Teil 7

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PoV Stan

In dieser Nacht schlief ich besser als ich in jemals meinem eigenen Zuhause geschlafen habe.
Während mir die Augen langsam zufielen bemerkte ich, wie Bill mir beruhigend durch die Haare fuhr.
Sogleich fühlte ich mich besser.
Er dachte warscheinlich, ich würde schlafen, desshalb drückte ich mich noch ein bisschen enger an ihn.
Bill verstärkte seinen Griff um meine Hüften und zog mich vorsichtig an sich.
Es war ein schönes Gefühl.
Das Gefühl, behütet und gebraucht zu werden hatte ich schon lange nicht mehr.
Mir ging es damals nur wirklich gut, wenn ich meine Freunde um mich hatte.
Wenn wir alle im Klubhaus oder bei den Barrens waren und irgendwelche dummen Sachen gemacht haben.
Das Glück, welches mich damals auf dem Weg von jenen Treffen zurück nach Hause begleitet hatte, verebbte immer dann, als ich durch die Haustür trat.
In mein kaltes, strenges Haus.
Meine Eltern waren nie gemein, doch sie hatten strikte Regeln, an welche ich mich halten musste.
Sie lieben mich, das wusste ich, doch trotzdem fühlte ich mich nicht wohl in meinem Haus.
Nicht so wohl wie im Klubhaus oder bei meinen Freunden jedenfalls.
Umso erleichterter war ich auch, als Bill vor einigen Tagen durch die Tür kam.
Dieser lag gerade neben mir und steich mir immernoch sanft durch mein Haar.
"Gute Nacht, Stanny.", flüsterte er - er dachte, ich würde schlafen.
"Nacht Billy.", murmelte ich zurück.
Bill kicherte leise, doch schon bald wurde seine Atmung gleichmäßiger und ruhiger.
Mit diesem Geräusch in den Ohren und dem Gefühl seiner Hand in meinen Haaren schlief ich schließlich auch ein.

~~~~~~~~~

Die nächsten Tage flogen an mir vorbei.
Ich konnte mich kaum auf das Wesentliche konzentrieren.
Wann immer ich in einem der Räume neben Richie, Eddie, Bill oder irgendeinem Fremden saß, konnte ich mich nicht konzentrieren.
Immer wieder schweiften meine Gedanken ab und landeten - wie erwartet - bei meiner Jugendliebe.
Es war in irgendeiner Form anstrengend, an ihn zu denken.
Ich wollte es nicht mehr.
Wie lange war ich jetzt in Bill verliebt? Jedenfalls schon vor der Sache mit dem Clown, Pennywise, das wusste ich.
Wieder und wieder hatte ich den Tag vor Augen, an welchem Bill Beverly geküsst hatte.
Immer dann stiegen mir Tränen in die Augen.
Bill war nicht mit Beverly zusammen, doch was machte ich mir vor?
Ich bin ein Junge, genau wie Bill.
Bill war nicht schwul.
Manchmal hasste ich mich dafür, auf Jungs zu stehen.
Konnte ich nicht einmal normal sein?
Einfach so wie mein Umfeld?

Ich saß im Moment in meinem Zimmer.
Mein Körper war an den Stress und das ständige Lernen hier gewöhnt, doch ich fühlte mich leer.
Leer ohne Bill, ohne über meine Gefühle sprechen zu können.
Vielleicht sollte ich mit Eddie reden?
Er war schließlich auch immer zu mir gekommen, wenn er wegen Richie traurig war.
Mir Richie hatte ich zwar gesprochen, doch auch wenn Richie ein toller Freund war, konnte man sich kaum ernst mit ihm unterhalten.
Jetzt nicht, dachte ich mir.
Ich war erschöpft. Nicht vom Lernen, oder der Umgebung, sondern von meinen Gefühlen.
Ich wollte keine Gefühle mehr für Bill haben.
Wenn man vom Teufel spricht, dachte ich, als Bill die Tür aufschloss und mich aufgeregt ansah.
