2 - Ein Wochenende in Hope Valley

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Sara fummelt nervös an ihrem Rock herum als er zurück in den Wagen steigt und Aaron kann ihre verrücktspielenden Nerven förmlich fühlen.

„Beruhig dich mal, Sara. Wird schon werden. Vielleicht hast du sogar einmal in deinem Leben tatsächlich Spaß."

„Hey, ich habe oft Spaß!", fährt sie ihn an, offensichtlich beleidigt.

Aaron hält an einem Stoppschild und wirft ihr einen schrägen Seitenblick zu. „Ach ja? Welche Art von Spaß denn?", fragt er, ohne es dieses Mal zweideutig zu meinen.

Sara verschränkt bloß die Hände auf ihrem Schoß und blickt aus dem Fenster. „Das geht dich nichts an, Aaron."

Er hat keine Ahnung, was das heißen sollen. Die nächsten zwanzig Minuten verbringt er damit, es herauszufinden.

Sie fahren auf dem Highway und das Radiosignal fängt an zu schwächeln, also zieht er eine CD aus dem Handschuhfach und stellt sie an, ohne sich wirklich darum zu kümmern, ob Sara die Musik mag oder nicht. Sein Truck, seine Regeln.

Als sie plötzlich neben ihm anfängt leise zu singen, schaut er sie an, als wäre ihr auf den letzten zehn Metern ein zweiter Kopf gewachsen.

„Wo zur Hölle hast du denn die Stimme bisher versteckt?", fragt er, ehrlich überrascht. Sara schenkt ihm das erste aufrichtige Lächeln an diesem Tag.

„Ich studiere Musik, Aaron", erklärt sie ihm, als ob es hätte offensichtlich sein müssen, dass sie eine verdammte Superstar-Stimme vor ihm verheimlicht hat. Ehrlich gesagt, hat er ihr Gequassel über den Broadway und ihre großen Pläne ein Star zu werden, als dümmliches Gelaber abgetan. Jetzt muss er das tatsächlich noch mal überdenken.

„Ich dachte ... Shit, Sara, ich hatte keine Ahnung, dass du echt gut bist."

Sara grinst ihn an, zieht eine Augenbraue in die Höhe. „Tja, Aaron", sagt sie leise, „ich stecke eben voller Überraschungen."

Das ist das erste Mal, dass Aarons Körper auf Sara reagiert. Und nicht wegen etwas, das sie getan hat, sondern wegen etwas, das sie gesagt hat.

Fuck.

Zwei Stunden später verlassen sie den Highway an einer unscheinbaren Ausfahrt und fahren einige Minuten durch die Einöde, bis sie schließlich das Ortsschild von Hope Valley passieren. Keine zwei Minuten später parkt Aaron seinen Wage vor einem kleinen gepflegten Einfamilienhaus. Er zieht den Schlüssel aus der Zündung und dreht sich zur Beifahrerseite um, auf der Sara schweigsam aus dem Fenster schaut.

„Bereit?"

Sie holt tief Luft, wirft ihm ein unsicheres Lächeln zu und nickt. „Ich denke schon."

Er lächelt sie aufmunternd an, dann klettert er aus dem Fahrerhaus und greift nach den Koffern, um sie von der Ladefläche zu hieven. „Denk dran, meine Mom ist ... verrückt. Also wenn sie dich jetzt gleich überfällt und beinahe zu Tode drückt, dann ... Fuck. Keine Ahnung. Denk einfach daran, vorher ordentlich Luft zu holen."

Sara lacht und nickt, während sie ihm die Stufen zur Veranda hinauf folgt. „Alles klar."

Im nächsten Moment fliegt die Haustür so schwungvoll auf, dass Aaron dankbar ist, nicht direkt davor gestanden zu haben. Ansonsten könnte er sich den Rest des Wochenendes mit einer riesigen Beule herumplagen. Er zuckt zusammen, als seine Mom förmlich aus der Tür geflogen kommt, und wartet auf ihren unvermeidlichen Gefühlsausbruch.

„Oh, da seid ihr ja!", trällert sie fröhlich und reißt das arme Mädchen so schnell in ihre Arme, dass Sara einige Schritte nach vorne stolpert. Aaron ist sich sicher, dass sie hingefallen wäre, würden die Arme seiner Mutter sie nicht wie ein Schraubstock gefangen halten.

His Little LiesDonde viven las historias. Descúbrelo ahora