Kapitel 1

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Es war ein ganz normaler Morgen, meine Mutter weckte mich, ich frühstückte und ging anschließend zur Schule. Langweilig und ohne besondere Vorkommnisse wie eh und je. Doch an diesem Tag sollte sich alles ändern und wie ein Traum erscheinen.
Ich kehrte genervt und leicht müde von der Schule zurück, verzog mich sofort auf mein Zimmer,wo ich abrupt inne hielt. Auf meinem Bett stand ein Paket.
"Mom?", rief ich die Treppe hinunter und wartete auf ihre Antwort.
"Ja?", erklang ihre Stimme von unten her.
"Ist das Paket für mich?"
"Ja. Es wurde heute Vormittag hier abgegeben. Ist wohl von Oma."
Von Oma? Ich war etwas irritiert. Mein Geburtstag stand noch lange nicht an,es war kein besonderer Anlass in nächster Zeit geplant und selten schickte Oma etwas zwischendurch einfach mal so. Misstrauisch kehrte ich in mein Zimmer zurück und betrachtete das Paket. Sollte ich es wirklich öffnen? Ich sollte, nein ich wollte es öffnen. Die Neugier war einfach zu groß. Vorsichtig räumte ich das Styropor beiseite und hielt nach wenigen Minuten eine kleine goldene Schatulle in den Händen.
"Die sieht aber wertvoll aus. Soll die echt für mich sein?", redete ich zu mir selbst. Ich öffnete die Schatulle vorsichtig und fand im Inneren einen kleinen goldenen Schlüssel. Das obere Ende war herzförmig geformt und von kleinen Ranken umschlungen, die sich am Schlüssel hinab weiter schlängelten. Ich nahm den Schlüssel in die Hand,betrachtete ihn genauer. Er wirkte genauso wertvoll wie die Schatulle in der sie gelegen hatte.
Und da geschah es. Der Schlüssel begann bläulich aufzuleuchten und erschrocken ließ ich ihn fallen,stolperte zurück und stürzte zu Boden. Sofort verblasste das Leuchten,als der Schlüssel den Boden berührte.
"W-w-was.....war das denn?", brabbelte ich erschrocken und konnte noch immer nicht glauben was passiert war. Hatte ich mir das nur eingebildet gehabt oder war es Wirklichkeit gewesen? Auf allen Vieren näherte ich mich zögerlich nochmal dem Schlüssel und streckte zittrig die Hand danach aus. Da ging aber die Tür auf,mein Blick wanderte zu dieser und dort stand meine Schwester.
Ich blonden Locken wippten leicht auf und ab, während ich violetten Augen auf mir fragend ruhten.
"Was machst du da?", fragte sie irritiert.
"Was willst du Merith?", fragte ich und richtete mich langsam auf.
Wie sehr ich das hasste,wenn sie einfach so in mein Zimmer platzte.
"Tante Alice und Onkel Roger sind da. Komm runter zum Kaffee. Wenn du dich nicht beeilst esse ich sonst dein Stück Torte mit auf", sagte sie nur,wandte sich um und ging bereits die Treppe wieder hinunter.
"Wage es ja nicht!", rief ich ihr noch hinterher.
Manchmal konnte meine kleine Schwester echt aufmüpfig werden und nervig sein. Dadurch war es nicht verwundlich wenn wir uns gelegentlich mal stritten.
Kaum war sie weg,widmete ich aber meine Aufmerksamkeit wieder dem Schlüssel zu,der noch immer am Boden lag.
Ich hob ihn auf,wartete schon darauf das er gleich wieder leuchten würde,doch diesmal geschah nichts. Hatte ich mir das also doch nur eingebildet gehabt?
"Werd ich jetzt doch noch verrückt?", murmelte ich leise vor mich her.
Hörte jedoch schon meine Mutter von unten rufen.
"Linara! Kommst du jetzt bitte auch runter!"
"Jaaa!", rief ich nur zurück.
Eilig verstaute ich den Schlüssel wieder in der Schatulle und versteckte diese in meinem Kleiderschrank.Meine kleine Schwester musste es ja nicht gleich finden und an sich reißen,weil sie es hübsch fand. Es reichte mir schon, dass sie manchmal an meinen Schmuck bediente.
Aber es lag nicht nur an meiner Schwester,dass ich ihn dort verstaute. Um ehrlich zu sein war mir dieser Schlüssel auch nicht ganz geheuer,weswegen ich ihn vorerst aus meinen Augen haben wollte.
Anschließend begab ich mich nach unten zu meiner Familie.

