1. Kapitel Abschied und Neuanfang

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Piep... piep... piep....der Wecker klingelt... "Ich will nicht aufstehen", dachte ich genervt. Es war der letzte Tag an meiner alten Schule und der letzte Tag in diesem Land...

Mein Name ist Akina Kobayashi, bin 17 Jahre alt und gehe in die 11. Klasse eines Gymnasiums in Berlin, Deutschland.

Ich bin zwar gebürtige Deutsche und meine Mutter auch, aber mein Vater stammt aus Japan. Er war damals in Deutschland auf Geschäftsreise und lernte währenddessen meine Mutter kennen.

Er zog kurz darauf nach Deutschland und heiratete meine Mutter. Aufgrund eines Jobangebots das jetzt aus Japan an meinen Vater gerichtet wurde, würden wir morgen den letzten Tag in Deutschland sein...

Es fiel mir schwer alles hinter mir zu lassen und vor allem meine Freunde nicht mehr sehen zu können, aber ich bin auch gespannt was mich erwarten wird. Es ist für mich nicht besonders leicht neue Freunde zu finden, da ich recht schüchtern bin, aber es musste ja irgendwie klappen.

Ich stellte meinen, immernoch piependen, Wecker aus und ging verschlafen ins Bad. Dort angekommen entledigte ich mich meiner Schlafklamotten und stieg unter die Dusche. Ich drehte das Wasser auf und genoss das wärmende Nass.

Mir schossen 1000 Sachen durch den Kopf, sodass ich gar nicht bemerkte wie lange ich schon unter der Dusche stand. Meine Mutter klopfte an die Tür und sagte ich müsse mich langsam beeilen.

Also stieg ich aus der Dusche, wickelte mich in ein Handtuch und trocknete meine Haare ein wenig ab. Danach putzte ich meine Zähne und föhnte die Haare trocken.

Immernoch voller Müdigkeit aus dem Bad schlendernd, überlegte ich was ich anziehen sollte. Ich entschied mich für eine Jeans, ein weißes Top und eine leichte Jacke.

Meine langen, dunkel-braunen Haare, die leicht gewellt waren, ließ ich offen. Fertig angezogen ging ich runter in die Küche und sah das Frühstück auf dem Tisch stehen. Es war komisch das Haus so leergeräumt zu sehen...

Auf dem Weg zur Schule sammelte ich eine meiner beiden besten Freundinnen ein und ich spürte dass ein wenig Trauer in der Luft lag. In der Schule angekommen, ist weiter nichts ungewöhnliches passiert. Der Tag verlief ruhig und als die letzte Stunde vorbei war verabschiedeten sich alle von mir und wünschten mir viel Glück und Erfolg für die Zeit in Japan.

Meine beiden besten Freundinnen standen mit Tränen in den Augen vor mir und konnten kein Wort rausbringen.

Eine der beiden überreichte mir ein kleines Geschenk. Vorsichtig öffnete ich es und sah ein gerahmtes Bild von uns dreien, aufgenommen an unserem Lieblingsplatz, der Volleyballhalle.

Dort waren wir, wie auch sonst überall, ein unschlagbares Team. Keiner konnte uns schlagen.
Ich werde die Zeit mit ihnen vermissen. Als ich das Bild ansah liefen mir auch die ersten Tränen über die Wangen.

Wir 3 fielen uns in die Arme und weinten so bitterlich. Ich werde sie so sehr vermissen. Wie alles hier...

Der nächste Tag war schneller angebrochen als mir lieb gewesen war. Ich war so aufgeregt und konnte nicht schlafen.

Ich zeichnete ein wenig. Das tat ich immer wenn es was gab, dass mich wach hielt. Ich bemerkte nicht wie die Zeit verging und plötzlich klingelte mein Wecker.

"Verdammt! Nicht eine Sekunde geschlafen und heute ist der Umzug", dachte ich.

Ich stand auf und verstaute den Rest meiner Sachen in die letzten Kartons. Ich ging nochmal in jedem Raum auf und ab gegangen, damit ich auch nichts vergesse. Es war also soweit...

Der letzte Morgen in diesem Haus, das letzte Mal durch die Haustür gehen, das letzte Mal diese Straße entlang fahren und das letzte Mal diese Stadt sehen...

Am Flughafen angekommen checkten wir ein und als wir dann endlich im Flugzeug saßen fielen mir auch direkt die Augen zu...