"Hey Bill", begrüßte ich ihn müde.
"Stan! Ich muss dir was sagen."
Bill setzte sich neben mich und ich richtete mich auf.
"Ich habe jemanden getroffen, ein Mädchen. Sie ist ungefähr so alt wie du!"
Ich spürte, wie mein Herz schwer wurde.
Sollte ich es Bill jetzt vielleicht sagen?
Ich hatte schon Liebeskummer, Bill hatte diesen gerade verstärkt - natürlich konnte er nicht wirklich etwas dafür. Noch schlimmer kann es wohl kaum werden.
Gerade, als ich etwas sagen wollte, erzählte Bill weiter.
"Sie heißt Sara, hat hellblondes Haar und wunderschöne helle Augen.
Vielleicht kennst du sie ja."
Ich nickte langsam, dann gab ich mir einen Ruck.
Bill war so glücklich, ich wollte ihn nicht enttäuschen.
"Wie heißt sie denn weiter?"
"Ich weiß es nicht. Irgendetwas mit H, glaube ich. Ich kenne sie von Literatur."

(As I said, keine Ahnung, wie es da abläuft😅)

Ich nickte und versuchte zu lächelnd.
Bill erzählte einfach weiter.
"Sie ist etwas kleiner, dünn und ihre Haare sind wunderschön.
Wirklich. Ist sie dir nie aufgefallen?"
Das brachte mich zum Lachen.
"Bill, ich bin erst seit kurzem hier. Genau wie du."
Auch der Dunkelhaarige lachte.
"Stimmt, richtig. Jedenfalls ist selbst ihre Stimme engelsgleich. Ich- ich möchte sie auf ein Date bitten, aber-"
"Was aber, Bill?", hackte ich nach.
"Naja, Sara ist einfach wundervoll und ich? Ich stottere immernoch manchmal, meine Haare und Augen sind einfach langweilig und ich sehe aus, wie ein Strich."
Ich riss die Augen auf.
Es tat weh, Bill so etwas über sich selbst sagen zu hören.
"Sie wird doch nie mit mir ausgehen wollen. Ich bin nicht-"
"Hör auf!", unterbrach ich ihn.
Der Junge sah mich verwirrt an.
"Hör auf, sowas zu sagen, Bill Denbrough. Du bist toll, wunderschön, aber vor allem der beste Freund, den man sich wünschen könnte.
Ich bin mir sicher, dass sie das sehen wird. Sie wird gerne mit dir ausgehen wollen, wer würde das nicht?"
Was ich als nächstes sagte, tat weh, doch ich sagte es trotzdem:
"Geh und frag sie!"
Bill sah mich für einige Sekunden sprachlos an.
"Meinst du- meinst du das Ernst?"
Ich nickte, ein Lächeln auf den Lippen.
"Danke, Stan. Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann.
Autsch.
Bill umarmte mich und ich erwiederte.
"Ich gehe duschen und suche sie dann."
Ich nickte.
Sobald Bill die Tür des Badezimmers hinter sich geschlossen hatte, verschwand mein Lächeln.
Am liebsten hätte ich angefangen zu heulen, doch ich hielt mit Mühe meine Tränen zurück.
Zehn Minuten später kam Bill fertig aus dem Badezimmer.
Er sah verdammt gut aus.
Wie er selbst.
"Wow.", flüsterte ich, als er die Tür hinter sich schloss und sich zu mir drehte.
"Was denkst du?"
Ich zeigte beide Daumen nach oben.
"Sara wird es lieben."
Er lächelte mir noch einmal nervös zu, dann verschwand er aus der Tür.

PoV Bill

Während ich Stan von Sara erzählte konnte ich sehen, dass irgendetwas ihn bedrückte.
Ich merkte kaum, dass er etwas sagen wollte, das wurde mir erst später bewusst, als ich mir unser Gespräch wieder und wieder durch den Kopf gehen ließ.
War es etwas wichtiges?
Eine Erklärung, warum er so enttäuscht aussah, selbst wenn er dies immer gut runtergespielt hatte.
Ich kannte Stan.
