es nicht."
„Das ist es nicht. Ich habe nur jetzt noch nicht damit gerechnet. Es kommt mir total ungelegen."

„Und deshalb freust du dich nicht? Das ist schade, Sophie. Du solltest dich nicht davon abschrecken lassen. Ich bin überzeugt, dass du eine gute Mutter sein wirst. Das sagte ich ja schonmal."
Daisy flirtet mit ihrer bildhübschen Tochter und mustert mich anschließend wieder.
„Was sagt Roy denn dazu? Er muss überglücklich sein, oder?"

„Ich glaube nicht."
„Was? Aber er wollte doch immer Kinder."
„Naja, das Ding ist...Roy ist nicht der Vater."
Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Ich kann nicht in Diasys Gesicht sehen, während ich das gestehe.

Sie braucht einen Moment diese Information zu verdauen. Dann räuspert sie sich verkrampft und fragt: „Okay...wer ist der Vater? Das weißt du hoffentlich."

Ich nicke ohne mich davon zu überzeugen, dass sie es sieht. Dabei verschränke ich die Arme vor der Brust und sehe dem Feuerball dabei zu, wie er hinter den Hochhäusern versinkt und langsam die Schatten in den Straßen wachsen.

Von Perfekt Zu GlücklichWhere stories live. Discover now