Nach einer gefühlten Ewigkeit wachte ich auf und musste erst mal realisieren wo ich bin.

Wir saßen noch immer im Flugzeug, das aber innerhalb der nächsten halben Stunde landen sollte.
Die Landung war ruhig und als wir endlich den Flughafen verließen schaute ich mir alles genau an.

Wir stiegen ins Auto und fuhren los. Meine Eltern unterhielten sich und ich saß hinten im Auto und hatte wieder die Gedanken bei meinen Freunden in Deutschland. "Was sie wohl gerade machen?", dachte ich.

Der Wagen wurde langsamer und kam auf der Einfahrt eines sehr schönen Hauses zum stehen.

"Das ist ab jetzt mein zu Hause?", dachte ich völlig überwältigt.
Mit so einem schönen Haus hatte ich nicht gerechnet. 

Es war ein schönes großes helles Haus mit schönem Garten und einem Kirschbaum im Vorgarten.

Wir betraten das Haus und das, was das Haus von aussen vermuten ließ, bestätigte sich für mich. Es war ein wunderschöes Haus. Große Räume und viel Platz für uns drei.

Mein Vater unterhielt sich noch
mit den Leuten vom Umzugsunternehmen und meine Mutter hatte schon die ersten Kartons für die Küche bei sich und fing an diese einzuräumen.

Ich hingegen wollte erst mal in Ruhe das Haus erkunden. Neugierig sah ich mir jeden Raum genau an.
In dem Zimmer, vor dem der Kirschbaum aus dem Vorgarten stand, blieb ich stehen. Die Aussicht aus dem Zimmer war einfach nur traumhaft.

Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter, was mich aus meinem Tagtraum riss. Es war meine Mutter.

Sie sagte, das dies hier mein Zimmer werden soll wenn es mir gefällt. Ein breites Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht. Sie verstand sofort das mich das innerlich Luftsprünge machen ließ.

Sie ging lächelnd wieder Richtung Küche mit den Worten:" Ich dachte mir gleich das es dir gefallen wird."

Jetzt war der halbe Tag schon rum und alles was wir besaßen, war in dem Haus und bereit ausgepackt zu werden, um einen schönen Platz zu bekommen. Ich ging in mein Zimmer und fing an die ersten Kisten auszupacken.

Zuerst die ganzen Klamotten wo auch schon meine Schuluniform mit drin lag. Am Montag würde ich sie dann das erste mal anziehen, denn dann beginnt mein neues Leben an einer neuen Schule.

Ich hatte noch 2 Tage bis ich zur Schule musste und wollte bis dahin alle Kartons ausgepackt haben. Kiste für Kiste wurde ausgepackt und jetzt war nur noch eine Kiste übrig. Es war die Kiste mit meinen persönlichsten Dingen.

Ich öffnete die Kiste und ein in Luftposterfolie eingewickeltes Bild lag ganz oben drauf. Es war das Bild, das meine besten Freundinnen mir zum Abschied schenkten. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich vermisste sie so sehr und nahm mir vor sie am nächsten Tag anzurufen.

"Fertig", der letzte Umzugskarton war ausgepackt. Ich ging runter ins Wohnzimmer wo mein Vater gerade dabei war die letzten Möbel aufzubauen und meine Mutter ihm mit der Deko schon auf den Keks ging.

Die beiden sind einfach ein super Team. Ich hoffe für mich das ich später auch so jemanden finde wie meine Mutter und auch so glücklich werde.

Der nächste Tag war schnell angebrochen. Die erste Nacht im neuen Leben war ruhig und ich hab geschlafen wie ein Stein. Ich rief meine Freundinnen in Deutschland im Laufe des nächsten Tages an.

Obwohl es bei Ihnen bestimmt mitten in der Nacht war sind sie für mich wach geblieben damit wir reden konnten. Wir telefnierten drei Stunden und lachten und weinten auch.

Sie wünschten mir für die Schule viel Erfolg und dann verabredeten wir einen neuen Termin zum telefonieren. Es tat verdammt gut Ihre Stimmen zu hören und Mut zugesprochen zu bekommen. Dadurch hatte ich schon ein wenig mehr dieses "zu-Hause-Gefühl".

Die Tage bis zum ersten Schultag vergingen schnell. Viel zu schnell. Bis dahin war es recht ruhig gewesen aber dann am ersten Schultag...

NachtaktivWhere stories live. Discover now