Der nächste Morgen brach an und alles in meinem Kopf drehte sich. Mir war sogar ein wenig übel,als ich langsam erwachte und zu mir kam. Der Blick war am anfangs noch etwas verschwommen, doch nachdem er aufklarte,erkannte ich eine dunkle Holzdecke über mir.
//Eine Holzdecke?//
Als hätte mich die Erkenntnis gestochen,schreckte ich hoch,was mir sogleich einen erneuten Schwindelanfall einbrachte. Leicht hielt ich mir den Kopf. Nachdem sich der Schwindel gelegt hatte, ließ ich den Blick umherschweifen. Ich lag in einer Hängematte und der Raum glich der einer Kajüte auf einem Schiff.
//Moment! Schiff!?//
Ich schälte mich ungeschickt aus der Hängematte und stolperte mehr oder weniger zu dem Bullauge,welches mir Licht spendete. Als ich hinaus blickte sah ich nichts weiter als das Meer.
"Was zur....!?", begann ich, doch meine Aufmerksamkeit wurde schnell von was anderem eingefangen. Langsam drehte ich den Kopf zum Spiegel,der links von mir an der Wand hing und ging langsam darauf zu. Der Spiegel wirkte edel mit den ganzen Edelsteinen,die im Rahmen eingelassen waren und dem goldenen Schimmer. Selbst die Kommode,die unterhalb des Spiegels stand wirkte wie aus einer anderen Zeit in der die Reichen herrschten. Doch es war nicht der Spiegel oder die Kommode,die mich verwirrten. Ganz im Gegenteil.Es war mein Spiegelbild! Aus dem Spiegel heraus blickte mich eine völlig fremde Person an. Sie sah mir ähnlich,dieses Mädchen im Glas. Aber das war doch definitiv nicht ich! Das Haar war noch immer violett, doch deutlich kürzer als ich sie sonst trug. Die Augen glänzten in einem hellen  lila und erinnerten mich an die von Mutter. Aber was trug ich da für seltsame Sachen? Ein schwarzes T-shirt mit dunkel violetten Mieder,welches ein leichtes Blumenmuster aufwies. Einen schwarzen,für meine Verhältnisse, viel zu kurzer Rock und dazu schwarze Stiefel die mir bis zu den Knien reichten.
Vorsichtig berührte ich das Spiegelbild,glaubte noch immer zu träumen.
"Was...ist mit mir passiert? Das...bin doch niemals ich..."
//Ich träume! Das kann nur ein Traum sein! Ganz sicher!//, dachte sich panisch und kniff mir selbst in den Oberarm.
"Aua!", gab ich laut von mir und zuckte zusammen.
Es war kein Traum! Es...war Wirklichkeit!
Als mein Blick erneut  über die Kommode schweifte,entdeckte ich den goldenen Schlüssel von gestern. Ich nahm ihn in die Hand, doch im selben Moment öffnete sich die Tür.
Ich wirbelte herum und versteckte unbewusst den Schlüssel hinter meinen Rücken.

Es war ein sonniger Tag, als die Piraten ihr Haus stürmten. Ihr Butler Jerry hatte sie schon gewarnt gehabt, dass Piraten auf dem Weg zu ihrem Anwesen waren. Er half ihnen zu entkommen, musste jedoch selbst mit seinem Leben dafür bezahlen. Sie hatte noch einen letzten Blick auf ihn erhaschen können,bevor sich die Geheimtür schloss. Die Piraten waren ins Zimmer gestürmt und hatten ihn in der nächsten Sekunde schon zu Boden geschlagen. Etwas fester drückte sie die Hand ihrer Schwester und richtete den Blick nach vorn. Eilig liefen sie gemeinsam den Geheimgang entlang, kamen an der hinteresten Hauswand heraus,geschützt durch einige hohe Büsche,die den Blick auf den geheimen Ausgang verbargen. Sie zögerte nicht und lief mit ihrer Schwester in den Wald,der sich neben dem Anwesen befand.
Sie glaubte schon das Glück auf ihrer Seite zu haben,als sie umzingelt wurden. Ängstlich zog sie ihre kleine Schwester in den Arm und an sich. Innerlich hoffte sie auf Rettung,doch die Rettung blieb aus und trotz starkem Widerstand,gelang es ihnen nicht sich zu befreien. Ihnen wurde erst die Sicht genommen, die Hände gefesselt und letztendlich das Bewusstsein geraubt.
Als sie wieder zu sich kam,lag sie frei von den Fesseln und der Augenbinde, allein in einer Kajüte.
Langsam erhob sie sich von dem harten Holzboden und schwankte zum Bullauge. Ihre Heimat war kaum noch zu erkennen und fast am Horizont verschwunden. Kurz schweifte ihr Blick umher,ehe sie zur Tür eilte, doch diese war verschlossen. Sie war hier eingesperrt.
Langsam ließ sie sich wieder zu Boden sinken.
//Wieso? Wieso haben sie uns entführt und mich auch noch von meiner Schwester getrennt? Ich hoffe doch das es ihr gut geht. Ich bete dafür,dass es ihr gut geht//, sprach sie zu sich in Gedanken.
Eine Weile blieb sie vor der Tür am Boden sitzen,ehe sie sich doch mal dazu aufraffte sich zu erheben. Langsam ging sie zu der edel wirkenden Kommode mit dem edelsteinbesetzten Spiegel darüber. Als sie ihr Spiegelbild betrachte bemerkte sie wie verdreckt ihre Sachen waren. Erneut wanderte ihr Blick durch die Kajüte und entdeckte unter dem Bullauge eine große Holzkiste. Vorsichtig trat sie darauf zu und öffnete diese. In ihr befanden sich einige Kleidungsstücke. Nachdem sie sich durchgewühlt hatte, was passendes fand,zog sie sich sogleich um. Bei dem dunkel violetten Mieder mit Blumenmuster hatte sie etwas Schwierigkeiten,doch selbst das meisterte sie.
Sie trat vor den Spiegel,betrachtete sich kurz und erblickte dabei einen kleinen goldenen Schlüssel. Er war herzförmig und von Ranken umschlungen. Neugierig nahm sie diesen in die Hand, als er plötzlich anfing bläulich zu leuchten. Vor Schreck ließ sie ihn sofort wieder fallen und auch das Leuchten erlosch. Sie wagte es nicht noch einmal ihn zu berühren,schüttelte nur den Kopf und begab sich zur Hängematte. Ihr war schwindlig und wenn sie hier schon nicht raus kam,konnte sie sich auch ein wenig noch ausruhen. Kaum das sie die Augen geschlossen hatte,war sie auch schon dem Schlaf verfallen. Vor ihren Augen tauchten die Bilder vom Überfall auf. Ihr Butler Jerry tauchte nochmal vor ihrem inneren Auge auf,verschwomm aber und das Gesicht ihrer Mutter kam zum Vorschein.  Ihre Mutter hielt ein diadem mit wunderschönen Edelsteinen versetzt in den Händen. Das Diadem wurde in eine Schatulle gelegt,welches anschließend mit Bannsiegeln verschlossen wurde. Anschließend betrat sie mit der Schatulle ein Schiff,welches sich immer mehr entfernte. Ganz gleich wie sehr sie die Hand nach ihrer Mutter austreckte und nach ihr rief, sie kam nicht vom Fleck weg. Ganz leise erklang die Stimme ihrer Mutter dann im Hintergrund.
~Prinzessin Linara Nitha Dero.Hör mir gut zu. Meine Zeit des Lebens neigt sich dem Ende zu, deshalb werde ich dir nun etwas sehr wichtiges anvertrauen. Nämlich den Aufenthaltsort unseres Familienschatzes. Du musst mir versprechen, wirklich niemanden, nicht einmal deiner Schwester oder  sonst jemanden,davon zu erzählen. Wenn du oder Merithide mal in Not seid, kannst du jederzeit auf diesen Familienschatz zurück greifen. Jedoch! Die goldene Schatulle mit den Bannsiegeln, in dem sich das Diadem befindet, darfst du unter keinen Umständen öffnen! Das Diadem ist verflucht und nur mit sehr starker Magie gelang es mir endlich,mich von ihm lossagen zu können. Doch dadurch büße ich nun mit meinem Leben. Begehe nicht den selben Fehler wie ich. Halte dich von dem Diadem fern. Nun zum Aufenthaltsort. Der Familienschatz befindet sich auf einer verborgenen Insel namens Cornaria. Nur unsereins wird den Weg dorthin finden können.Niemand sonst,wird je dazu in der Lage sein die Insel ausfindig zu machen.
Mit den Worten "
Per sanguinem Dero familiae, quae in me est, nunc aperi portam " öffnest du in einer Felswand ein magisches Tor. Durch den Gang gelangest du in einen unterirdischen Raum. Es gilt verschiedene Rätsel zu lösen,um weiter zu kommen,doch ich bin mir sicher das du sie lösen wirst. Am Ende wirst du eine gold-weiße Doppelflügeltür finden. Diese kannst du wie folgt öffnen: "Die Erben sind zurück gekehrt. Merithide Sinora, Linara Nitha, Kathryn Kalynn, Marlin Maruke Mattwee." Du musst unbedingt diese Reihenfolge beachten und einhalten. Ich liebe euch, meine wunderschönen Töchter.Gebt auf euch acht und bewahre als Letzte unser Geheimnis.~
Kaum das die letzten Worte gesprochen waren,wurde alles von Dunkelheit verschlungen
Ob sie unseren Familienschatz wollen? Doch woher sollten sie davon wissen?, fragte sie sich selbst im Traum. Doch selbst das Denken fiel ihr mehr und mehr schwer,wodurch sie langsam immer tiefer in den Schlaf sank,der letztendlich traumlos fortgeführt wurde.



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⏰ Last updated: May 24, 2022 ⏰

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