Er war gut darin, seine Gefühle zu verbergen, meistens, um sich anderen nicht aufzuzwingen.
Vielleicht war das eine schlechte Eigenschaft, doch ich hatte Stan nie gezwungen, mit mir zu reden.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann hatte ich ihn nie gefragt, wie es ihm ging, ob bei ihm zu Hause alles gut war.
Nicht ein Mal in vielen Jahren Freundschaft, hatte er von jemandem gesprochen, den er mochte.
Ich wusste noch nicht einmal, auf welches Geschlecht Stan stand.
Vielleicht war das der Grund, warum Stan immer so ruhig war?
Stand er vielleicht wirklich auf Männer und wollte es verbergen?
Der Gedanke daran, dass Stan schwul war, lößte etwas in meinem Magen aus.
Gut, vielleicht hatte ich von einigen Jahren mal ein ganz kleines bisschen von ihm geschwärmt.
Okay, ich war verdammt verknallt gewesen, doch das war damals, oder?
Ich wusste, dass mir die Geschlechtsidentität einer Peron vollkommen egal war, doch wie war es mit Stan?
Ich hätte mehr mit Stan reden sollen.
"Du bist ein verdammter Idiot, William.", sagte ich zu mir selber, als das Wasser der dusche um mich herumprasselte und jedes Geräusch erstickte.
Doch jetzt gerade machte ich mich fertig, um Sara auf ein Date einzuladen, ich sollte erst nachher wieder über Stan nachdenken, alles zusammen würde mir warscheinlich zu viel werden.

Ich hörte das leise Wow, welches über Stans Lippen kam, als ich das Badezimmer verließ und musste schmunzeln.
Stan sagte mir, ich sähe gut aus, ich ging los und mit dem Zufallen der Tür war nicht nur die Sicht auf Stan, sondern auch meine Gedanken an sein Verhalten verschwunden.

Ich wusste nicht genau, wo ich Sara finden würde.
Ich lief einige Zeit lang unschlüssig auf dem Campus hin und her, sah mir die Gebäude an, bis ich sie tatsächlich enttdeckte.
"Hey Sara!"
Sie sah mich an und lächelte.
"Hi, ähm- Bill. Richtig?"
Ich nickte lächelnd.
Sie erinnerte sich an meinen Namen.
"Also ich wollte dich fragen..."
Mir fiel auf, dass ich nicht wirklich durchdacht hatte, wozu ich Sara einladen wollte.
"ähm- ob du vielleicht mal einen Kaffe mit mir trinken möchtest?"
Ich sah sie an, Sara lächelte freundlich.
"Klar, gerne."
Ich spürte, wie mir ein Stein vom Herzen fiel.

~~~~~~~~~~~

"Stan! Rate mal, wer ein Date mit Sara hat!"
Ich stürmte in den Raum und sah Stan auf seinem Bett zusammenzucken.
Er lag mit dem Rücken zu mir, sodass ich nicht sehen konnte, was er machte.
Stan setzte sich auf, sah mich an und versuchte zu lächeln.
Jetzt gerade war ich so überglücklich, dass ich nur an Sara denken konnte, doch heute Nacht, wenn ich still auf meinem Bett liegen werde, werde ich mich fragen, ob ich mich verguckt hatte, oder ob Stan wirklich geweint hatte, bis ich das Zimmer betrat.
"Wow Bill, das ist toll! Ich freue mich für dich!"
Stan stand auf und umarmte mich.
"Erzähle mir gleich alles, ich muss nur kurz in's Bad."
Ich nickte und Stan schloss die Tür hinter sich.

Später erzählte ich ihm alles und schrieb auch Eddie und Richie, bevor wir schlafen gingen, da es schon spät war.

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Sorry wegen der Sache mit 'Sara'.
Sie war die erste, die mir eingefallen ist😅😬💕

Hoffentlich hat es euch gefallen ♡

Bye💙

Vergessen♡  ~ StenbroughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt